Pfingstnovene 2020

9. Tag: Als der Pfingsttag gekommen war …

Eröffnungsgebet

Atme in mir, Heiliger Geist
Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges bewahre.
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige niemals verliere.
(dem hl. Augustinus zugeschrieben)

Heute ist der letzte Tag der Pfingstnovene. Wir haben in den vergangenen Tagen jeweils eine Gabe des Heiligen Geistes näher betrachten können. Danken darf ich allen, die sich darauf eingelassen hatten ein Thema zu bearbeiten. Und danken darf ich auch Pfr. Hambücher und Julia Mattheis, die die Beiträge jeden Tag auf der homepage eingestellt hat. Eine Pfingstnovene dient der Vorbereitung auf das Pfingstfest.

Bibelstelle

Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus in dem sie waren. (Apg. 2,1+2)

Impuls

In den letzten Tagen haben wir die 7 Gaben des Heiligen Geistes, wie sie in Jesaia 11,1-3 auf den Messias hin gedeutet, aufgeführt werden, betrachtet.

Doch bevor eine Geistesgabe in einem Menschen wirksam werden kann, muss der Mensch mit dem Heiligen Geist selbst erfüllt – berührt werden. Den Aposteln, den begleitenden Frauen und Maria geschah das am Pfingsttag. Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie diese Erfüllung mit dem Heiligen Geist erfahren haben; dass Sie wissen, wann, unter welchen Umständen und vor allem wie das war, als der Heilige Geist bei Ihnen eingezogen ist.

Pfingsten selbst war das jüdische Fest der Erstlingsfrüchte, also ein Erntedankfest im Frühjahr, und wurde parallel im Laufe der Jahrhunderte zum Fest der Thora – des Gottesworts. Das Wort Gottes ist wiederum vom Hl. Geist gegeben, inspiriert worden. Und Jesus selbst ist das lebendige Wort Gottes, das in die Welt gekommen ist. In ihm teilt sich der Vater mit.

Vor einigen Jahren las ich ein Buch in dem der Autor von den zwei wichtigsten Dingen schreibt, die der Heilige Geist uns mitteilt. Ich war beim Lesen zunächst von seiner Aussage enttäuscht, doch nach etwas Nachdenken musste ich ihm zustimmen. Also:

Das erste und wichtigste ist: Wer ist Jesus. Der Heilige Geist lässt uns verstehen, dass in Jesus Gott Mensch wurde und er am Kreuz unsere Sünde getragen hat und in seiner Auferstehung die Tür zum ewigen Leben geöffnet hat.

Und das zweite ist: Wer sind dann wir Getaufte, die an Jesus Christus glauben, wenn Jesus der Sohn Gottes ist? Wir sind Kinder Gottes, unseres himmlischen Vaters und wir gehören zu Jesus.

Wir feiern Pfingsten! Nicht mehr das Fest der Erstlingsfrüchte sondern wir feiern den Erstgeborenen von den Toten.

Wir feiern, dass er uns nicht alleine lässt, sondern uns seinen Heiligen Geist gesandt hat. Den Geist, der uns mit Christus verbindet.

Wir feiern, dass wir gemeinsam Kirche sind.

Wir feiern, dass der Heilige Geist uns zusammengeführt hat und er schenkt uns die große Freude am Glauben, die uns Gemeinde sein lässt. Der Heilige Geist will aber eingeladen und gebeten sein. Er kommt meist mit Sanftmut und fragt nach unserer offenen Tür. Bitten wir ihn, dass er bei uns einkehrt!

Bittgebet um den Heiligen Geist

  • Komm Hl. Geist und erneuere das Angesicht der Erde!
  • Komm mit den sieben Gaben!
  • Komm Geist des Lebens, Geist der Wahrheit, Geist der Gemeinschaft und der Liebe! Die Kirche und die Welt brauchen dich.
  • Komm, Hl. Geist, und lass die von Dir gespendeten Charismen immer reichere Frucht bringen.
  • Schenke uns neue Kraft und missionarischen Elan.
  • Weite unser Herz und belebe unser christliches Engagement in der Welt.
  • Mach uns zu mutigen Boten des Evangeliums und Zeugen des auferstandenen Christus, des Erlösers und Heilands der Menschen.
  • Stärke unsere Liebe und Treue zu allen Menschen und zur Kirche.

Ein reich gesegnetes Pfingsten wünsche ich Ihnen allen.

Andreas Wellner, Diakon in der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest

 

8. Tag: Die Gabe der Gottesfurcht

Die Gottesfurcht ist die Gabe, die uns bewusst macht wie groß Gott wirklich ist und dass wir uns ihm hochachtungsvoll und vertrauensvoll zuwenden können. Wir müssen vor Gott keine Angst haben. Er ist für uns, der „wie Vater und Mutter liebende Gott“. Er ist uns Wegbegleiter, nimmt uns an die Hand und schenkt uns seine bedingungslose Liebe.

Gottes Größe ist wunderbar, unvorstellbar, unbegreiflich! Sie ist sichtbar im Nächsten, in der Natur – sogar jetzt, in diesen unglaublichen Corona-Zeiten.

Die Gottesliebe schenkt Hoffnung, gibt Kraft, vertreibt das Böse und zeigt Wege zum Nächsten. Sie vermittelt uns Großmut, zerstreut Zweifel, macht uns dankbarer, demütiger, ruhiger, toleranter und zuversichtlicher. Gottesfurcht hat nichts mit Angst zu tun, sondern mit Respekt und Ehrfurcht unserem Gott gegenüber, der uns liebt und den auch wir lieben.

In einem kurzen Gebet wollen wir uns Gott in unserer Umgebung vergegenwärtigen und ihm unsere Herzen zuwenden. Der Heiliger Geist erfülle unsere Herzen und schenke uns seine Gaben der Ehrfurcht und der Liebe.

Atme in mir, Heiliger Geist

Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges bewahre.
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heiliges niemals verliere.
Führe mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige Gottes fürchte und liebe.
(dem hl. Augustinus zugeschrieben)

Im Wachsen der Gottesfurcht schwindet jegliche Form von Menschenfurcht. (Papst Franziskus).
Im Wachsen der Liebe wandelt sich die Gottesfurcht zur vollkommenen Liebe.

Betrachten wir dazu Worte aus der Heiligen Schrift

  • „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit“ (Ps. 111,10)
  • „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis“ (Spr. 1, 7)
  • „Die Furcht des Herrn ist eine Gabe vom Herrn, denn sie setzt auf Wege der Liebe“ (Sir. 1,12)
  • „Kommt, ihr Kinder, hört mir zu! Die Furcht des HERRN will ich euch lehren!“ (Ps. 34,12)
  • „Die Furcht des Herrn ist ein Lebensquell, um den Schlingen des Todes zu entgehen.“ (Spr. 14,26)
  • „Das sind die Verheißungen, Geliebte, die wir haben. Reinigen wir uns also von aller Unreinheit des Leibes und des Geistes und streben wir in Gottesfurcht nach vollkommener Heiligung.“ (2Kor 7,1)
  • „Die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samarien hatte nun Frieden; sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht des Herrn. Und sie wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes.“ (Apg. 9,31)

Lied gesungen oder gesprochen: GL 838 in 3 Strophen

  1. Lobe den Herrn meine Seele …
  2. Fürchte den Herrn meine Seele …
  3. Liebe den Herrn meine Seele…

Impuls

Die Geistesgabe der Gottesfurcht. “Selig der Mensch, der stets Gott fürchtet” (Spr 28,14). Wir leben in der Epoche der Kirchengeschichte, die das barmherzige und väterliche Antlitz Gottes wiederentdeckt hat. Wir brauchen vor Gott keine Angst zu haben, er steht nicht über uns mit dem erhobenen Zeigefinger.

Nicht um zu richten, sondern um zu retten hat er seinen Sohn in die Welt gesandt (Joh. 12,47).

Gottesbund mit der Erde ist sein Versprechen:  Es werde!

Gottesfurcht – Gottesliebe – sind ein gegenseitiges Versprechen.

Angebot und Zustimmung:

Gott schenkt sich uns Menschen und er gibt uns Verantwortung. Er steht für uns ein. Seine Zuwendung ist Lebensgarantie für die Welt, für jeden von uns bis in den Tod und darüber hinaus, „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen   „ (Joh. 14, 2) sagt uns Jesus zu!

Unsere Möglichkeiten:

Einen Lebensstil in Verantwortung vor Gott, den Menschen, dem Nächsten und für die Zukunft einüben: Es bleiben Glaube – Hoffnung – Liebe.

Dieses Zeichen seiner Verbundenheit hat Gott uns gegeben …

…..den Regenbogen

Er bleibt Gottesbund mit der Erde. Er ist verlässlich. SEIN Versprechen: Es werde!

Lied GL 851 oder GL 853

Fürbitten

  • Komm Heiliger Geist, schenke uns die Gabe der Gottesfurcht damit wir durch Demut und geistige Übungen alle unsere Unzulänglichkeiten überwinden. Heiliger Geist, kehre bei uns ein.
  • Komm, o Geist der Gottesfurcht! Durchdringe unser ganzes Wesen mit heiliger Liebe, damit wir Gott allzeit vor Augen haben. Heiliger Geist, kehre bei uns ein.
  • Komm Heiliger Geist, lass uns durch die Gottesfurcht die Wahrheit erkennen. Heiliger Geist, kehre bei uns ein.
  • Komm Heiliger Geist, lass uns Gottes Liebe dankbar erwidern und stetig wachsen. Heiliger Geist, kehre bei uns ein.
  • Komm Heiliger Geist, bleibe bei uns in unseren Herzen und stärke uns auf unserem Lebensweg. Heiliger Geist, kehre bei uns ein.
  • Komm Heiliger Geist in unsere unsichere Welt und stärke alle Menschen.  Hilf denen die an Corona erkrankt sind, tröste die Trauernden, die Leidenden und die Verzweifelten. Heiliger Geist, kehre bei uns ein.
  • Komm Heiliger Geist, und unterstütze mit deiner Kraft alle Verantwortlichen und Helfer im Kampf gegen das Virus. Komm Heiliger Geist kehre bei uns ein.

Der Heilige Geist besiegelt die Liebe zwischen Vater und Sohn. Diese Liebe umfasst die Kirche, die gesamte Welt und alle Geschöpfe dieser Erde. Jeder einzelne von uns darf sie erfahren. Lass uns jetzt beten, wie der Herr uns zu beten gelehrt hat:

Vater unser

Segensgebet

Es segne uns Gott, der die Jünger mit dem Heiligen Geist erfüllt hat. Amen.
Er schenke uns die Freude des Heiligen Geistes und den Reichtum seiner Gaben. Amen.
Das Feuer des Geistes läutere uns, seine Wahrheit führe uns, seine Kraft geleite uns vom Glauben zum Schauen. Amen.
Das gewähren uns der gute und barmherzige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen

Autorenteam

Anita Brandsch und Alfred Körner, St. Theresia

7. Tag: Die Gabe der Frömmigkeit

Eröffnungsgebet

Atme in mir, Heiliger Geist
Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges bewahre.
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige niemals verliere.
(dem hl. Augustinus zugeschrieben)

Wir betrachten heute die Gabe der Frömmigkeit.

Die Gabe der Frömmigkeit weist auf unsere enge Verbundenheit mit Gott hin, der dem Leben einen Sinn gibt. Diese Bindung an Gott darf jedoch nicht als etwas Erzwungenes verstanden werden, sondern muss von Innen-her-kommen. Es handelt sich hier somit um eine wahre Herzensangelegenheit.

 „In der Gabe des kindlichen Vertrauens wächst das kühne Vertrauen und die Liebe Jesu zu Seinem himmlischen Vater in uns. Das motiviert, für den Vater zu leben.“ (Papst Franziskus)

Bibelstelle

„Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich / Wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.“ (Ps. 63,7)

Komm Heiliger Geist der Frömmigkeit, berühre mein Herz und bringt mich so auf natürliche Weise zum Gebet zu Gott, damit ich eine echte und tiefe innere Vertrautheit mit ihm erfahre. Amen.

Impuls

Die Geistesgabe der Frömmigkeit. Das Gebet ist für die Seele, wie der Atem für das Leben. Ohne das Gebet trocknen die Seele und der Glaube aus. Wir können keine Christen sein ohne Gebet und innige Gottesbeziehung.

Die Bibel, das Alte und Neue Testament, überliefern viele Gebete der frommen Menschen. Jesus selbst war ein engagierter Beter. Die Kirche ist entstanden aus den Menschen, die sich zum Gebet versammelten. Das Beten ist nicht leicht. Viele halten es für Zeitverlust, für unproduktive Beschäftigung.

Das Beten muss aber gelernt sein. Paulus hat gelernt den Geist in sich beten zu lassen. Er schreibt: So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können (Röm 8,26). Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater. (Gal 4,6).

Wir bitten heute um die Gabe der Frömmigkeit, damit der Heilige Geist unser Gebet, unseren Gesang, unseren Gottesdienst mit seinem Gebet erfülle und vor Gott trage.

Fürbitten

Heiliger Geist, Beistand des Vaters, lass uns vertrauen auf deine Stärke, deine Zuversicht, dein Da-sein für uns in Liebe.

Schenk uns deine Gabe der Frömmigkeit.

Heiliger Geist, Beistand des Vaters, lass uns in der Beziehung und in der Gemeinschaft mit Gott wachsen und uns als seine Kinder leben.

Schenk uns deine Gabe der Frömmigkeit.

Heiliger Geist, Beistand des Vaters, lass uns gleichzeitig, diese Liebe auch den anderen zuwenden und sie als Schwestern und Brüder zu erkennen.

Schenk uns deine Gabe der Frömmigkeit.

Heiliger Geist, Beistand des Vaters, lass uns alle Frömmelei, d. h. sich scheinheilig geben, ablegen und wahrhaft fromm werden, d. h. authentisch zu sein in der Nächstenliebe.

Schenk uns deine Gabe der Frömmigkeit.

Heiliger Geist, Beistand des Vaters, macht uns ruhig, geduldig, lass uns im Frieden sein mit Gott und sanftmütig im Dienst.

Schenk uns deine Gabe der Frömmigkeit.

Heiliger Geist, Beistand des Vaters, wir bitten Dich: für alle, denen es schwer fällt zu vertrauen; sei es aus Krankheit, Armut, Perspektivlosigkeit, Krieg, Ausweglosigkeit oder Skepsis allem gegenüber.

Schenk uns deine Gabe der Frömmigkeit.

Komm, o Geist der Frömmigkeit! Flöße meinem Herzen wahre Gottseligkeit und heilige Liebe zum Herrn ein. Entzünde in mir Eifer für die Ehre des Allerhöchsten und lasse mich ganz deinen heiligen Diensten geweiht sein. Möge durch deine Gnade mein Leben ein immerwährendes Lob- und Dankgebet vor dem Herrn werden.

Vater unser

Noch ein Nachdenkimpuls

„Ab wann ist ein Mensch fromm? Wenn er seinen Glauben lebt! […] Fromm sein ist eine Lebenseinstellung und kein Wettbewerb. Es gibt kein Richtig oder Falsch, kein „zu viel“ oder „zu wenig“. […] Fromme Menschen nehmen sich selbst nicht so wichtig, denken nicht an sich und können zu ihren Fehlern und Schwächen stehen und müssen sie nicht vertuschen. Ein Mensch, der wirklich fromm ist, bei dem ist Glauben und Leben identisch.“ (Stephan Sigg, Theologe)

Segensgebet

Guter Gott,
segne uns mit der Gabe der Frömmigkeit damit wir stets in deiner Nähe leben.
Dazu segne uns der
Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen

Autorin

Edna Yehouessi, seit 1987 in Weilimdorf und seit 2000 in der Salvator-Gemeinde. Derzeit mitwirkend im liturgischen Dienst als Kommunionhelferin mit der Option für Krankenkommunion, Ansprechperson für das jeweils monatliche Taizé-Abendgebet und die Eucharistische Anbetung in der Salvator Kirche.

Ich bin französische Staatsbürgerin mit westafrikanischer Herkunft und lebe seit 41 Jahre in Deutschland. Als Softwareentwicklerin ausgebildet ich habe viele Jahre als solche gearbeitet. Jetzt arbeite ich freiberuflich als Sprachtrainerin und Dozentin.

Quellenangaben

7 Gaben des Heiligen Geistes: Die Gabe der Frömmigkeit. Firmvorbereitung in der Erzdiözese Wien (www.erzdiözese-wien.at)
Generalaudienz vom Papst Franziskus am 4. Juni 2014: Die Gaben des Heiligen Geistes: 6. Die Frömmigkeit

6. Tag: Die Gabe der Erkenntnis, Gabe der Wissenschaft

Atme in mir, Heiliger Geist

Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges bewahre.
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige niemals verliere.
(dem hl. Augustinus zugeschrieben)

Heute betrachten wir die Gabe der Erkenntnis, die auch Gabe der Wissenschaft genannt wird.

Schriftstelle

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin (1Kor 13,12).

Und im ersten Timotheus-Brief lesen wir: Er (Gott) will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen (1Tim 2,4).

Impuls

Was bedeutet dieses Erkennen, was ist mit der Gabe der Erkenntnis gemeint?

Die Gabe der Erkenntnis lässt uns nicht nur das Äußere sehen, das, was vor Augen steht; sie lässt uns tiefer schauen, von innen her erahnen und erfassen, schenkt innere Gewissheit und Sicherheit. Sie lässt tiefste Wahrheiten aufleuchten, auch „dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält“ (aus Goethes Faust).

Die Gabe der Erkenntnis erschließt Zusammenhänge – Sinnzusammenhänge, Zusammenhänge von Ursachen und Konsequenzen. Sie schenkt Einblick in die Gegebenheiten der Zeit und meines Lebens und gibt zugleich die Fähigkeit und die Kraft, die jetzige Zeit mit allen Herausforderungen und mein vielleicht unbedeutend scheinendes Leben, das doch so groß ist, auch zu bewältigen.

Die Gabe der Erkenntnis lässt uns die Zeichen der Zeit verstehen und das Gebot der Stunde erfassen.

Diese Gabe führt uns auch tiefer in eine Beziehung zu Gott hinein. Sie hilft uns, in Einklang mit ihm zu sein, lässt uns an seiner Sicht teilhaben. Sie ermöglicht uns, von Gott her zu sehen, sozusagen mit seinen Augen auf die Welt, auf die Geschichte, auf die Schöpfung, auf die Menschen um mich herum und auch auf mich zu sehen.

Die Gabe der Erkenntnis hilft uns, Gott zu erahnen, ihn als Schöpfer und Herrn von allem zu „begreifen“, in allem Unbegreifbaren des Lebens.

Wenn wir auf die Schöpfung schauen, hilft uns diese Gabe, die Größe des Schöpfers zu erahnen und unseren Platz in diesem Gefüge zu erkennen: Als Menschen sind wir Geschöpfe mit besonderer Verantwortung, Krone der Schöpfung. Unser Verhalten und unser Tun als einzelner Mensch und als gesamte Menschheit haben Konsequenzen für die ganze Schöpfung.

Der Heilige Geist macht uns durch diese Gabe der Wissenschaft nicht klug – im Sinne eines höheren Intelligenzquotienten. Die Gabe, die er gibt, hat nichts mit sachlichem, nüchternem, erlernbarem Wissen zu tun oder mit Neugier.

Diese Gabe des Heiligen Geistes hilft uns, mit dem in allen Bereichen rasant zunehmenden Wissen und Können verantwortungsvoll umzugehen und alles nach dem Willen Gottes anzuwenden. Ohne sie ist die Gefahr groß, dass der Mensch alles macht, was er machen kann, dass er alles verfügbare und gewonnene Wissen auch nach Beliebigkeit umsetzt, sofern er die Macht dazu hat. Wissen ohne die Gabe der Wissenschaft kann leicht missbraucht werden, Unheil bewirken, zerstören.

Die Gabe der Erkenntnis, der Wissenschaft, hilft uns, in Einklang mit Gott, mit der Schöpfung und mit uns selbst zu sein.

Fürbitten

Heiliger Geist, in diesen Tagen vor Pfingsten bitten wir Dich um Deine Gaben, heute besonders um die Gabe der Erkenntnis:

  • Für alle, die in Wissenschaft und Forschung tätig sind: Dass sie verantwortungsbewusst handeln. Komm, Heiliger Geist.
  • Für unseren Umgang mit der Schöpfung: Lass uns in Einklang mit deinem Willen leben. Komm, Heiliger Geist.
  • Für alle Getauften: Führe sie tiefer in die Beziehung zum Vater und zum Sohn und lass sie aus ihr leben. Komm, Heiliger Geist.
  • Für alle, die unter der jetzigen Zeit leiden und mit ihrem Leben nicht fertig werden: Schenke ihnen Trost und Kraft. Komm, Heiliger Geist.
  • Für alle Menschen, die sich zum Wohl anderer engagieren: Gib ihnen die Gaben, die sie für ihr Tun und ihren Dienst besonders benötigen. Komm, Heiliger Geist.
  • Für uns alle: Lass uns die Zeichen der Zeit verstehen und befähige uns, die richtigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Komm, Heiliger Geist.

Heiliger Geist, wir danken dir für deine Gaben und für dein Wirken in der Welt, in der Schöpfung, in den Herzen der Menschen. Wir danken dir, dass du unser Beistand bist und wir auf deine Hilfe vertrauen können.

Du, Heiliger Geist, bist eines Wesens mit dem Vater und mit Jesus Christus, dem Sohn. Du führst uns auch zu Jesus und zum Vater. Du lässt uns erkennen, dass wir Kinder Gottes sind und beten dürfen, wie Jesus uns gelehrt hat:

Vater unser

Segensgebet

Gott, du Geber alles Guten, segne uns mit den Gaben deines Geistes. Lass sie in uns wachsen und reiche Frucht bringen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Autorinnen

Claudia Brenner und Cornelia Brenner, Gebetskreis Feuerbach

5. Tag: Die Gabe der Stärke

Eröffnungsgebet

Atme in mir, Heiliger Geist
Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges bewahre.
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige niemals verliere.
(dem hl. Augustinus zugeschrieben)

Wir betrachten heute die Gabe der Stärke. Durch diese Gabe (geben, bekommen) werden wir vom Heiligen Geist im Glauben und für unser Leben be-stärkt.  In der Firmung bekommen wir diese  Bestärkung durch das Sakrament zugesprochen. Im Alltag hilft uns die Bestärkung  Ängste und Unsicherheiten zu überwinden.

Zwei Bibelstellen berühren mich dabei besonders:

Im Paulusbrief an die Philipper heißt es: Alles vermag ich durch den, der mich stärkt. ( Phil 4,13) und die Worte Davids, als der Herr ihn aus der Gewalt all seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettete: Ich will dich lieben, Herr meine Stärke, Herr, du mein Fels, meine Burg und mein Retter . ( Ps 18,2.3a).

Impuls

Bei der Bitte um Stärke wird deutlich, dass es hierbei nicht um Stärke im Sinne von Gewalt geht, sondern diese Stärke klar dem Frieden dient. Sie sollte auch in schwierigen Lebenssituationen der Grundton eines christlichen Lebens sein, der auch unser tägliches Handeln prägt. ( Phil 4,13 ).

Wir leben heute in einer Welt, in der wir immer mehr an unsere Grenzen kommen. Der Mensch erlebt seine Hilflosigkeit angesichts einer gefährdeten Welt und seiner eigenen Unzulänglichkeit. Als Beispiel nenne ich die derzeitige Viruspandemie und die Wasserknappheit wegen fehlenden Regens.

Wir sind versucht mutlos zu werden und können uns selbst nicht aus den Bedrängnissen befreien. Wir sagen, wir seien oft ausgebrannt und müde. Die Aufgaben werden uns zu groß, und wir erleben, dass uns die Kraft verlässt. Wie oft bewegt sich nichts oder scheint nichts weiter zu gehen in der Gesellschaft, der Nachbarschaft, der Familie. Die Mühe findet keinen sichtbaren Erfolg. Alles droht ziellos und kraftlos zu werden.

Bei mir sind es dann die scheinbar kleinen Dinge, die mich aus dem Sumpf ziehen: ein zweckfreies Lächeln, die Freude eines Kindes, ein optimistisches Gespräch, die Sympathie eines fremden Menschen, die Schönheit eines Sonnenaufganges und das Vogelgezwitscher am Morgen.

Wir erleben Gottes Schöpfung und seine Gemeinschaft. Wir finden Stille, lebendige Worte, gemeinsames Gebet, hilfreiche Zeichen und menschliche Gesichter. Wir entdecken Chancen, Aufbrüche, Quellen und Neuanfänge. Wir finden Stärke, die uns geschenkt wird.

Wenn wir unsere Schwächen annehmen, entfaltet sich Gottes Kraft (2. Kor. 12,9)

Und da, wo wir unsere Begrenztheit eingestehen, wird uns die Stärke aus dem Heiligen Geist lebendig. Dann können wir nach den Bedrängnissen unseres Lebens einstimmen in „Ich will dich lieben, Herr meine Stärke, Herr, du mein Fels und meine Burg und mein Retter“.

Darauf dürfen wir hoffen, dass der Herr uns die Kraft der Liebe  schenkt. Er mutet uns nur so viel zu, wie wir die Herausforderungen tragen können. Darauf dürfen wir hoffen!!!

Fürbitten

V: Wir beten um den Geist der Stärke. Inmitten einer oft entmutigten Welt werden wir immer wieder kleingläubig.

A: Komm, Heiliger Geist, lass uns leben aus Deiner Stärke.

V: Wir erkennen oft das Gute, das wir tun wollen, haben aber nicht die Kraft es zu tun.

A: Komm, Heiliger Geist, lass uns leben aus Deiner Stärke.

V: ln unseren Ängstlichkeiten und Befürchtungen verlieren wir oft das Vertrauen auf Deine frohe Verheißung.

A: Komm, Heiliger Geist, lass uns leben aus Deiner Stärke.

Komm, o Geist der Stärke! Gib meinem Herzen Kraft und Standhaftigkeit. Stärke mich in aller Verzagtheit, besonders dort wo ich mit meinen eigenen Kräften am Ende bin. Gib mir Kraft im Glauben treu zu sein, eine unbeirrbare Hoffnung auf Gott zu haben und in der Liebe zu meinen Mitmenschen nicht nachzulassen. Amen.

Vater unser

Segensgebet

Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir seinen Frieden.
Amen

Autorinnen

Ich heiße Gerlinde Sachs und bin in verschieden Bereichen in Salvator tätig. Sehr gerne beschäftigen mich besondere Themen, wie jetzt die Pfingstnovene, um den eigenen Glauben für die Gemeinde darzulegen. Angesprochen hat mich besonders die Gabe der Stärke, die wir ja alle immer wieder im Alltag besonders benötigen. Die intensive textliche Vorbereitung lässt mich im Glauben wachsen und dafür bin ich sehr dankbar.

Mein Name ist Birgit Feurer. Ich bewege mich gerne draußen in der freien Natur. Singen mache ich mit großer Begeisterung, mein Lieblingslied: Ich trau auf dich o Herr. Ich sage Du bist mein Gott. In Deiner Hand steht meine Zeit, in deiner Hand steht meine Zeit. Gelobet sei der Herr, denn er hat wunderbar seine Liebe mir erwiesen und Güte mir gezeigt.

4. Tag: Rat

Wir befinden uns in den Vortagen vor Pfingsten und auch heute geht es wieder um den Hl. Geist. Doch wer ist der Hl. Geist für mich? Kenne ich ihn denn überhaupt? Von Gott-Vater und Gott-Sohn da habe ich eher Bilder vor Augen und wende mich auch mit Worten an sie. Der Hl. Geist war da früher eher für mich der „unbekannte Gott“. Auch die Bibel spricht eher wenig, was oder wer der Hl. Geist ist, jedoch finde ich Vieles, was durch den Hl. Geist geschieht, was Er bewirkt. …

Wir lesen im Johannesevangelium:

„Der Beistand, aber, der Hl. Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich gesagt habe.“ (Joh. 14,26) Oder an einer anderen Stelle beeindruckte mich, wie plötzlich die Jünger Jesu anfangen zu verstehen und die Angst von ihnen weicht, als der Auferstandene zu ihnen kommt und sagt: „Friede sei euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich auch euch…Empfangt den Hl. Geist!“ (Joh. 20,21-22).

Da kommt neues Licht und Sicherheit  in das Leben der Jünger.

Fast automatisch kommt da die Frage, ob ich auch heute in meinem Leben an die Zusage Jesu glauben und daraus leben kann…. Hat das, was Jesus versprochen hat, mit mir und meinem so ganz normalen Alltag zu tun? Und da spüre ich, ganz tief „drin“, dass Gott DA IST, in mir ist und ich auch Seine Stimme vernehmen kann, die mich anspornt, die mir Rat gibt,  die mir hilft, Entscheidungen zu fällen. Auch in einem guten Gespräch, wo ich Seine Gegenwart spüren kann, kommt plötzlich neues Licht und eine Klarheit, was gerade in dieser Situation gut ist, zu tun.

Da erinnere ich mich an meine Arbeit. Im ärztlichen Bereitschaftsdienst rufen Menschen an und wollen wissen, wie sie sich in einer konkreten (gesundheitlichen) Situation verhalten müssen, was sie besser tun sollen… Gerade heute war es wieder so: Das Telefon klingelt und ich weiß ja nicht, wer jetzt anruft und einen Rat braucht, was gerade jetzt das Thema des Gespräches sein wird… und genau beim Klingeln und vor dem Hörer-abnehmen, kommen mir, inzwischen fast spontan, die Worte in mein Herz:  „Hl. Geist hilf du mir, gib mir die richtigen Worte als Antwort  für diese Person.“ Statt bei der derzeitigen aktuellen Corona-Hotline mit ihren spezifischen Themen kamen heute zweimal ganz andere, vielleicht  dahinterliegende Themen zum Vorschein. Als sich beide Male die Menschen am Ende des Gesprächs für den „guten Rat“ bedankten, ging mein Dank sofort weiter an den Hl. Geist, der ja auch die Gabe des Rates in sich trägt.

Dürfen wir nicht wirklich Vertrauen in den Heiligen Geist haben?
ER ist immer da … und schenkt uns seinen Rat!

Gebet

Der Psalm 16  sagt es so schön: (Vers 5-9)

Du, Herr, bist alles was ich habe;
du gibst mir, was ich zum Leben brauche.
In deiner Hand liegt meine Zukunft.
Ich darf ein wunderbares Erbe von dir empfangen,
ja, was du mir zuteilst, gefällt mir.
Ich preise den Herrn, denn er gibt mir guten Rat.
Selbst nachts erinnert mich mein Gewissen an das, was er sagt.
Ich sehe immer auf den Herrn.
Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle.
Darüber freue ich mich von ganzem Herzen,
alles in mir bricht in Jubel aus.
Bei dir, Herr, bin ich in Sicherheit.
(Hoffnung für alle)

Jemand hat mir dieses kleine  Kästchen als Geschenk und zugleich als Erinnerung zukommen lassen. Erst musste ich lächeln, doch dann habe ich den tiefen Sinn dahinter mehr und mehr verstanden.

Ich bete mit den Worten von Chiara Lubich:

„Heiliger Geist, so unaufdringlich bist du
und lässt uns frei.
Gewiss, manchmal bist du stürmisch und mitreißend,
doch meistens wehst du wie ein linder Wind…
Sieh, wie schwerfällig wir sind,
mach uns offen für dich.

Ich singe gern dieses Lied, das ich mit euch teilen möchte, um uns gemeinsam im Hl. Geist „stark“ zu machen:

Kein Tag soll vergehen,
an dem wir dich nicht anrufen,
dir danken, dich anbeten und lieben
und auf deine Stimme hören.
Schließ uns ein in dein großes Erbarmen, besonders in der Stunde der Finsternis…“

Autorin

Monika Mayerhofer, Fokolar-Gemeinschaft Stuttgart-Weilimdorf

3. Tag: Einsicht

DIGITAL CAMERA

Einführungsgebet

Atme in mir, Heiliger Geist
Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges bewahre.
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige niemals verliere.
(dem hl. Augustinus zugeschrieben)

Wir betrachten heute die Gabe der Einsicht bzw. des Verstandes. „Die Gabe der Einsicht zeigt uns den göttlichen Sinn in schwierigen Ereignissen und lässt uns die Wahrheiten des Glaubens von innen, vom Herzen, her erkennen.“(Papst Franziskus)

Bibelstelle

Anfang der Weisheit ist die Furcht des Herrn, die Kenntnis des Heiligen ist Einsicht (Sprüche 9,10)

Gedanken

„Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis“ gab mir damals mein Pfarrer als Konfirmationsspruch mit auf meinen weiteren Lebensweg. Und das, weil er es wohl gut mit mir meinte.

Hatte er mich doch auch vor versammelter Gemeinde an meiner Konfirmation die Einsetzungsworte des Abendmahls aufsagen lassen. Er wollte mir, die ich als Jugendliche alles mit dem Verstand  zu durchdringen suchte, mit auf meinen Weg geben, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die sich nicht allein mit dem Verstand erfassen lassen.

In „Coronazeiten“ bedeutet das für mich auch, dass wir uns nicht von der Angst vor allen schlimmen Folgen, die auf uns zukommen werden, leiten lassen. Gottesfurcht bedeutet für mich inzwischen, dass ich mich mit allem, was mich bedroht, in Gottes liebende Hände fallen lassen darf. Und das weil Gott so viel größer ist als alle vermeintlichen Sicherheiten und uns unendlich liebt.

Die Bilder, die Sie hier sehen, stammen nicht etwa vom Kirschblütenfest aus Japan, sondern aus meinem Heimatdorf Darmsheim bei Sindelfingen.

Als ich ein Kind war, befand sich an dieser Stelle, an der die Bäume stehen, ein tiefes Loch im Boden, das die Gemeinde in zwei Teile teilte. Und beim Mittagessen klirrten häufig die Gläser in der Vitrine, wenn im Steinbruch gesprengt wurde.

Dann folgte die Zeit, in der 3 Jahre lang täglich 70 Lastwagen mit Aushub vom Bau von Fabrikhallen der nahen Stadt Sindelfingen die Straße in eine Schlammspur verwandelten. Für mich als passionierte Fahrradfahrerin war das bei Regen manchmal eine Herausforderung, die ich als Jugendliche noch problemlos meisterte.

Als dieses Loch schließlich bepflanzt werden konnte, hatte der Bürgermeiste die findige Idee, frisch verheirateten Paaren das Angebot zu machen, die Patenschaft für einen Baum einer der japanischen Zierkirschen zu übernehmen. So wandelte sich der ehemalige Steinbruch in einen Park mit einem Blütenmeer.

Was hat diese Geschichte mit Einsicht zu tun?

Für mich bedeutet Einsicht tiefer sehen zu können. Der Verstand kann ausrechnen, wie viele Lastwagen mit Erde und Bauaushub es braucht, um den Steinbruch aufzufüllen. Die Einsicht aber ist diejenige, die eine Vorstellung davon entwickelt, wie schön der zukünftige Park werden wird. Und ohne diese Sicht, wird man das Projekt wohl kaum in Angriff nehmen.

Dabei geht für mich Einsicht weiter als der bloße Verstand. Wir alle kennen das Zitat von Saint-Exupéry aus dem „Kleinen Prinzen“: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Der Autor beschreibt hier etwas, dem wir in unserem Leben oft schon begegnet sind. Was wir mit dem Verstand begreifen oder für richtig halten, dafür schlägt noch lange nicht auch unser Herz. Es gibt auch das Sprichwort, dass der Weg vom Kopf zum Herzen die weitesten 50 cm sind.

Einsicht bedeutet für mich, dass dieser Weg überwunden ist. Sie bedeutet auch ein Ja zu Gottes Wegen in meinem Leben, zu denen der Verstand allein keine Zustimmung findet. Die Erkenntnis aus dem Buch Hiob ist für mich: Nicht das Verstehen führt zum Glauben, sondern der Glaube führt zum Verstehen. Und das geschieht bei Hiob, wie bei uns allen durch eine persönliche Gottes-Begegnung und Gottes-Beziehung.

Zurück zu meinem Konfirmationsspruch und Gottes Weg in meinem Leben:

Nachdem ich lange Zeit recht sorglos gelebt hatte, blieben wie in jedem Leben auch in meinem die Schwierigkeiten nicht aus. Und oft habe ich Gott angeklagt, dass er mich das Fürchten gelehrt hat – zuletzt bei meinem Fahrradunfall im November 2019 mit schweren Verletzungen.

Und dann war da doch auch immer wieder die Einsicht, dass Gott trotz allem odergerade in den Schwierigkeiten einen Weg für mich hat und nie war mir der mitleidende Christus näher, als in Stunden größter Schmerzen.

Fürbitte

Der Volksmund kennt das Wort: Meine Schuld einsehen. Wir bitten Dich, Herr erbarme Dich:

Herr schenke uns Einsicht, wo wir Dich unseren Vater, Bruder und Herrn in unserem Leben vergessen oder vernachlässigt haben. Wo wir nicht nach Dir und Deinem Willen gefragt haben. Wir bitten dich dafür um Vergebung und möchten uns dir neu zuwenden.

Herr schenke uns Einsicht, welche Vorstellungen und vermeintliche Sicherheiten wir loslassen müssen. Und schenke uns Vertrauen darauf, dass Du in Zeiten großer Veränderungen einen guten Weg für uns selbst und Dein Volk hast.

Herr, wir bitten auch um Einsicht für die Menschen, die in diesen Zeiten die Verantwortung übernehmen, andere Menschen zu führen. Schenke ihnen die nötige Sensibilität, dass sie Deine Stimme hören und Dir folgen.

Herr schenke uns Einsicht was wir selbst, unsere Kirche, unsere Gesellschaft durch die Coronakrise verändern müssen. Schenke uns, dass wir Deiner Liebe trauen, diese Liebe erleben und in die Welt tragen als Deine Boten.

Dafür bitten wir Dich um die Gabe der Einsicht des Heiligen Geistes. Amen

Segen

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch die Worte von Paulus aus 1. Kor. 13,11 ff in den heutigen Tag mitgeben:

„Als ich ein Kind war… heute erkenne ich nur bruchstückhaft, aber dereinst werde ich ganz erkennen, wie auch ich erkannt bin.“

Der auferstandene Herr segne uns mit dieser Gabe des Heiligen Geistes. Amen

Autorin

Dr. Hildegard Höfel-Wellner, ärztliche Psychotherapeutin, Stuttgart-Feuerbach

2. Tag: Die Gabe der Weisheit

Zugang zu jenem Raum in Jerusalem, in dem die Jünger sich nach der Auferstehung Jesu aufhielten und das erste Pfingsten erlebten


Das Innere jenes Raumes, im die Jünger das erste Pfingten erlebten

 

Eingangsgebet

Atme in mir, Heiliger Geist
Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges bewahre.
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige niemals verliere.
(dem hl. Augustinus zugeschrieben)

 

Bibelquellen

Apostelgeschichte 2, 1-4  So war das Pfingstfest herangekommen. Alle waren an demselben Ort beisammen. Plötzlich erhob sich vom Himmel her ein Brausen, als ob ein gewaltiger Wind daherkäme, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Es erschienen ihnen Zungen, wie von Feuer, die sich verteilten und sich auf jeden einzelnen unter ihnen nieder-ließen. Alle wurden voll des Heiligen Geistes und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Heilige Geist ihnen verlieh zu sprechen.

Jakobusbrief  3,17   Die Weisheit aber, die von oben stammt, ist vor allen Dingen lauter, dann friedliebend, bescheiden, folgsam, voll Erbarmen, voll guter Früchte, unparteiisch, ehrlich.

Isaias  11,2  Auf ihn lässt sich der Geist des Herrn hernieder, der Geist der Weisheit, des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Kenntnis und der Furcht des Herrn.

 

Einführung

 Die „Sieben Gaben des Heiligen Geistes“ werden in der Apostelgeschichte, in der uns vom ersten Pfingstfest berichtet wird, nicht eigens erwähnt. Dort wird vom Erzähler nur dargestellt, dass alle am selben Ort versammelt waren, ein Brausen über sie kam und sie vom Heiligen Geist voll waren.

Was unter diesem Heiligen Geist genauer zu verstehen ist wird schon im Alten Testament, im Buch Isaias, ausgeführt. Hier werden 6 Dimensionen, 6 Ausfaltungen des Geistes erwähnt; im Jakobusbrief, also im Neuen Testament, werden dagegen 8 Eigenschaften der Weisheit, die von oben kommt, genannt.

Dass wir heute von den „Sieben Gaben des Heiligen Geistes“ sprechen dürfte wohl ein Ergebnis der „Kanonisierung“ der Bibel um das Jahr 400 sein. Dabei wurde verbindlich fest-gelegt, welche Teile der „jüdischen Bibel“ als Altes Testament  und welche Beiträge aus den damals bekannten mehr als 20 „Evangelien“ zu der uns heute bekannten „Heiligen Schrift“ zusammengefasst wurden.

In diesem Rahmen wurde sicherlich die „Frömmigkeit“ als 7. Gabe des Heiligen Geistes eingefügt, damit die Zahl „Sieben“ auch hier erscheint. Diese „heilige Zahl“ kommt an zahlreichen Stellen in der Bibel immer wieder vor; sie hat stets eine besondere Bedeutung und wird auch als die „Zahl, die alles umfasst“ bezeichnet. Ein Beispiel hierfür ist das „Herrengebet“, das Vater unser.

 

Impuls

Wir betrachten heute die Weisheit als eine Gabe des Heiligen Geistes. Die Ausleuchtung dieser Eigenschaft des Geistes lässt erkennen, wie eng die 7 Gaben in sich zusammenhängen, sich gegenseitig bedingen, aus sich insgesamt heraus sich aus einer Wurzel einzeln ausbilden. Ohne Erkenntnis, ohne Verstand, ohne Gottesfurcht und ohne Frömmigkeit gelangen wir nicht zur echten, zur wahren Weisheit, die vom Heiligen Geist kommt. Und sicher ist auch, dass der Heilige Geist uns nicht nur eine oder einige dieser seiner Gaben schenkt. Er schenkt uns, wenn wir ihn darum bitten, die ganze Fülle seiner Gaben.

Die Weisheit sollte in unserem persönlichen Leben eine führende Rolle einnehmen, damit wir auch in schwierigen Situationen auf allen Ebenen die richtigen „Entscheidungen“ treffen. Die Weisheit des Herzens, die Weisheit des Alters, und der Erfahrung leisten uns dabei unverzichtbare Hilfen, um die „Weisheit der Kinder Gottes“ zu erlangen.

Hören wir also in uns hinein, um die Stimme der Weisheit des Geistes wahrzunehmen.

 

Fürbitten

Heiliger Geist        
komme mit Deinen Gaben auf mich herab und stärke mich

Heiliger Geist        
hilf mir mit Deiner Weisheit, das Richtige zu erkennen und zu tun

Heiliger Geist        
schenke mir in Deiner Weisheit den Blick für das Wesentliche in meinem Leben

Heiliger Geist        
schenke mir die Bereitschaft, mich von Deiner Weisheit auf meinem Lebensweg führen zu lassen

Heiliger Geist       
komme auf mich und verbleibe bei mir. Amen.

 

Gebet

Komm o Geist der Weisheit.

Lass mich erkennen, was mich auf meinem künftigen Weg, sofern mir ein solcher noch geschenkt ist, immer weiter und näher zur himmlischen Dreifaltigkeit bringt. Lass mich auf diesem Wege auf alle unnötigen irdischen Güter, Ehren und Freuden dann verzichten, wenn es meinem ewigen Heil dient. Lass mich dieses mit aller Weisheit und in Unterstützung durch Deine Gaben anstreben. Amen.        

 

 

 

Franz-Georg Wolpert

Kommunionhelfer / Lektor

St. Josef / St. Monika

 

 

 

 

1.Tag: Jesus vom Hl. Geist erfüllt

Herzlich willkommen zu unserer Pfingstnovene, die wir in diesem Jahr online gemeinsam beten.

Hinter einer Pfingstnovene steht die Idee, dass wir uns dem Gebet der Apostel zusammen mit den sie begleitenden Frauen und Maria vereinen und so wie damals im Obergemach auch heute um den Heiligen Geist für die Welt und die Kirche bitten.

Beginnen wir mit einem Gebet um den Heiligen Geist, das dem hl. Augustinus zugeschrieben wird.

Atme in mir, Heiliger Geist
Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges bewahre.
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige niemals verliere.
(dem hl. Augustinus zugeschrieben)

Bibelstelle: Aus dem Baumstamm Isais wächst ein Reis hervor: Der Geist des Herrn lässt sich auf ihn nieder: Der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht. Er erfüllt ihn mit dem Geist der Gottesfurcht. (Jes. 11,1-3)


Impuls

Vergangenes Jahr haben wir erstmals in der Gesamtkirchengemeinde die Pfingstnovene gebetet. Wir hatten als verbindendes Element die Pfingstsequenz.

Dieses Jahr wollen wir uns an den Gaben des Hl. Geistes aus dem Propheten Jesaia orientieren. Wir Christen erkennen in dem von Jesaia angekündigten geisterfüllten Menschen Jesus Christus, den Sohn Gottes. An jedem der Tage bis Pfingsten werden wir eine dieser Gaben näher betrachten. An dieser Stelle möchte ich allen danken, die sich auf diese Aufgabe für unsere Gesamtkirchengemeinde eingelassen haben. Ich kann heute schon so viel verraten, dass eine Fülle von inspirierenden Beiträgen zusammen gekommen ist.

Doch schauen wir jetzt auf Jesus. Er selbst war in einer unvergleichlichen Fülle mit dem hl. Geist erfüllt (vgl. Apg. 2,33). Der Geist des Herrn ruht auf ihm, schreibt Jesaia über 600 Jahre vorher. Bei seiner Taufe hören wir dann die Zusage des Vaters aus der Wolke: „Dies ist mein geliebter Sohn“.

Und Jesus lässt uns nicht allein. Nach der Himmelfahrt verspürten die Jünger/innen vielleicht eine gewisse Leere, ein Vaccum, das Jesus hinterlassen hat. Doch in Wahrheit ist ER immer bei uns. ER hat uns den Hl. Geist gesandt, damit wir das Leben gut meistern können. Auch in dieser Zeit, in der so vieles, was irgendwie selbstverständlich gewesen war, weggefallen ist.

Die Hilfe des Hl. Geistes können wir ganz konkret in seinen sieben Gaben erkennen, die unsere katholische Tradition aus unserer Jesaja-Lesung herleitet: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.

In dieser Situation benötigen wir sicherlich unterschiedliche Gaben: vielleicht braucht es gerade Stärke und Rat in der Familie, weil die berufliche Situation ungewiss geworden ist. Möglicherweise Einsicht und/oder Weisheit in dieser Zeit des Zusammenlebens mit viel Lagerkollerpotenzial. Vielleicht brauchen wir gerade angesichts von Zweifeln, ob Gott wirklich auch hier Herr der Lage ist, die Gaben der Frömmigkeit und der Gottesfrucht.

Niemand „besitzt“ von uns alle Gaben. Aber je nachdem wie unsere Situation gerade ist, können wir selbst unsere Gaben einsetzen, um diese zu meistern oder anderen helfen sie zu meistern. Wir können auch andere Menschen mit ihren Gaben bitten, uns zu helfen: in der Familie, in der Schulklasse, im Freundes- und KollegInnenkreis usw.

Von diesen Gedanken her stellt sich die Frage: Wer braucht jetzt gerade dort vielleicht meine Hilfe, wem kann ich jetzt dort mit meinen Gaben helfen – und von wem benötige ich vielleicht gerade Hilfe?

Dabei haben die letzten Wochen gezeigt: Bei aller Einschränkung unserer Bewegungsfreiheit können uns unsere verschiedenen Kommunikationsmittel helfen diese Situation gemeinsam zu meistern – angefangen beim Telefon bis hin zum Videochat mit mehreren Teilnehmenden. Häufig führt uns auch Gottes Führung zueinander.

Wir Christen sollen wissen an wen wir glauben und auf wen wir uns mit unserem Bekenntnis zu Jesus Christus einlassen. Gerade das 3. Kapitel des Johannesevangeliums (Verse 16 – 36) bringt den Heilsgedanken Gottes auf den Punkt. Der Vater sendet seinen Sohn und wer an ihn glaubt hat das ewige Leben. Die Qualität dieses Lebens in Fülle beschreibt sich in den von Jesaia aufgeführten 7 Gaben des Hl. Geistes.

In den nächsten Tagen können wir jeden Tag eine andere Gabe des Hl. Geistes näher betrachten, wobei einige dieser Gabe sich auf andere sehr eng beziehen werden.

Die Erfahrung des Heiligen Geistes und die Ausstattung mit seinen Gaben lässt uns verstehen, dass wir auf unserem Glaubensweg nicht alleine sind sondern Gott immer bei uns ist. So hilft das Betrachten der 7 Gaben des Hl. Geistes dazu unseren Glauben zu stärken.


Gebet:

Komm Hl. Geist und erneuere das Angesicht der Erde!

Komm mit den sieben Gaben!

Komm Geist des Lebens, Geist der Wahrheit, Geist der Gemeinschaft und der Liebe!

Komm Geist der Einsicht, des Rates, der Stärke, der Erkenntnis, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht!

Die Kirche und die Welt brauchen dich.

Komm, Hl. Geist, und lass die von Dir gespendeten Charismen immer reichere Frucht bringen. Schenke uns neue Liebe und missionarischen Elan gerade in dieser Zeit unseres gesellschaftlichen Wandels, dass wir ganz natürlich von deiner Hilfe und deiner Liebe erzählen.

Weite unser Herz und belebe unser christliches Engagement in der Welt.

Mach uns zu mutigen Boten des Evangeliums und Zeugen des auferstandenen Christus, des Erlösers und Heilands der Menschen.

 

Vater unser


Segensgebet

Herr, sende uns deinen Geist und verwandle uns zuinnerst mit seinen Gaben.
Schaffe in uns ein neues Herz, damit wir dir näher kommen und so gemäß deinem Willen umgestaltet werden. Dein Geist gewähre uns die Fülle seines Segens.

Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unserem Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Amen.

Andreas Wellner

Diakon in der SE Stuttgart-Nordwest

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pfingstnovene 2020

Trotz Coronakrise und auch gerade wegen ihr, möchten wir Sie in diesem Jahr zum Beten einer Pfingstnovene einladen. Wir können uns zwar zur Feier von Gottesdiensten treffen, doch war die Entwicklung in der Planung der Novene nicht abzuschätzen. Deshalb bieten wir die Novene auf der Homepage an. Ähnlich wie beim Kreuzweg wird in den Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten jeden Tag hier an dieser Stelle ein Gebet auf der Homepage stehen, das Sie mitbeten können.

Wir werden uns thematisch an den Gaben des Hl. Geistes aus dem Propheten Jesaja (Jes. 11,1-3) orientieren. Wir Christen erkennen in dem von Jesaja angekündigten geisterfüllten Menschen Jesus Christus, den Sohn Gottes. An jedem der Tage bis Pfingsten werden wir eine dieser Gaben näher betrachten.

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die sich auf diese Aufgabe für unsere Gesamtkirchengemeinde eingelassen haben. Ich kann heute schon so viel verraten, dass eine Fülle von inspirierenden Beiträgen zusammen gekommen ist.

Danke fürs Mitbeten!

Andreas Wellner, Diakon

 

Gebet für den Monat Mai

Maria, du Königin,
aufgenommen in den Himmel, du Zeichen ewigen Menschseins.
An dir zeigt uns Gott,
was die Auferweckung Jesu für alle Menschen bedeutet.
Nichts geht verloren von dem,
was ich in meinem körperlichen Dasein gelebt und erlebt habe.
Ich – all das, was mich ausmacht, was „eigentlich“ zu mir gehört –
werde nicht in Verwesung enden.
Der Tod hat keinen Stachel mehr.
Und was ich als Verwesung sehe,
ist ein Geschehen des Lebens, nicht des Todes.
Was meine unerlösten Augen noch sehen als Leben und als Tod,
das wird eins – im ewigen Leben.
Du Königin, aufgenommen in den Himmel, bitte für mich!

Quelle unbekannt

Auferstehungsweg, Ostermontag, 16. Station: Jesus begegnet den Emmausjüngern

Emmausweg

Das Bild zeigt einen Ausschnitt des Weges, der in den letzten Jahren Teil „unseres“ Emmausweges war: von St. Josef am Lemberg entlang nach St.Monika

Bibeltext

Die Frauen hatten den Jüngern vom leeren Grab und von der Botschaft der Engel berichtet, doch die Jünger glaubten ihnen nicht. Da gingen zwei von ihnen  miteinander in ein Dorf namens Emmaus, das etwa 12 km von Jerusalem entfernt  ist. Sie redeten miteinander über all das, was mit Jesus geschehen war, traurig, entsetzt und ratlos. Und während sie redeten kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. Doch ihre Augen waren gehalten, so dass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr redet? Und die beiden waren maßlos erstaunt und erzählten ihm alles – auch dass die Frauen ihnen gesagt hatte, dass Jesus lebe. Aber wie sollte man das glauben? Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen! Musste nicht der Christus all das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? Und er legte ihnen dar, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie erzählten den andern, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.(nach Lk 24,13-35)

Impuls

In den vergangenen Tagen lockte der Frühling zum Spazierengehen nach draußen. Auch am Lemberg waren viele unterwegs – oft zu zweit ins Gespräch vertieft. Ob es ihnen geholfen hat, mit den Fragen und Einschränkungen der Coronakrise besser klar zu kommen? Miteinander reden, zuhören und einem andern mein Herz ausschütten – das fällt mir beim Gehen leichter, vor allem dann, wenn es mich belastet.  Schritt für Schritt kommen wir weiter, entdecken vielleicht, was das alles für einen Sinn haben könnte. So ist es wohl auch den Jüngern ergangen. Sie haben gespürt, da ist noch jemand mit uns unterwegs: Jesus, unser Licht und unsere Hoffnung….

Die Jünger erkennen Jesus erst, als er ihnen das Brot bricht. Das feiern wir in jeder Eucharistiefeier: die unmittelbare Begegnung mit Jesus im gebrochenen Brot. Die Auferstehung Jesu ist nicht eine abstrakte Tatsache. Auferstehung meint, dass Jesus bei uns ist und wir bis heute von ihm berührt, geheilt und genährt werden.

Wegen Corona gab es über viele Wochen hin keine Eucharistiefeier. Haben wir diese unmittelbare Begegnung mit Jesus im gebrochenen Brot vermisst? Die Gemeinschaft mit den anderen? Anderseits haben wir auch neue Weisen entdeckt – miteinander und mit Jesus in Beziehung zu sein.  Wie wird es sein, wenn wir als Gemeinden wieder zum sonntäglichen Gottesdienst  zusammen kommen können?

In den letzten Jahren haben sich am Ostermontag Familien aus St. Josef und St. Theresia gemeinsam auf den Emmausweg begeben. Zielpunkt war St. Monika. Das steht auch sinnbildlich für die Wege, die unsere Gesamtkirchengemeinde in den vergangenen Jahren aufeinander zu gegangen ist. Vor allem da, wo wir uns im persönlichen Austausch näher kennengelernt haben, sind wir uns auch als Christen näher gekommen. Dieser gemeinsam gestaltete Kreuzweg ist ein schönes Beispiel dafür. Ich glaube, dass wir so auch Jesus Christus näher kommen.

Gebet

Bleib bei uns Herr, die Sonne gehet nieder,
in dieser Nacht sei du uns Trost und Licht.
Bleib bei uns Herr, du Hoffnung, Weg und Leben.
Lass du uns nicht allein, Herr Jesus Christ.

Bleib bei uns Herr, im Dunkel unsrer Sorgen.
Du bist das Licht, das niemals mehr erlischt.
Bleib bei uns Herr, bei dir sind wir geborgen.
Führ uns durchs Dunkel, bis der Tag anbricht.

Gotteslob Nr.94. 1+3.Strophe

Autorin

Mechthild Alber, ich wohne mit meiner Familie in Feuerbach und starte nun zum 2. Mal als Kirchengemeinderätin.

Auferstehungsweg, 15. Station, Ostersonntag

Kreuzigungsgruppe über dem Altar, Kirche St. Josef in Stuttgart-Feuerbach

Bibeltexte

Nach dem Sabbat, beim Anbruch des ersten Tages der Woche, kamen Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Sein Aussehen war wie ein Blitz und sein Gewand weiß wie Schnee. Aus Furcht vor ihm erbebten die Wächter und waren wie tot. Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch den Ort an, wo er lag! Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden und siehe, er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Sogleich verließen sie das Grab voll Furcht und großer Freude und sie eilten zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden. Matthäus 28, 1-8

Und siehe, Jesus trat ihnen in den Weg und sprach: „Seid gegrüßt.“ Sie traten zu ihm hin, umfassten seine Füße und beteten ihn an. Darauf sprach Jesus zu ihnen: „Habt keine Furcht. Geht hin und verkündet meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, dort werden sie mich sehen.“ Matthäus 28,9-10

Maria Magdalena stand am Grabe draußen und weinte. Wie sie so weinte, neigte sie sich in das Grab hinein. Und da erblickte sie zwei Engel dasitzen in weißen Kleidern, den einen zu Häupten und den anderen zu Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte. Sie fragten sie: „Weib, was weinst du?“ Sie sprach zu ihnen: „man hat meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat“. Dann wandte sie sich um und sah, wie Jesus vor ihr stand, sie wusste aber nicht, dass es Jesus war. Und Jesus sprach zu ihr: „Weib, was weinst du? Wen suchst du?“ Im Glauben, es sei der Gärtner, gab sie ihm zur Antwort: „Herr, wenn du ihn fortgetragen hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast, alsbald will ich ihn holen“. Jesus sprach zu ihr: „Maria“. Da wandte sie sich um und sprach zu ihm hebräisch: „Rabboni“ (d.h. Meister). Johannes 20, 11-16

Impuls

Die  heutige „Station“ befindet sich in  unserer Kirche St. Josef in Feuerbach. Die „Kreuzigungsgruppe“ über dem Altar konkretisiert , was eigentlich der Kern , die Ultima Ratio unseres christlichen Glaubens ist.

Wenn wir diese „Kreuzigungsgruppe“ genauer betrachten und sie auf uns wirken lassen, dann wird uns bewusst, dass sie die zwei wichtigsten Ereignisse im Leben Jesu zusammenfasst: Kreuzigung und Auferstehung. Das Kreuz ist vorhanden, tritt aber gegenüber der Auferstehung, die strahlend im Vordergrund steht, zurück. Aus dem leidenden, die Schuld der Menschen tragenden Jesus ist der strahlende Sieger über Kreuz und Tod geworden. Die Auferstehung hat über den Tod gesiegt. Elementare Ereignisse wie z.B. Erdbeben (im damaligen Sinne „Erbeben der ganzen Welt“) verbinden beide Geschehen, Kreuzigung und Auferstehung, aber am Ende triumphiert die Auferstehung. Und gerade das ist das Einmalige. Alle Menschen müssen sterben  – und nicht wenige auch unschuldig, für andere – aber auferstehen vom Tode, aus eigener Kraft und nach Gottes freiem Willen? Hier zeigt sich die Einmaligkeit Jesu. Und nur mit dieser Vollendung seines Leidens in der Auferstehung hat er uns die Ewigkeit bei seinem Vater aufgeschlossen.

Aus der dunklen Trostlosigkeit des Karfreitages führt er uns in das strahlende Licht des Ostertages.

Aus der Hoffnungslosigkeit des Todes zeigt er uns den Weg in die österliche Hoffnung.

Ohne Tod erfahren wir keine Auferstehung, ohne die Übernahme unserer Schuld durch den Opfertod von Jesus finden wir keine gnadenreiche Erlösung bei Gott.

Aus der menschlichen Niedrigkeit wird durch die Auferstehung ewiges Glück bei Gott.

Gebet

Herr unser Gott,
du hast von deinem einzigen und geliebten Sohn
das Opfer des irdischen Todes angenommen
und uns durch seine Auferstehung
den Weg zu dir in deine ewige Herrlichkeit aufgeschlossen.
Bitte lass’ uns erkennen,
dass es ohne Karfreitag kein Ostern,
dass es ohne Tod keine Auferstehung gibt.
Wir sind sicher,
dass du uns dereinst aus der Dunkelheit des Todes rufen wirst
und danach zu dir in die ewige Seligkeit in deiner Herrlichkeit eingehen lässt,
durch Jesus Christus unseren Herrn. Amen.

Autor

Franz-Georg Wolpert

 

14 Kreuzwegstationen bis Ostern

Dieses Jahr können wir nicht zusammen kommen, um zu beten und die Passion Jesu mitzugehen. Eine Person aus unserer Gemeinde wird jeden Tag Online eine Kreuzwegsituation gestalten. So können wir gemeinsam den Kreuzweg Jesu gehen.

1. Station

Jesus wird zum Tode verurteilt

Polizeirevier Stuttgart Feuerbach – Kärntnerstr. 8

Bibeltext Mt 27,11-26:

Nach seiner Verhaftung wird Jesus Christus zum römischen Statthalter Pontius Pilatus gebracht. Die Hohenpriester und Ältesten werfen ihm vor, dass er sich selbst König der Juden nennt, und der Statthalter soll ein Urteil sprechen. Aufgrund eines Traums, den seine Frau in der Nacht zuvor hatte, glaubt Pilatus nicht an Jesu Schuld. Vor dem Pessachfests darf der Statthalter einen Gefangenen begnadigen und er fragt die Menge, die sich vor ihm versammelt hat, wen er freilassen soll, Jesus oder Barabbas. Die von den Hohenpriestern und Ältesten aufgestachelten Menschen verlangen die Freilassung von Barabbas und die Kreuzigung Jesu. Pilatus spricht das Todesurteil über Jesus und lässt sich eine Schüssel Wasser bringen, um vor allen Menschen seine Hände reinzuwaschen.

Vgl. auch Mk 15,2-15; Lk 23,2-5.13-25; Joh 18,28-19,16a

Impuls

Unser Kreuzweg beginnt an der Polizeistation in Feuerbach.

Was wohl in einem vorgeht, der von der Polizei in Handschellen hierhergebracht wird: Ich bin gefesselt, meiner Freiheit beraubt! Über die nächsten Schritte entscheiden andere? Was habe ich getan – war es richtig, war es falsch? Wie ist es dazu gekommen? Habe ich mich schuldig gemacht? Was denken meine Nächsten, wenn sie davon erfahren? Wie/Wann komme ich hier wieder raus? Werde ich hier gerecht behandelt. Eine menschlich extrem schwierige Situation.

Ich bin eigentlich immer froh, wenn ich mit der Polizei nichts zu tun habe, obwohl ich weiß, dass ich in Deutschland den Frauen und Männern im Polizeidienst vertrauen kann. Sie tun einen anspruchsvollen und herausfordernden Dienst.

Sie fordern ein, dass sich alle an die Regeln halten. Damit schützen sie unsere Gemeinschaft. Und auch sie sind Mütter oder Väter, Familienmenschen, die sich um ihre Liebsten sorgen machen und derzeit in der gleichen Ausnahmesituation stecken, wie wir alle.

Jesus war ohne Schuld. Verleumdungen führen zu seiner Verhaftung. Er wurde unmenschlich behandelt. Das Urteil ist falsch. Der Richter, Pilatus, kann sich nicht reinwaschen. Sein Richtspruch ist ungerecht.

Fragen wir uns einmal selbst

  • Wann wurde mir das letzte Mal etwas Unrechtes getan?
  • Wurde ich schon einmal verleumdet?
  • Wie fühlte sich das an?
  • Fällt es mir schwer diese Gefühle wieder herzuholen – zuzulassen?
  • Gab es schon Situationen, wo ich jemanden Unrecht getan habe?
  • Oder wo ich vielleicht sogar schon verleumdet habe?
  • War mir das immer gleich bewusst, oder habe ich das erst im Nachhinein als das gesehen?
  • Wie ging es mir damit, als es mir bewusst wurde?

Opfer oder Täter – der Grat ist manchmal schmal. Oft urteilt man zu schnell …

Guter Gott,
lass mich in dieser schwierigen Zeit die Dinge,
die um mich herum geschehen,
bewusst und klar wahrnehmen.
Hilf mir Dinge richtig einzuordnen,
wo es mir schwerfällt
und sei mit mir auf diesem Weg.
Amen.

Autorin

Julia Matheis, 30 Jahre, Pastoralreferentin

Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbot prägen meinen Alltag, all dass, was mir in meinem privaten und beruflichen Leben wichtig und wertvoll ist, mit Menschen auf dem Weg zu sein, kann ich gerade nicht leben. Es schmerzt manchmal, aber ich finde jeden Tag Wege, trotzdem damit umzugehen und bin kreativ in der digitalen Welt unterwegs.

2. Station

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Sein Kreuz annehmen.

Das klingt so einfach und ist doch so schwer.

Es gibt so viele Kreuze in unserem Leben, nicht nur in Zeiten der Corona Pandemie. Kreuze können Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes, Mobbingsituation in der Arbeit, Zerwürfnis von Familien, Scheidung der Ehepartner, der Tod eines geliebten Menschen und vieles mehr sein. Was sagt uns Jesus dazu?

Im Matthäusevangelium lesen wir die folgende Aufforderung:

Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir. (Matthäus 16,24)

Dazu die Warnung:

Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. (Matthäus16,25)

Wie ist das gemeint? In der Psychotherapie erleben wir immer wieder Menschen, die sich in neurotische Ängste flüchten, z.B. die panisch Angst vor allen möglichen Krankheiten oder die Angst unter Menschen zu gehen und vieles mehr. Die Therapie besteht u.a. darin, herauszufinden, was diese Menschen vermeiden, womit sie sich nicht beschäftigen wollen, welches Kreuz sie nicht annehmen wollen. Das kann z.B. die Angst davor sein, die Kontrolle zu verlieren, die Tatsache anzunehmen, dass wir älter werden, und natürlich die Tatsache, dass wir sterben müssen.

Welche Hilfe bietet uns Jesus an, um unser Kreuz anzunehmen? Auch hierzu finden wir wieder eine Stelle im Matthäusevangelium, ganz in der Nähe, der beiden anderen Verse:

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin mild und demütig von Herzen, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. (Matthäus 11,29-30)

Diesen Blick Jesu auf unser Kreuz wünsche ich Ihnen und mir. Den Blick, unser Kreuz anzunehmen, im Bewusstsein, dass es aus Gottes liebender Hand kommt und er uns nicht überfordern wird. Das Bewusstsein, dass wir unser Kreuz nicht alleine tragen müssen, sondern dass Jesus mit uns ist, uns beisteht und uns hilft unser Kreuz zu tragen.

Dazu müssen wir immer wieder den Blick weg von unserem Kreuz, von der belastenden Situation hin auf Jesus wenden. Gebet und Bibellese können uns dabei helfen. Wichtig ist auch immer, die Menschen, die uns zu schaffen machen, im Gehorsam gegenüber Gott zu segnen. Genauso wichtig ist es, unsere eigenen Vorstellungen loszulassen, damit Gott in der Situation wirken kann.

Autorin

.

Hildegard Höfel-Wellner, Feuerbach

 

3. Station

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Ruhbank oder Grubbank im Lindental, gegenüber dem Eingang zum ev. Waldheim

Bibeltext

Obwohl es biblisch keinen Hinweis darauf gibt, dass Jesus unter dem Kreuz zusammengebrochen ist, gibt es insgesamt drei Stationen, die das Fallen Jesu unter dem Kreuz zum Thema machen.

Mt 11,28-29  Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.

Impuls

Dieses Kleindenkmal in Weilimdorf erinnert daran, dass in früheren Zeiten die Menschen ihre Lasten schultern und mit eigener Muskelkraft bewegen mussten. Als noch alles auf dem Kopf getragen wurde, benötigten die Menschen dringend die Grubbänke.  Hier stellten im 18. – 19. Jh. die Marktgängerinnen ihre Körbe ab für eine kleine Pause zum „Ausgruben“. Die Höhe von 1,5 m erleichterte das Auf- und Absetzen der Körbe sehr.

Längst transportieren wir größere Einkäufe mit Auto und Fahrrad oder dem Trolly. Wir tragen schwer an anderen Dingen in der Zeit der Corona Pandemie. Ich spüre, wie die weltweite Ausbreitung des Coronavirus mich belastet. In den Nachrichten sagen die Virologen, dass es noch ein langer Weg sein wird und wir erst am Anfang sind. Werden wir die Kraft haben diesen langen Weg zu gehen?

Dann frage ich mich:

  • Wie ertragen die Menschen eine monatelange Kontaktsperre ?
  • Wie stemmen Familien  neben Beruf und Home Office das Homescooling und die Betreuung ihrer Kinder?
  • Wie schultern die Ärmeren die laufenden Kosten ihrer Familie?
  • Wie können wir im Lot bleiben trotz aller Sorge um unsere Lieben?
  • Wie sollen wir die täglich wachsenden Zahlen von Toten und Infizierten ertragen?

Vielleicht werden wir an die Grenze unserer Belastbarkeit geführt. Möglich, dass wir stürzen, dass wir wie Jesus an der dritten Kreuzwegstation zu Boden gehen. Ich glaube, es ist besser es gar nicht so weit kommen zu lassen, und jeden Tag für eine Weile meine Last abzusetzen und ein wenig zu verschnaufen.

„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.“

Gott ist da und zu ihm darf ich kommen mit all meiner Last. Gott ist wie die Grubbank für meine Seele.

Du Gott,
ich komme zu dir mit all meinen Sorgen und Ängsten,
für eine kurze Zeit möchte ich dir diese Last abgeben,
und bei dir ausruhen.
Wie Jesus seinen Kreuzweg weitergegangen ist
Werde auch ich danach weitergehen
um das zu tun, was ich in der Welt tun kann.
Amen

Atemmeditation

Eine geführte Atemmeditation kann helfen, aus dem Karussell der Sorgen auszusteigen. Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl und sorgen Sie dafür, dass Sie in den 23 min ungestört sind.

Atemübung

Autorin

Theresia Mattes, Gemeindereferentin:

„Wir bleiben daheim – aber kreativ und fröhlich.“

4. Station:

Jesus begegnet seiner Mutter

Abendspaziergang am Fasanengarten

Bibeltext

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Joh 19,25-27a

Impuls

Die Mutter steht am Weg, den der Sohn mit seinem schweren Kreuz geht. Ihre Blicke begegnen sich. Sie erkennt seine Qual und trägt alles Leid mit ihm.

Wir können uns vorstellen, dass das Gefühl Mariens Jesus viel bedeutete: Sie schenkt ihm ihre Liebe in dem Augenblick, da er sonst nur Hass und Verachtung erfährt.

In meiner Nachbarschaftshilfe begegne ich Menschen die allein leben und sehr einsam sind. Sie leiden und fühlen sich alleingelassen. Es sind stumme Schreie, die  niemand hört und nur wenige können ihre Einsamkeit jemand mitteilen.

Dabei hilft auch schon ein liebes Wort, ein Lächeln, eine mitteilende Freude, die aufmuntert und den Blick zu einem weiteren Horizont gleiten lässt.

Gebet

Jesus,
wie glücklich dürfen wir sein,
wenn wir in unserem Leid
Menschen zur Seite haben, die uns lieben.
Schenke auch den einsamen Mitmenschen
deine Gegenwart,
dass sie spüren können:
ich bin nicht allein,
einer kümmert sich um mich.
Amen

Autorin

Gerlinde Sachs aus Salvator

Das Bild ist entstanden bei einem Abendspaziergang um den Fasanenwald. Die Sonne stand so tief, dass unsere Schatten extrem lang wurden. Dieses Licht/Schattenbild beeindruckte mich sehr, wie doch die Natur eine so positive Stimmung hervorbringen kann. Nach dem Motto „im Hier und Jetzt leben“.

5. Station

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Eingang zum Seniorenheim

Bibeltext

Jesus wird immer schwächer und kann das Kreuz kaum mehr tragen. Da befehlen die Soldaten dem Bauern Simon von Cyrene, das Kreuz zu tragen. (Mt. 27,32)

Impuls

Sie sehen auf dem Foto ein Plakat, wie es in diesen Tagen an allen Eingängen zu unseren Seniorenheimen bzw. Krankenhäusern zu sehen ist. Es signalisiert eine Trennlinie, zwischen denen drinnen, die den Kontakt möchten, doch nicht bekommen können, und denen draußen, die nicht hinein dürfen.

Die Einschränkungen wegen der Coronaepidemie haben die bereits angespannte Situation in den Pflegeheimen noch verschärft. Es ist ja nicht so, dass man im Gesundheitswesen in den letzten Jahren aus dem Vollen schöpfen durfte und man üppige personelle Ressourcen hätte. Das Gegenteil ist der Fall und das in einem beängstigenden Ausmaß.

Die Angehörigen dürfen ihre Senioren in den Heimen und Krankenhäusern nicht mehr besuchen. Das bedeutet für die Bewohner eine höhere Gefahr der Vereinsamung und Immobilität. Und es fehlt die Unterstützung der Pflege durch die Angehörigen.

Und vielen Angehörigen blutet das Herz, da sie ihren Eltern nicht mehr den Liebesdienst bringen können, den sie so gerne tun würden.

Die heutigen Kreuzträger, die Simons und Simonen dieser Tage, aber sehe ich im Pflegepersonal, das jetzt sehr viel leisten, tragen und stemmen muss. Sie arbeiten regelmäßig am und oft über dem zumutbarem Limit. Nach der Coronakrise sollte sich im Gesundheitswesen so manches ändern.

Gebet

Guter Gott,
wir beten jetzt ganz besonders
für die Menschen in den Pflegeheimen und Krankenhäusern.
Schenke Du den erkrankten Menschen Heilung
und stärke alle
Altenpflegerinnen- und Altenpfleger,
Krankenschwestern und Krankenpfleger
sowie Ärztinnen und Ärzte in ihrem Dienst.
Erfülle sie mit Kraft, Liebe und Besonnenheit.
Amen

Autor

Andreas Wellner, Diakon

6. Station

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Bibeltext

Die Geschichte von Veronika wird zwar nicht explizit im Neuen Testament erwähnt, ist aber ein wichtiger Gegenstand der christlichen Überlieferung.

Nach dieser Erzählung steht in der Menge der Zuschauer entlang des Weges nach Golgatha auch Veronika, eine junge Frau und Jüngerin Jesu. Sie sieht, wie sehr er leidet und überlegt, wie sie ihm helfen kann. Damit Jesus sich das Blut, den Schweiß und den Dreck aus dem Gesicht wischen kann, reicht Veronika ihm ihr Tuch. Jesus nimmt es dankbar und drückt sein Gesicht in den Stoff. Sein Abbild bleibt im Tuch eingeprägt erhalten.

Impuls

Was ist so bemerkenswert an Veronika?

Sie fühlt mit.

Sie ist mutig.

Sie ist solidarisch.

Viele gaffende Zuschauer stehen am Weg, den der verurteilte Jesus zum Richtplatz gehen muss. Sie schauen genau hin, lassen sich keine Regung entgehen. Manche wollen in erster Linie später etwas zu erzählen haben. Manche halten die Verurteilung für richtig. Manche verspotten ihn sogar. Sie nehmen sein Leid nicht wahr oder interessieren sich einfach nicht dafür.

Veronika jedoch sieht das Leid und möchte helfen, es lindern. Dass es um einen – wenn auch durch krasses Fehlurteil – gerichtlich Verurteilten geht, hindert sie nicht daran, sie sieht nur den Menschen und leidet mit.

Sie leidet aber nicht nur mit, sie handelt. Das erfordert durchaus Mut. Veronika tritt aus der Menge heraus und drängt sich durch die Wachsoldaten. Sie riskiert Hohn und Spott oder abfällige Kommentare der Zuschauer, vielleicht sogar gewaltsames Abgedrängtwerden durch die Soldaten.

Veronika zeigt Jesus auf seinem schweren Weg, dass er nicht allein ist. Sie kann zwar nur wenig tun, um ihre Solidarität zu zeigen, aber auch kleine Gesten können Trost bringen. Veronika setzt alles ein, was ihr möglich ist und das geschenkte Abbild zeigt ihr, dass sie helfen konnte.

 

Gebet

Guter Gott,
öffne unsere Herzen,
damit wir fremdes Leid wahrnehmen
und Mitgefühl entwickeln können.

Viele Menschen erfahren in der aktuellen Krise
die Hilfsbereitschaft ihrer Nachbarn, Freunde und Familie.
Lass uns darüber hinaus nicht diejenigen vergessen,
die ganz besonders auf unsere Solidarität angewiesen sind,
um ihr Überleben zu sichern
und Zugang zu ausreichender Nahrung, Unterkunft, Gesundheit und Bildung zu erhalten.

Amen.

Autorin

Barbara Exner

7. Station

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Richtstattallee im Feuerbacher Wald, da der Name sprechend ist und der Weg eine der steilsten und steinigsten in Feuerbach ist
Bibeltext

Der Weg nach Golgota scheint kein Ende zu nehmen. Viele Schaulustige beobachten Jesus, der jetzt so gar nicht mehr wie ein König aussieht, aber keiner hilft ihm. Das Kreuz ist einfach zu schwer und er stürzt zum zweiten Mal. (nicht in der Bibel erwähnt)

Impuls

“Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz, hier ist auch verborgen Deine Menschheit ganz.” (Thomas von Aquin)

Auf dem Weg hoch zum Berg Golgatha, der Schädelhöhe, fällt Jesus erneut. Ein Gott, der stürzt und das gleich zweimal – eine unvorstellbare Situation, die uns im Glauben herausfordert: Er, der Schöpfer, liegt nun von Menschen gemartert zu Boden. Aber genau durch diese Situation zeigt uns Gott endgültig, dass Er es ernst meint mit uns. Denn Er steht nicht unberührt über der Situation, als ein Gott, dem Schmerzen nichts anhaben können, nein, ganz im Gegenteil: Gott verzichtet auf Seine Macht und ergibt Sich der Ohnmacht. Sein Stürzen beweist uns: Tatsächlich, Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Und so schwierig diese Situation anzunehmen ist für uns Gläubige, da sie die bislang so festen und sicheren Verhältnisse zwischen Gott und Mensch auf den Kopf stellt, so stark ist ihre Botschaft, damals und vor allem jetzt, 2000 Jahre später.

Denn wir dürfen durch die Menschwerdung und die Selbsterniedrigung Gottes darauf vertrauen: Wenn wir leiden, wenn wir unsere menschliche Schwäche zu spüren bekommen, wenn uns die Last zu schwer und der Weg zu steil ist – dann ist Jesus Christus bei uns, denn Er ist diesen Weg für uns bereits gegangen. Er kennt unsere Leiden, denn Er hat viel Schlimmeres selbst erlebt. Und vielleicht mag Er nicht imstande sein, unsere Leiden auf einen Schlag zu beheben – aber wir dürfen vor Ihn treten, voll Vertrauen, dass Er unser Klagen versteht und uns nicht allein lässt, sondern den steilen Weg des Leidens mit uns geht.

Gebet

Menschgewordener Gott, wahrer Gott und wahrer Mensch,
oft erscheint uns das Leben als steiler Weg.
Stress, Überforderung, Schicksalsschläge tragen wir als schwere Last mit uns.
Erschöpft von dem steilen Weg und der schweren Last drohen wir zu stürzen.
Du aber sprichst zu uns: ,,Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!“
Denn Du, Herr, bist den steileren Weg zur Schädelhöhe mit der schweren Last, dem Kreuz, gegangen, um uns Sünder zu befreien.
Du kennst unsere Leiden, bist in unserem Leiden bei uns und schenkst uns Kraft und Zuversicht.
Dafür danken wir Dir und preisen Dich für Deine Gnade.
Öffne uns für Deine Worte und Deine Botschaft, gerade wenn uns der Weg zu steil und die Last zu schwer scheinen.
Lass uns Deine Liebe in der Ohnmacht erkennen.
Amen.

Autoren

Ministrantinnen und Ministranten von St. Josef

Jesus spricht: ,,Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“ und legt damit den Grundstein für die Gemeinschaft im Christentum. Für uns als Ministranten ist diese Gemeinschaft besonders wichtig. Jetzt fehlt sie uns zwar, aber umso größer ist der Trost des nahen Osterfestes, an dem wir aufs Neue erfahren: Jesus, der Christus lebt und ist mitten unter uns! Bis dahin suchen wir die Gemeinschaft im Gebet.

 

8. Station

Jesus begegnet den weinenden Frauen

Kotzenloch am Lemberg

Bibeltext

Jesus Christus sieht in der Menge eine Gruppe Frauen, die über seinen bevorstehenden Tod und das Leid, das er ertragen muss, weinen, denn sie wissen, dass Jesus immer gut zu den Menschen war. Jesus bleibt stehen und sagt zu ihnen: »Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht um mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns! und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren Holz werden?«.
(Lk 23,28-31)

Impuls

Tränen lügen nicht:

Tränen drücken aus, wofür es keine Worte gibt, Leid, Schmerz, Trauer, aber auch Mitgefühl und Mitleid.
Tränen überschreiten die Grenze vom Inneren des Körpers nach außen, machen sichtbar, kommen ans Licht.
Da ist eine Gruppe von Frauen, die das Leiden von Jesus sehen und wehklagen. Vor wenigen Tagen wurde er noch beim Einzug nach Jerusalem bejubelt und ist jetzt auf seinem Weg zur Hinrichtung. Sie verstehen das alles nicht.

Jesus wendet sich den weinenden Frauen zu,  er tröstet sie aber nicht. Er lenkt ihren Blick auf weiteres Leid, Leid, das dem Volk Israel widerfahren wird: Gewalt, Krieg, Tod, Ungerechtigkeit, Hunger, Ausgrenzung.

Die Menschen erleiden Angst und Schrecken und wissen nicht, wie es weiter gehen wird. Das Gefühl der Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit breitet sich aus. Gedanken kommen, dass es besser sein kann, nicht geboren zu sein oder zu sterben, als dieses Leid zu erleben. Schlimmer kann es nicht mehr werden.

„Berge fallt auf uns! Hügel deckt uns zu!“

Warum spricht Jesus diese Gruppe von Frauen an? Wo sind seine Jünger? Geht es uns heute auch so?

Wir denken an Menschen im Gesundheitswesen, die derzeit in der ganzen Welt besonders in Italien oder Spanien um das Leben so vieler Menschen kämpfen und viele nicht retten können; an Menschen, die politische Entscheidungen von nie erlebter Tragweite treffen müssen; an Menschen, die tatenlos in ihren Häusern sitzen müssen, die nicht arbeiten dürfen und nicht helfen können; an Menschen, die sich in Ihrer Existenz bedroht sehen; an all die geflüchteten  Menschen aus den Kriegs- und Terrorgebieten der Welt, besonders die Menschen in Syrien, und an Menschen, die in ihren realen und nicht realen Ängsten gefangen sind.

Manchmal haben wir nur Tränen, können wir nicht helfen, sondern nur mitleiden. Das ist schwer auszuhalten. Auch wenn wir als Christen glauben, dass es einen Trost gibt:

Am Ende von allem Leiden und allem Tod steht die Auferstehung.

Autorinnen

Für die Gruppe Santa Flora

Ute von Laufenberg Eva -Tabitha Thomas

 

9. Station

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Ort Wald

Jesu Kraft ist endgültig zu Ende. Er kann nicht mehr und bricht ohnmächtig zusammen. Wie viel einfacher wäre es, einfach liegen zu bleiben und auf den Tod zu warten. Aber Jesus will das Werk vollenden, das sein himmlischer Vater für ihn vorgesehen hat, und schleppt sich und das Kreuz weiter.

Impuls

Der Baum ist gefällt. Es liegt nur noch der tote Wurzelstock da. Er scheint nichts mehr vollbringen zu können. Er hat keine Kraft mehr. Er „tut“ nichts mehr. Warum sollte man ihn noch anschauen, er grünt doch nicht, trägt keine Früchte, noch Blätter. Und dennoch ist er die Grundlage für neues Leben: erst für viele kleine Organismen, dann – zerfallen – für neue Blumen und Bäume.

„In unserer Arbeit, zumal wenn wir Erfolg haben, sind wir manchmal versucht, in den leidenden Menschen bloß Randfiguren zu sehen, die man zu versorgen oder zu besuchen hat. Vor allem, so meinen wir, muss man ihnen schnell auf die Beine helfen, damit sie wieder etwas leisten.

Aktiv sein, das scheint das Wesentliche und Entscheidende im Leben zu sein. Doch diese Sicht ist falsch. Wenn einer leidet und krank ist, wenn jemand im Sterben liegt und alles Gott anbietet, so schaut Gott mit besonderer Liebe auf ihn. In der Rangordnung der Liebe stehen die Leidenden ganz oben. Sie sind es, die am meisten tun, die mehr als jeder andere wirken.“ (Chiara Lubich)

So wirkt auch Jesus in seinem Fallen unter dem Kreuz. Er liegt da, auf dem Boden, zusammengebrochen unter der Last des Kreuzes. Was kann er schon vollbringen? Was nutzt sein Weg? Er führt doch eh nur ans Kreuz, in den Tod. Doch er steht unter Qualen wieder auf und geht den Weg weiter, bis ans Kreuz, in den Tod. Er geht ihn für uns, für mich: damit ich, auch wenn ich mich von ihm abwenden sollte, nie aus seiner Gegenwart falle; nie ganz verloren bin. Er, der nichts zu vollbringen schien, hat uns durch sein Leiden, sein Sterben und seine Auferstehung alle erlöst.

Gottes Logik, sein Blick auf die Dinge ist nicht immer der/dem unseren gleich. Wenn wir leiden, krank sind, auf Dinge verzichten (müssen); zur Untätigkeit „gezwungen“ sind, so können wir all dies Gott anbieten: im Gebet, in den Gesprächen mit Menschen (am Telefon), im Annehmen der Situation. Es sind nicht so sehr die Dinge die wir tun, die wichtig sind, sondern die Art und Weise, wie wir sie tun: ob wir sie aus Liebe zu Gott oder dem Mitmenschen tun. Und am Lieben kann uns keiner hindern.

Autorinnen

Fokolargemeinschaft –Stuttgart Weilimdorf

10. Station:

Jesus wird seiner Kleider beraubt

Bibelstelle

Als Jesus endlich auf dem Berg Golgota ankommt, nehmen ihm die Soldaten seine Kleider ab. Sie geben ihm mit Galle vermischten Wein, den Jesus aber nicht trinkt. Die Soldaten nageln Jesus ans Kreuz und teilen dann seine Kleider unter sich auf. Mt 27,35 vgl. auch Mk 15,24b; Lk 23,34; Joh 19,23-24

Impuls

Diese Station erinnert mich an den Tag, an dem ich mich entscheiden musste nach Deutschland zu kommen. Ghana oder Deutschland haben mich beide  angesprochen. Einerseits bin ich in Ghana aufgewachsen, habe dort studiert und habe dort meine ganze Familie und Freunde. Es war wunderbar, bei meinen ghanaischen Kollegen zu bleiben. Nach Deutschland zu kommen bedeutete für mich dagegen eine neue Chance; Neue Kultur, neue Menschen, neue Erfahrungen und vor allem die Chance, meine Promotion zu verwirklichen. Ich musste eine Entscheidung zwischen Ghana und Deutschland treffen. Ich habe in die Zukunft geschaut und habe mich entschieden nach Deutschland zu kommen. Nach Deutschland zu kommen hatte einen Preis. Das heißt, Ich musste loslassen oder mich von meiner Familie und meinen Freunden trennen und alles, was mir wichtig war. Woher habe ich die Kraft, eine solche Entscheidung zu treffen?

Während der Trockenzeit in Ghana, wenn es nicht regnet, wird das Wetter heiß und der Boden ist trocken. Die Blätter der Bäume fallen herunter. Die Bäume müssen ihre Blätter loslassen. Sie tun dies, um sich während der Trockenzeit Wasser zu sparen. Die Bäume lassen die alten Blätter fallen, damit sie sich auf neue Blätter und Blüten vorbereiten können. Der Baum bereut den Verlust seiner Blätter nicht, freut sich aber auf die nächste Regenzeit, um neue Blätter, Blüten und Früchte zu tragen.

Nun schauen wir mal Jesus an. Er wurde seine Kleider beraubt. Diese Kleider waren Jesus wahrscheinlich lieb. Sie gab ihm Sicherheit und bedeckten seinen Körper. Leider musste er sie loslassen. Das Wichtigste für Jesus war zu dieser Zeit nicht seine Kleider, sondern was vor ihm lag, nämlich sich kreuzigen zu lassen und damit den Willen seines Vaters zu erfüllen, der ihn gesandt hat. Jesus blickte nicht zurück auf das, was er verlor, sondern freute sich auf das, was er in der Zukunft gewinnen würde, nämlich die Herrlichkeit der Auferstehung. Dieser Blick nach vorne gab ihm Kraft in diesem schwierigen Moment.

Wir stehen oft vor schwierigen Entscheidungen. Entscheidungen, die unser Leben verändern können. Manchmal müssen wir das Gewohnte verlassen, um etwas Neues anzunehmen oder auszuprobieren. Manchmal müssen wir sogar loslassen, was uns lieb ist oder was uns Sicherheit und Freude gibt, um Raum für etwas anderes oder für einen neuen Anfang zu schaffen.

Reflexion

  • Was belastet mich in meinem Leben?
  • Was bindet mich, damit ich meine Freiheit nicht ausüben kann?
  • Was macht mich traurig oder macht das Leben schwer?
  • Was kann ich nicht für immer behalten?
  • Was kann ich loslassen, um Zeit für das zu schaffen, was am wichtigsten und hilfreichsten ist oder um Raum zum Atmen zu schaffen?

Autor

Pfarrer Martin Yaw Sie

 

11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt

Stolperstein für Friedericke Schumacher, Lindenbachstr. 59, Weilimdorf

Bibeltext

Mit Jesus werden auch zwei Verbrecher gekreuzigt, ihre Kreuze stehen zu beiden Seiten Jesu. Die Soldaten und die Menschenmenge verhöhnen und beschimpfen Jesus. Doch Jesus Christus betet für sie und bittet Gott um Vergebung: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34; vgl. auch Mt 27,35-44; Mk 15,24-32; Joh 19,18-27)

Impuls

Unser Kreuzweg führt uns nach Weilimdorf vor das Haus in der Lindenbachstraße 59, wo im Boden der Stolperstein für Friedericke Schumacher eingelassen ist. Stolpersteine  erinnern an Menschen, die vor etwa 80 Jahren einmal unsere Nachbarn gewesen sein könnten, bis sie durch die Nationalsozialisten umgebracht wurden. Wir sollen über diese Steine, über die Geschichte einer Person stolpern, nicht einfach vorübergehen.

Auf diesem Stolperstein lesen wir: Hier wohnte Friedericke Schumacher, geb. Hehr, Jahrgang 1870, verhaftet 1942, Gefängnis Schorndorf, tot an Haftfolgen 1.1.1945. Eine 72-jährige Frau verhaftet und ins Gefängnis gesteckt? Nun, Frau Schumacher gehörte wie ihre ganze Familie zu den Naturfreunden, die dem Naziregime kritisch gegenüber standen. Zusammen mit anderen hörte sie in ihrer Wohnung Feindsender. Im Herbst 1942 wurde die damals 72-Jährige verraten und wegen „Feindbegünstigung“ durch das Hören von feindlichen Radiosendern verhaftet und kam in das Amtsgerichtsgefängnis in Schorndorf. Am 30. Dezember 1944, nach über zwei Jahren, wurde sie dort entlassen und kam in ein Krankenhaus, wo sie zwei Tage später starb. Eine Verhandlung hat offenbar nie stattgefunden.

In Stuttgart gibt es zur Zeit über 500 Stolpersteine: es waren vor allem jüdische Menschen, aber auch Menschen mit einer geistigen Behinderung, einer psychischen Erkrankung, Homosexuelle oder Oppositionelle wie Friedericke Schumacher, die in das nationalsozialistische Menschenbild nicht passten und sozusagen gekreuzigt wurden. Wie Jesus fielen sie einem ungerechten Regime zum Opfer, wurden sie in angeblichen Krankenhäusern, Pflegeheimen oder einem der Konzentrationslager umgebracht. Für sie gab es keinen Jesus, der vor 2000 Jahren den beiden mit ihm gekreuzigten Verbrechern vergab.

Auch ein Lied aus dem alten Gotteslob spricht solche Situationen an, wenn es über Jesus spricht:
Immer ist er unter denen, die gekreuzigt worden sind.
In unmenschlichen Systemen lebt er hilflos wie ein Kind.
Mitten unter uns steht er unerkannt.

Das Lied will sagen: Auch heute werden Menschen „gekreuzigt“. Ob es die muslimischen Uiguren in China oder die Ureinwohner in Brasilien oder den USA sind, ob es manche kritische Journalisten in europäischen Ländern sind, ob es geflüchtete Menschen sind, die auf der Flucht umkommen oder vor lauter Aussichtslosigkeit in Deutschland Selbstmord begehen, ob es die 10 Menschen mit Migrationshintergrund sind, die vor kurzem in Hanau brutal ermordet wurden, ob es die Menschen sind, die in manchen Medien mit Worten hingerichtet werden, die an den Rand gedrängten Obdachlosen oder auch nur die Familie in der Nachbarschaft, die nicht passt.

Das zitierte Kirchenlied zeigt auf, wie es weiter gehen kann:
Was ihr dem geringsten Menschen tut, das habt ihr ihm getan,
Denn er nahm als unser Bruder, jedes Menschen Züge an.
Mitten unter uns steht er unerkannt.

Diese Strophe kann ich auch positiv verstehen:

  • Wer sind für mich die Brüder und Schwestern, die Jesu Züge tragen?
  • Wie kann ich mich für geringste Menschen stark machen?
  • Wo sind die unmenschlichen Systeme und Mechanismen, denen ich mich entgegenstelle?

Gebet

Gott gebe mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Reinhold Niebuhr

Autorin

Andrea Gsell, 59, Lehrerin

Mein normales Leben wird immer wieder durchkreuzt in diesen Tagen.  Digitales Unterrichten ist möglich, aber die direkte Begegnung mit Schülerinnen und Kolleg/innen ist kostbar. Jeder kleine Aufstand für mehr Menschlichkeit in unserer Gesellschaft trotz Corona ist ein Stück Auferstehung. Und mittendrin ein göttliches Geschenk und Zeichen der Hoffnung: unser erstes Enkelkind.

12/1. Station: Jesus stirbt am Kreuz

Bildquelle von Sylvia vom Holt, Jesus am Kreuz , Acryl auf Leinwand, 2013

Bibeltext

Als Jesus am Kreuz hängt, verdunkelt sich der Himmel von der sechsten bis zur neunten Stunde. Dann ruft er laut: » Eli, Eli, lema sabachtani?«, (Mt 27,46 EU) was übersetzt bedeutet »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«. Einige der Umstehenden meinen, Jesus ruft nach Elija und sie wollen sehen, ob er kommt und Jesus von Kreuz hilft. Einer der Soldaten reicht Jesus einen mit Essigwasser getränkten Schwamm. Mit einem lauten Schrei stirbt Jesus Christus und haucht seinen Geist aus. Da reißt der Vorhang im Tempel in der Mitte entzwei und die Erde bebt. Der Hauptmann und die Soldaten, die Jesus bewachen, erschrecken und sagen: »Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!« (Mt 27,54) (Mt 27, 45-51.54; vgl. auch Mk 15,33-41; Lk 23,44-49; Joh 19,28-30)

Die letzten Worte Jesu am Kreuz unterscheiden sich in den einzelnen Evangelien: Während Jesus im Markusevangelium auch »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Eloï, Eloï, lema sabachtani? Mk 15,34 EU) ruft, heißt es im Evangelium nach Lukas: »Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist« (Lk 23,46 EU). Im Johannesevangelium lauten die letzten Worte Jesu: »Es ist vollbracht!« (Joh 19,30).

Bildmeditation

Schauen Sie sich die Kreuzesdarstellung genau an.
Welche Farbkomponenten entdecken Sie?
Welche Formen sind erkennbar?
Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn?

 

Als Jesus am Kreuz hängt, verdunkelt sich der Himmel. Dunkelheit ist etwas Beängstigendes. Sie strahlt Kälte aus, Einsamkeit und lässt uns verzweifeln. Aber nicht nur die Dunkelheit in der Nacht bereitet uns Sorgen, sondern ebenso die Finsternis in scheinbar gottverlassenen Zeiten. In Krisen und Nöten, in Zeiten von Epidemien und Katastrophen, wo Menschen um ihr Leben bangen und sich sehnlichst nach dem errettenden Licht strecken.

Was gibt uns in dunklen Stunden halt?
Was gibt uns Mut und Zuversicht weiterzumachen?

 

Jesus war in der Stunde seines Todes ebenso verzweifelt. Er fühlte sich hilflos und gottverlassen. Und doch starb in ihm nicht die Zuversicht, dass Gott ihn aufnehmen, ihn mit seinem rettenden Geist begleiten wird.

Gerade in den gegenwärtigen Zeiten ist das Vertrauen auf die tragende Macht Gottes notwendig – Not wendend. Jene ist uns ein Licht in der Dunkelheit; denn selbst in den dunkelsten Stunden unseres Lebens sind wir eben nicht gottverlassen.

 

„Wahrhaftig, das war Gottes Sohn.“

Was sagt mir dieser Satz uns ganz persönlich?
Glaube ich, dass Gott mich trägt?

 

„In deine Hände lege ich meinen Geist“

Kann ich Gott mein Leben anvertrauen?
Bin ich bereit, ihm meine Ängste und Sorgen zu überlassen?

 

Das Bild „Kreuzigung“ (S. v. H., 2013) stellt Jesus kurz bei seinem Sterben am Kreuz dar. Der Hintergrund gestaltet sich aus einer dunkelblauen Farbkomponente und scheint ins Unendliche zu gehen. Das Kreuz bildet die zentrale Mitte des Bildes. Und doch scheint es in einem schwebenden Zustand zwischen Himmel und Erde zu existieren. Korpus und Kreuz bilden eine Symbiose. So wird Jesus selbst ein Teil des Kreuzes. Um die Kreuzesform herum befindet sich ein goldener kreisförmiger Schweif. Gold demonstriert in diesem Sinne Macht und Herrschaft. Es kann aber auch für das Licht in der Dunkelheit stehen. Ebenso scheint es, als würde der goldene Kreis sich wie ein sanftes Tuch um das Korpus legen. Wie ein Schutzschild. Es versinnbildlicht eine transzendente Vorahnung von dem, was offenbar werden wird: Jesus Christus ist wahrhaftig Gottes Sohn.

Vielleicht können wir ein bisschen von diesem Goldglanz in unseren grauen Alltag mithineinnehmen. Ein goldenes Licht, das uns den Weg aus der Dunkelheit zeigt, dass uns Mut gibt, weiterzumachen.

Gebet

Gott, unser Vater,
gib mir den Mut und das Vertrauen,
besonders in schwierigen Zeiten auf deine rettende Fürsorge zu bauen.
Schenke uns Licht in der Dunkelheit
und begleite uns vor allem in Stunden der Trostlosigkeit und der Not,
besonders dann, wenn wir das Gefühl haben, verlassen zu werden.
Stärke unseren Glauben,
damit wir voller Zuversicht getröstet
den uns auferlegten Alltag bewältigen können.

Autorin

Sylvia vom Holt, Pastoralassistentin

12/2. Station: Jesus stirbt am Kreuz

Glocke Friedhof Feuerbach

Videoclip

Detlef Dörner: Simulacrum II

Bibeltext

„…und er verschied.“ (Joh 19,30)

Gebet

In veneratione S. Crucis:
Crucem tuam adoramus, Domine:
et sanctam resurrectionem tuam
laudamus et glorrificamus :
ecce enim propter lignum venit gaudium
in universo mundo
Während der Kreuzverehrung:
Dein Kreuz beten wir an, o Herr;
und Deine heilige Auferstehung
loben und preisen wir;
denn siehe, durch das Kreuzesholz kam Freude
in die ganze Welt.
 

Deus misereatur nostri,
et benedicat nobis:
illuminet vultum suum super nos,
et misereatur nostri. (Ps. 66)

 

Gott erbarme sich unser
und segne uns,
Er lasse leuchten Sein Antlitz über uns
und erbarme Sich unser. (Ps 66)

Impuls

Es ist vorbei! – was bleibt?

Anmerkung

Simulacrum:  ein – dem Geist vorschwebendes – Abbild eines Gegenstandes.

Autor

Detlef Dörner, Organist und Chorleiter an St. Josef, Feuerbach

12/1. Station: Jesus wird ins Grab gelegt

Solitudefriedhof

Bibeltext

Gegen Abend kam ein reicher Mann aus Arimathäa namens Josef; auch er war ein Jünger Jesu. Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Da befahl Pilatus, ihm den Leichnam zu überlassen. Josef nahm den Leichnam und hüllte ihn in ein reines Leinentuch.  Dann legte er ihn in ein neues Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg. Auch Maria aus Magdala und die andere Maria waren dort; sie saßen dem Grab gegenüber. Mt  27,57-61

Impuls

Es ist ruhig geworden in Jerusalem. Josef von Arimathäa darf den Leichnam Jesu in ein neues Felsengrab legen. Er hüllt ihn in ein  Leinentuch. Der, dessen Kleider unter den Soldaten verteilt wurden, der grausam sterben musste, wird in Würde zur letzten Ruhe gelegt. Die Frauen haben ihn sehr geliebt und sehen, wohin Josef ihn hingebracht hat.

Es muss tröstlich für sie gewesen sein, dass sich jemand um Jesu Leichnam kümmert. Es ist gut, dass sie in Gemeinschaft an diesem Ort um Jesus trauern können.

Durch diesen Dienst wurde der Verzweiflung, der Dunkelheit und der Traurigkeit ein wenig Licht und Hoffnung entgegengesetzt.

Ich denke an folgende Worte, die ich bei Gesprächen mit Trauernden höre.

  •  „ Bis zur Beerdigung war ich abgelenkt. Da konnte ich noch etwas tun. Es sollte ein guter, ein würdiger, ein liebevoller Abschied werden.“
  • „Ich konnte ihm noch seinen letzten Willen erfüllen.“
  •  „Viele Menschen sind gekommen.“
  • „Jeder hat mit Dankbarkeit, mit Hochachtung von meinem Angehörigen gesprochen. Das war so tröstlich.  Darüber bin ich froh. Diese Erinnerung gibt mir Kraft.“

Als ich meine Eltern verlor, ging es mir genau so.

Josef von Arimathäa hat Jesus diese Würde geschenkt. Respektvoll hat er ihn begraben. Mir zeigt diese Geste einen neuen Weg. Und dann kommt mir unsere momentane Situation ganz deutlich in den Sinn. Ich sehe die Einschränkungen, die Bestimmungen und die Vorschriften, die notwendig geworden sind, um möglichst viele Menschen gesund zu erhalten und ich sorge mich um diejenigen, die deshalb allein und oft einsam in ihrer Trauer sind. Kontakte, persönliche Zuwendung, eine Umarmung oder ein Händedruck wären gerade jetzt so wichtig!

Diese Station des Kreuzweges will uns etwas sagen: Dunkelheit, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung sind nicht das Ende, wenn ich den neuen Weg sehe der aus diesem dunklen Grab herausführt hinein ins Osterlicht.

Fürbitten

Herr, ich bitte dich

  • für alle Kranken
  • für die Trauernden
  • für diejenigen, die um ihre Existenz fürchten
  • für die Einsamen
  • für alle Menschen im Einsatz gegen das Coronavirus
  • für uns alle, die wir uns in diesem Jahr ganz ungewohnt auf Ostern vorbereitet haben.

Bleibe du bei uns, Gott, mach uns offen für deine Liebe, die uns stärkt. Lass uns in der Gemeinschaft der Glaubenden dein Licht in der Dunkelheit wahrnehmen und den Weg über das Grab hinaus erkennen. Lass uns das Osterlicht sehen und im Glauben an deine Auferstehung auch dieses Jahr unsere Verbundenheit spüren. Amen.

Autorin

12/2. Station: Jesus wird ins Grab gelegt

Feierhalle des Feuerbacher Friedhofs

Bibeltext

Josef hüllt den Leichnam in ein sauberes Leinentuch, legt ihn in ein neues Felsengrab und schiebt einen großen Stein davor. Frauen, die Jesus nachgefolgt waren, beobachten, wohin Josef den Leichnam bringt. (Mt 27,57-66)

Am Tag danach kommen die Hohenpriester und Pharisäer zu Pilatus und fordern Wachen für Jesu Grab. Sie erinnern an die Prophezeiung, dass Jesus nach drei Tagen auferstehen wird. Das Grab wird versiegelt und die Wächter davor postiert.

 

Impuls

Aus! Vorbei! Ende! Das war´s!
Jesus ist tot – Stille, Leere, Grabesruhe.
Wie geht es den Jüngern nach dem Tod ihres Meisters?
Jesus, auf den sie all ihre Hoffnungen gesetzt hatten, ist tot.
Alle Träume, Hoffnungen, Wünsche, Erwartungen, Sehnsüchte:
müssen begraben werden.

Josef von Arimathäa findet nun den Mut, sich als Jünger Jesu zu bekennen, und bittet um Jesu Leichnam. Ihm ist der Leichnam Jesu sehr kostbar, er hüllt ihn in reines Leinentuch und legt ihn in das Grab, das er für sich selbst hatte hauen lassen.

Die Frauen wissen, wo das Grab Jesu ist. Sie bereiten wohlriechende Öle und Salben zu, die sie nach dem Sabbat bringen wollen, um Jesu Leib zu salben.

Wie wichtig ist es für diese Menschen, durch solche letzte Gesten zeigen zu können, was ihnen der Verstorbene bedeutet. Jemanden auf seinem letzten Weg zu begleiten, begleiten zu können, ist wichtig.

Und in Zeiten von Corona: Wie viele Verstorbene in anderen Ländern müssen in irgendwelchen Kühlhäusern gelagert werden, weil sie nicht bestattet werden können? Wie viele Tote weltweit werden schnell bestattet oder krematiert – ohne dass Angehörige dabei sein können? Wie viele Trauernde haben keinen Ort, wo sie besonders ihrer Toten gedenken können? Wie viele Kriegsopfer wurden irgendwo und irgendwie unter die Erde gebracht – unsere Väter oder Großväter haben dies erlebt.

Fragen wir uns selbst:

  • Welche Trauerrituale sind für mich wichtig?
  • Welche Gedanken kommen mir, auch im Blick auf alte oder kranke Menschen in meiner Umgebung?
  • Habe ich Hoffnung – trotz allem? Auch angesichts meiner Träume oder Wünsche, die ich begraben musste?

Auf dem Bild ist die Tür zur Feierhalle verschlossen, sie darf zur Zeit nicht genutzt werden. Beerdigungen sind nur in kleinstem Rahmen zulässig. Und trotzdem scheint die Sonne! Sonne steht für Leben, bringt Licht, zeigt Perspektive. Auferstehung kann nur geschehen, wo vorher Tod war.

Der Samstag ist seit Jahrhunderten Maria gewidmet. Sie ist diejenige, die am Karsamstag weiter geglaubt hat, die an ihrem Glauben und der Hoffnung festhielt, dass ihr Sohn aufersteht. Bitten wir auch sie, die Mutter des Glaubens, um ihre Fürsprache für uns, für unseren oft schwachen Glauben.

Die hl. Monika sagte zu ihrem Sohn Augustinus: Begrabt meinen Leib, wo es auch sei, und macht euch keine Gedanken darum. Nur um eines bitte ich euch: Gedenkt meiner, wo immer ihr euch aufhalten mögt, am Altar des Herrn.

Beten wir also für unsere Verstorbenen! Und erwarten wir die Auferstehung!

Gebet

Ewiger Gott, wir bitten Dich:
Für alle Verstorbenen: Lass sie bei Dir ewiges Leben und Heimat finden.
Für alle Trauernden: Schenke ihnen Trost und Hoffnung.
Für alle, die nicht an die Auferstehung glauben: Erbarme Dich ihrer.
Für alle Menschen, die heute leben: Schenke ihnen den Glauben,
dass Dein Sohn Jesus Christus die Auferstehung und das Leben ist.

Gott, unser Leben liegt in Deiner Hand.
Dich, den Schöpfer der Welt, den Herrn der Welt und der Zeit
loben und preisen wir in Ewigkeit. Amen.

 

Claudia Brenner

12/3. Station: Jesus wird ins Grab gelegt

Feuerbach, Feuerbach

Videoclip

AUF NULL

Bibeltext

„…und versiegelten den Stein.“ Mt 27,66

Impuls

AUF-  NULL

Musik von den Rändern

 

Alles-

steht still

 

Alles-

auf Neubeginn

 

Alles-

auf NULL

 

Und davor? – danach?

 

AUF-

 

Autor

Detlef Dörner, Organist und Chorleiter an St. Josef, Feuerbach

 

 

Gebet von Papst Franziskus
anlässlich des außerordentlichen Monats der Weltmission, Oktober 2019

Himmlischer Vater,
als dein Sohn Jesus Christus
von den Toten auferstand,
gab er seinen Jüngern den Auftrag:
„Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern.“
Durch unsere Taufe haben wir Anteil
an dieser Sendung der Kirche.

Schenke uns die Gaben des Heiligen Geistes,
damit wir mutig und entschlossen
das Evangelium bezeugen
und Leben und Licht in die Welt tragen.
Lass uns dafür immer wieder neue
und wirksame Formen entdecken.

Hilf uns, die rettende Liebe und
Barmherzigkeit Jesu Christi
allen Menschen erfahrbar zu machen.

Darum bitten wir durch ihn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Amen.

Gebet für unsere Erde aus der Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus

Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.

Gott der Armen,
hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.

Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind
mit allen Geschöpfen auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.

Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

 

Gebet der Erstkommunionkinder

Großer, herrlicher Gott!
Meine Augen können dich nicht sehen, so verborgen bist du.
Meine Ohren können dich nicht hören, so still bist du.
Mein Verstand kann dich nicht begreifen, so groß bist du.
Und doch bist du da.
Ich sehe deine Spuren.
Ich bete dich an. Amen.

Gebet der Erstkommunionkinder
Quelle unbekannt.

 

Tägliches Gebet von Papst Johannes Paul II.
(Gedenktag 22. Oktober)

O Heiliger Geist,
Du Liebe des Vaters und des Sohnes!
Gib mir immer ein, was ich denken soll,
gib mir immer ein, was ich sagen soll, und wie ich es sagen soll.
Gib mir immer ein, was ich verschweigen soll und wie ich mich dabei verhalten soll.
Gib mir ein, was ich zur Ehre Gottes,
zum Wohl der Seelen und zu meiner eigenen Heiligung tun soll.

Heiliger Geist,
gib mir Verstand, um zu verstehen und zu erkennen,
gib mir das Fassungsvermögen, um alles zu behalten.
Lehre mich die Methoden und gib mir die Fähigkeit, um immer wieder zu lernen.
Gib mir Scharfsinn, um richtig zu deuten und zu unterscheiden,
gib mir die Gnade, um wirkungsvoll zu sprechen.

Heiliger Geist,
gib mir Zuversicht und Treffsicherheit am Beginn,
leite und führe mich bei der Ausführung,
und schenke mir Vollkommenheit beim Beenden.
Amen.

Gebet von Papst Franziskus für die Jugend
in Vorbereitung auf die Synode im Oktober 2018

Herr Jesus Christus, auf dem Weg zur Synode
richtet Deine Kirche ihren Blick auf die Jugendlichen in der ganzen Welt.
Wir bitten Dich, lass sie mutig ihr Leben in die Hand nehmen,
nach den schönsten und sinnvollsten Dingen des Lebens streben
und stets ein freies Herz bewahren.

Hilf ihnen, begleitet und geführt von weisen und großherzigen Menschen,
dem Ruf, den Du an jeden Einzelnen von ihnen richtest, zu folgen,
um ihren Lebensentwurf zu verwirklichen und glücklich zu werden.
Halte ihre Herzen offen für große Träume
und lass sie auf das Wohl ihrer Brüder und Schwestern achten.

Lass auch sie wie den geliebten Jünger am Fuß des Kreuzes stehen,
um Deine Mutter als ein Geschenk von Dir zu empfangen.
Lass sie Zeugen Deiner Auferstehung sein und erkennen,
dass Du lebst und an ihrer Seite bist, während sie mit Freude verkünden,
dass Du der Herr bist.

Amen.

 

 

Adventskalender

Adventskalender 24. Dezember: 4. Advent: „Es ist ein Ros entsprungen“

Manchmal finde ich im Winter in unserem Garten noch vereinzelt Rosen. Wenn sie morgens mit Reif überzogen sind, berührt mich das besonders. Sie erinnern mich an dieses Lied.

Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart,
wie uns die Alten sungen, von Jesse kam die Art,
und hat ein Blümlein bracht
mitten im kalten Winter wohl zu der halben Nacht.                                                                   

Das Röslein, das ich meine, davon Jesaja sagt,
ist Maria, die Reine, die uns das Blümlein bracht.
Aus Gottes ewgem Rat
hat sie ein Kind geboren und blieb doch reine Magd

Das Blümelein so kleine, das duftet uns so süß;
mit seinem hellen Scheine vertreibt’s die Finsternis,
wahr’ Mensch und wahrer Gott,
hilft uns aus allem Leide, rettet von Sünd und Tod.

Der Legende nach soll ein junger Mönch diesen Text gedichtet haben, nachdem er im winterlichen Klostergarten noch eine Rosenknospe fand. Dabei geht es bei diesem Lied gar nicht um die Rose.

Das Lied ist vielmehr wie ein kleines Rätsel, das sich nach und nach auflöst. Mit „Ros“ ist ein frischer Trieb gemeint (Ros = Reis), der aus einer alten, längst schon vertrocknet geglaubten Wurzel sprosst. Ein Hoffnungsbild, das der Prophet Jesaia schon vor undenklichen Zeiten geschaut hat:

»Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis (Ros) hervor«.

Isai – auf lateinisch »Jesse« – war der Vater des Königs David. Und aus seinem Stammbaum wird von neuem einer kommen, der Gottes Reich unter den Menschen aufbaut. Aber nicht wie ein machtvoller Herrscher sondern wie ein duftendes „Blümelein“.

Das erinnert mich an den Duft, den ein Neugeborenes verströmt. Ein ganz besonderer Duft, der uns etwas von seinem göttlichen Ursprung erahnen lässt. Als Kind kommt Gott in unsere Welt, zart und zerbrechlich wie eine Blume mitten im Winter.

 
Mechthild Alber, beratendes Mitglied im KGR St. Josef, Frauenoase

 

Adventskalender 23. Dezember: sich aufmachen

Zuerst lief alles bei mir wie jedes Jahr vor Weihnachten. Doch wie aus dem Nichts traf mich in der 2. Adventswoche  die Geschichte von meinem alten Freund Hermann, den ich schon seit einigen Jahren nicht gesehen hatte, wie ein Blitz. Auf dem Weihnachtsmarkt in Stuttgart traf ich die Frau von Hermann, Anne. Weil sie allein und irgendwie verändert aussah, sprach ich sie mit dem üblichen: „Anne, wie geht’s dir?“ an. Sie blickte mich mit traurigen Augen an und sagte: „Ach ich bin ein wenig durch den Wind“! „Und der Hermann?“ „Das ist es ja“, antwortete Anne. „Wie?“ „Vor 7 Wochen haben wir ihn beerdigt“, sagte Anne mit Tränen in den Augen. Wir schwiegen beide  und ich schlug vor, gemeinsam ein Glas Glühwein zu trinken. Bewegt hörte ich mir die Geschichte von Hermann an. Zum Schluss sagte Anne   seufzend: „Der Hermann war schon ein feiner Kerl. Er wusste, dass er sterben wird und hat versucht es mir so leicht wie möglich zu machen. Bei einem der letzten Gespräche sagte er zu mir: „Weißt Du, Anne, mach dir keine Sorgen um mich, wenn ich nicht mehr da bin. Ich glaube fest daran, dass Gott mich nach dem Tod in eine neue wunderbare Welt auferstehen lässt, in der wir uns einmal wieder sehen werden“.“

Dann blickte Anne mich an und fragte sehr ernst: “Glaubst du das?” Die Frage traf mich wie ein Blitz, die mein ganzes Sein und meine Seele tief durchtränkte. Auf einmal stand die ganze Heilsbotschaft des Christentums von Weihnachten bis Ostern vor meinen Augen. Ich erinnerte mich an die Worte von Jesus in Joh 11,26 an Marta (und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?), die in den Worten von Anne gleich klangen. Dieses Erlebnis war für mich eindeutig das am stärksten wirkende Glaubenserlebnis der letzten Jahre. Der kommenden Zeit sehe ich viel tiefer und spiritueller entgegen. Ich wurde von einem Geist ergriffen, der eine neue Lebenszuversicht in meiner Seele entzündete.

Vor 3 Monaten schloss ich mich der neuen Gruppe für Trauerbegleitung in St. Theresia an. Damals wusste ich noch nicht, wie ich mich in diesem schwierigen Thema zurechtfinde. Bisher konnte ich mit dem Tod eher sehr beschwerlich umgehen. Durch die „blitzartige Besinnung“ an der Geschichte von Hermann hat sich in mir etwas dauerhaft verändert. Ich erkannte die große Spannung zwischen der Trauer beim Verlust eines lieben Menschen und dem Trost, der aus der christlichen Heilsbotschaft entströmt. Weil diese Geschichte mich so innerlich durchschüttelte und in mir eine neue Zuversicht entfachte, möchte ich sie mit allen an dieser Stelle teilen.

Alfred Körner, Mitglied in der Gruppe Trauerbegleitung in St. Theresia

Adventskalender 22. Dezember: sich aufmachen

Manchmal wird der Weg ganz schön weit und das Gepäck ganz schön schwer.

Gut, wenn dann jemand mitgeht .

Oft ist das Ziel dann doch näher als gedacht und schenkt uns Ruhe und Rast.

 

Susanne Scholz, St. Josef

 

Adventskalender 21. Dezember: unterwegs

Maria und Josef waren unterwegs. Sie mussten nach Bethlehem gehen und nach der Geburt Jesu fluchtartig das Land verlassen. Viele Menschen sind unterwegs, freiwillig und unfreiwillig. Sie müssen ihre Heimat hinter sich lassen aufgrund Krieg und Hunger. Aber auch wir in der Sicherheit Deutschlands sind auf dem Weg, ganz persönlich und individuell. Wir erleben persönliche Wegegabelungen, erleben scheinbare Sackgassen, erleben das Dunkle im Leben, erleben aber im wieder auch das Licht des Lebens.

“Ich will nur ein Stückchen weiter, um zu sehen wo ich bin. Ich bleib nur ein bisschen weiter unterwegs. Ich muss nicht heute ankommen, auf der Suche nach dem Sinn. Muss nur steht’s drauf achten, dass sich was bewegt. Ich will nur ein Stückchen weiter, um zu finden, was mir fehlt. Ich will nicht wieder stehen bleiben, unterwegs. Ich will nur an etwas glauben, was mich weiterbringt…”  (Auszug aus „Unterwegs“ von Laith al Deen)

Wir dürfen auf unserem Weg tief auf Gott vertrauen. Er nimmt uns an die Hand und weicht niemals von unserer Seite.

Das Bild zeigt meinen sehr persönlichen Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt. Eine schmerzhafte Weggabelung. Die Papierblumen sind Zeichen der immerwährenden Existenz unseres Herrn. Die Farben seiner Liebe sind vielfältig. Wir sind mit ihm unterwegs. Zu ihm. Darauf können wir vertrauen.

Ronald Seeber

Adventskalender 20. Dezember: sich aufmachen und unterwegs sein

Ich stelle mir das Leben wie eine Reise im Zug vor.

Ich breche auf zu meiner Reise; da sind viele Stationen, an denen ich ankomme und weiterfahre. Viele Menschen reisen mit mir mit, einige verlassen mich. Neue Reisende begleiten mich. Bei manchen Aufenthalten habe ich angenehme Erlebnisse, es gibt viel Schönes zu sehen, für das ich immer dankbar sein werde. Es gibt auch Situationen, die mich sehr traurig machen und die ich nicht immer verstehen kann. Aber immer wieder ist es ein erneutes Aufmachen, ein neuer Aufbruch.

So ist diese Reise voller Herausforderungen, voller Träume und Fantasien, voller Hoffnung und Abschied nehmen. Das große Geheimnis dieser Reise aber ist, dass ich nicht weiß, wann und wo diese Reise endet und ich endgültig ankomme.

Und auch das ist wieder ein Aufbruch in eine neue Welt. Schauen wir also darauf, eine gute Reise zu haben, und dass sich am Ende die Mühen gelohnt haben und die Erwartungen erfüllt sind.

Günther Althaus, Mitglied im KGR Salvator, Caritasausschuss, Mitglied im Chor Salvator

 

 

Adventskalender 19. Dezember: sich aufmachen und unterwegs sein

Lass uns auf unserem Weg
ein Funke deiner Liebe sein.

Kroatisch: 

Neka na našem putu budemo
jedna iskra tvoje Ljubavi.

Kreative Gruppe
Kroatische Katholische Gemeinde sv.Ivan Krstitelj-Feuerbach.

Adventskalender 18. Dezember: sich aufmachen und unterwegs sein

Ich bin mir selbst ein unbekanntes Land
und jedes Jahr entdeck´ ich neue Stege.
Bald wandr’ ich hin durch meilenweiten Sand
und bald durch blütenquellende Gehege.
So oft mein Ziel im Dunkeln mir entschwand
verriet ein neuer Stern mir neue Wege.

(Christian Morgenstern)

Wie oft mache ich mich auf den Weg ins Ungewisse und muss mich an den kleineren oder größeren Weggabelungen meines Lebens für eine Richtung entscheiden. Eine große Freiheit, die mich immer wieder herausfordert.

Manche Wege scheinen steiniger als andere. Aber ich glaube, dass es kein richtig oder falsch gibt. Denn “Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ (Kafka). Was mich hinter der nächsten Biegung erwartet, weiß ich nicht. Den Sinn erkenne ich oft erst im Nachhinein. Entscheidend ist vielleicht eher, WIE ich meinen Weg gehe und was ich daraus mache. Gehe ich ihn mit offenen Augen und offenem Herzen? Nehme ich die Blumen wahr, die den Weg säumen? Ruhe ich zwischendurch? Wie gehe ich mit Wüsten um? Was, wenn ich mir selbst im Weg stehe?

Ich habe keine Strategie. Doch selbst wenn ich die ersten Schritte voller Zweifel gehe, wird mein Tritt mit der Zeit sicherer, der Nebel weicht, das Vertrauen wächst – der Stern wird sichtbar.

 

Adventskalender 17. Dezember: -sich aufmachen und unterwegs sein

Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein’ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.

Das Schiff geht still im Triebe,
es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilig Geist der Mast.

Der Anker haft’ auf Erden,
da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden,
der Sohn ist uns gesandt.

Zu Bethlehem geboren
im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren;
gelobet muss es sein.

Und wer dies Kind mit Freuden
umfangen, küssen will,
muss vorher mit ihm leiden
groß Pein und Marter viel,

danach mit ihm auch sterben
und geistlich auferstehn,
das ewig Leben erben,
wie an ihm ist geschehn.

„Es kommt ein Schiff geladen“ … ein uraltes Advents – bzw. Weihnachtslied, das mich jedes Jahr neu zum Nachdenken anregt. Das Schiff, ein Sinnbild für die Begegnung zwischen zwei Welten, der Rettung, des Lebens, aber auch der Mütterlichkeit. Ein Schiff, dessen Ankunft erwartet wird, es weckt Sehnsüchte, Bedürfnisse und Hoffnung … Ein ganz und gar adventliches Bild also, dieses Schiff.

Mit diesem Schiff machte sich jemand auf und war unterwegs. Wenn wir den Text weiter betrachten, dann erfahren wir, dass damit Maria gemeint ist, die schwanger nach Bethlehem unterwegs ist, um uns dort dieses kleine Kind im Stall zu schenken. Ein Kind, das uns das Leben schenkt.

Ein Schiff finde ich keines, wenn ich durch unsere Gemeinden gehe, aber vielleicht etwas Vergleichbares … einen großen gelben Zug, der unsere Gemeinden und die Menschen, die hier wohnen miteinander verbindet … vielleicht sind es hier keine Welten, aber doch Stadtteile oder auch Lebenswirklichkeiten. In die Bahn steige ich oft mit Erwartungen an ein Treffen, zu dem mich die Bahn bringt. Manchmal sind es auch Befürchtungen, was mich an meinem Ziel erwartet. Oder auch Sehnsüchte und Hoffnungen, auf das Wiedersehen. Egal mit welcher Haltung wir dieses „Schiff“ besteigen und uns aufmachen, wir dürfen darauf vertrauen, dass Jesus und Gott mit uns unterwegs sind.

Das adventliche Schiff der Hoffnung
– die U-Bahn voller hoffender Menschen
– Advent in unserem alltäglichen Leben!

Julia Matheis, Pastoralreferentin

Adventskalender 16. Dezember: „sich öffnen”

Nach dem Lied: O Heiland reiß die Himmel auf, 3. Strophe

O Erd, schlag aus,o Erd,
dass Berg und Tal grün alles wird.
O Erd, hervor dies Blümlein bring,
o Heiland aus der Erden spring.

In unserer Salvatorkirche ragt im rechten Altarraum das Kreuz mit dem Korpus Jesu empor. Das Kreuz bricht dabei den schwarzen Stein am Boden auf und streckt sich zum Seitenfenster der Kirche. An Tagen mit Sonnenschein bildet das Kreuz dann den Schatten an der Altarwand ab. Für mich hat dieses Kreuz eine ganz starke Aussagekraft.

Zuerst frage ich mich: wo ist er denn, der Heiland. Im Himmel oder in der Erde verborgen? So denke ich, was vom Himmel erwartet wird, steckt doch auch in der Erde: wie ein Same, der aufgeht, wie eine Blumenzwiebel, die treibt, wenn ihre Zeit gekommen ist.

Dass aus der Erde, aus dem Boden das Blümlein, der Heiland, der Salvator mundi, unser Erlöser herausexplodiert und dadurch eine große Dynamik zum Himmel entwickelt, ist für mich ein Hoffnungsbild, dass Jesus Christus die Mühsal des Lebens mit allen Ungerechtigkeiten und Unfrieden hier auf Erden mitleidet und zu Gott bringt. Mit diesem Vertrauen darf ich mich in allen Situationen des Lebens an IHN wenden.

Ich darf voll Zuversicht auch aus der Tiefe, aus den Abgründen meines Lebens hoffen, dass ER meinen Klageschrei hört und alles Erstarrte mit zu sich nimmt.
Dann kann ich auch wieder das Licht, am Ende des Tunnels aufleuchten sehen.

Christsein heißt auch für mich: das Warten nicht lassen können, auch wenn die Hoffnung bisweilen noch so zaghaft oder routiniert daher kommt!

Gerlinde Sachs und wohne in Stgt. Weilimdorf, Ortsteil Bergheim, Einsatzleitung der Nachbarschaftshilfe Salvator/St. Theresia, Leiterin von Wort-Gottes-Feiern, Kommunionhelferin, Krankenkommuniondienst, Caritasausschuss
 

Adventskalender 15. Dezember: „sich sehnen“

„O Heiland reiß die Himmel auf“

Schon als Kind hat mich die starke Sehnsucht dieses Textes tief berührt. In einer Predigt vor Jahren, erklang dieses Lied auf andere Weise gesungen von einem deutschen Liedermacher.

In dieser Predigt erfuhr ich mehr über den Verfasser des Liedes Friedrich Spee von Langenfeld (1591 – 1635), einen Jesuiten aus dem Rheinland. Seine Lebenszeit fällt in die blutigste Phase der Hexenverfolgung. Nach seiner Priesterweihe 1622 wird er immer öfter als Beichtvater zu verurteilten Frauen gerufen und kommt zur Überzeugung, dass keine der Frauen, die er begleitet, schuldig ist.

Friedrich Spee verfasst schließlich ein Buch, in dem er seine Beobachtungen festhält. Es erscheint 1631 anonym, da es brandgefährlich ist, den fanatisch Hexengläubigen zu widersprechen. 1640 schließlich verbieten der Fürstbischof von Würzburg und Königin Christina von Schweden in ihren Gebieten Hexenverbrennungen, durch Friedrich Spees Buch bewegt.

„Wo bleibst du Trost der ganzen Welt!“

Auch heute noch sind die Worte dieses Liedes brandaktuell. Wir in Deutschland schweigen noch weitgehend über die weltweit massive Verfolgung unserer Glaubensgeschwister. Die Organisation „Open doors“, erhöhte im Jahr 2017 die Anzahl der weltweit verfolgten Christen anhand des von ihnen geführten Weltverfolgungsindex auf 200 Millionen Menschen (www.opendoors.de). Angesichts dieser Zahlen möchte ich mit Friedrich Spee rufen:

„O komm ach komm vom höchsten Saal, komm tröst uns hier im Jammertal.“

Hildegard Höfel-Wellner, Gebetskreis St. Monika
 

Adventskalender 14. Dezember: „sich sehnen“

Im Advent sehnt man sich danach, eine Tür zu öffnen. Nun gut, nicht unbedingt die Kirchentür von Salvator, welche wir auf dem Bild sehen können, sondern die Adventskalendertür. Denn so ein Adventskalender kann eine ganz schön praktische Sache sein. Der Adventskalender erinnert einen jeden Tag auf ´s  Neue, dass man sich zurzeit in der Adventszeit befindet, was durchaus in unserem Alltagsstress verloren gehen kann. Auch die Geschäfte helfen da nicht weiter, denn diese zelebrieren schon seit Ende Oktober Weihnachten. Doch warum ist die Adventszeit überhaupt für uns so wichtig?

Die Adventszeit kann für jeden etwas anderes bedeuten, aber auf jeden Fall ist sie eine Zeit des Sehnens. Man beginnt, sich nach dem gemütlichen Zusammensein der Familie, den Weihnachtsliedern und natürlich der Heiligen Nacht zu sehnen. Man sehnt sich jedes Jahr aufs Neue nach der Geburt Jesu Christi, des Heilands, der später für uns alle wieder die Himmelstüren öffnet.

 

Adventskalender 13. Dezember: „sich sehnen“

Dies ist der Taufstein von St. Monika – und bei jedem Besuch in der Kirche dort sehe ich ihn. Zwar war St. Monika noch nicht gebaut, als ich getauft wurde – aber trotzdem erinnert er mich an meine Taufe, in der ich Kind Gottes geworden bin.

Gott hat Sehnsucht nach seinen Geschöpfen, nach allen Menschen. Er will ihnen nahe sein. Für sie wird er in Jesus Mensch, ein kleines Kind.

Und ich frage mich, wie es um meine Sehnsucht nach ihm steht?

Im ersten Johannesbrief heißt es: „Jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ (1 Joh 3,2)

Vielleicht kann uns der Advent anregen, nicht nur sein Kommen zu uns zu ersehnen, sondern auch unsere Sehnsucht wachsen zu lassen, ihm nahe zu sein, ihm ähnlicher zu werden, ihn zu sehen, wie er ist.
Wir gehen auf die Ewigkeit zu, unser ganzes Leben ist ein Advent – eine Zeit der erwartungsvollen Hoffnung! Und es kommt die Zeit der Erfüllung!

Claudia Brenner, KGR St. Josef, Kommunionhelferin St. Monika

 

Adventskalender 12. Dezember: „sich sehnen“

zum Thema der 2. Woche erinnerte ich mich an ein Bild, das ich an einem Sonntag am Strand bei Göteborg aufgenommen habe. Es zeigte mir Gottes Größe und sein überwältigendes Licht.
Auch ich sehne mich zur Zeit so oft nach der großen Lösung: Der Himmel öffnet sich und Gott sendet Hilfe, Frieden und Trost in die so schwierige Welt. Und doch weiß ich, dass unsere kleinen Schritte und Talente notwendige Bausteine am Reich Gottes sind.
Viele solcher kleinen Schritte auf Menschen zu, machen die Welt ein wenig heller, wärmer, hoffnungsvoller. Die Adventszeit in diesem Bewusstsein zu erleben, das wünsche ich mir.
Anita Verena Brandsch

Anita Verena Brandsch

 

Adventskalender 11. Dezember: „O Heiland, reiß die Himmel auf“

Strophe 4 von „O Heiland reiß die Himmel auf“

Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.

Dieses Foto, aufgenommen in der Wiener Straße in Feuerbach, passt für mich gut zur vierten Strophe des Liedes. Über den Häusern liegt Dunkelheit, die Stimmung ist düster. Doch je mehr sich der Blick zum Himmel richtet, desto heller wird es und man spürt, dass das Bedrohliche vorbei ist. Verstärkt wird dieses gute Gefühl durch den Regenbogen, der Himmel und Erde zu verbinden scheint.

Hier sehe ich den Bezug zum Text der vierten Strophe: „Wo bleibst du“ ist zunächst der an Gott gerichtete verzweifelte Hilferuf aus der Dunkelheit des Lebens und der Welt heraus, da sich Trost und Hoffnung nicht einstellen wollen. So fühlen wir uns, wenn wir mit Grenzsituationen konfrontiert werden und uns hilflos fühlen.

Das Lied bleibt aber nicht bei der anklagenden Frage stehen, vielmehr folgt, verstärkt durch das dreifache „komm“ die Bitte, getragen vom tiefen Glauben, dass wir Trost bei Gott finden können.Der Regenbogen ist dafür das passende Symbol, ein Zeichen der Hoffnung.

 

Ulrike Strubel-Sigloch, Kirchengemeinde St. Josef

Adventskalender 10. Dezember: „O Heiland, reiß die Himmel auf“

O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf.
Reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für.

O Gott, ein Tau vom Himmel gieß, im Tau herab, o Heiland, fließ.
Ihr Wolken brecht und regnet aus den König über Jakobs Haus.

O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd, dass Berg und Tal grün alles werd.
O Erd, herfür dies Blümlein bring, o Heiland, aus der Erden spring.

Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sich all ihr Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.

O klare Sonn, du schöner Stern, dich wollten wir anschauen gern.
O Sonn, geh auf, ohn deinen Schein in Finsternis wir alle sein.

Hier leiden wir die größte Not, vor Augen steht der ewig Tod.
Ach komm, führ uns mit starker Hand vom Elend zu dem Vaterland.

Wenn wir sehr ungeduldig sind, reißen wir eine Verpackung, ein Geschenk einfach auf, um schnell an den Inhalt zu kommen.
Im Lied soll gleich der ganze Himmel aufgerissen werden, und was der Dichter so ungeduldig haben will, ist nichts weniger als der Heiland selbst.

Der Jesuit Friedrich Spee, der das Lied 1622 für Katechismus-Schüler schrieb und reichhaltig mit biblischen Bildern bestückte, versetzt uns Singende in den Zustand der Sehnsucht vor Christi Geburt. Die Verheißung der Propheten steht im Raum, doch dass Gott der Welt bereits seinen Sohn geschenkt hat, scheint im Lied noch nicht bekannt zu sein. Dadurch bekommt es eine endzeitliche Bedeutung. Das Leben des Menschen bleibt unvollkommen und vorläufig, es ist ausgerichtet auf ein Ziel jenseits seiner selbst und mit seinem Ende beginnt etwas Neues, erfüllt sich eine Verheißung. Advent als Sinnbild für Leben bedeutet Vorläufigkeit gestalten, Vollendung erwarten, voller Freude!

Esther Walter, Kirchengemeinde Salvator, Chorleiterin, Familiengottesdienstteam, Taizé-Team

 

Adventskalender: 9. Dezember “Sich öffnen”

Die christliche Rockband Skillet singt in ihrem Lied Hard To Find

Turned on the TV yesterday
So much pain bleeding through,
I had to look away
But inside me the picture’s just the same
And every time I open up my eyes,
Nothing seems to change
It never seems to change.

Genau so geht es mir jeden Tag. Die Bilder in den Nachrichten und auch in den überall beliebten Krimis und Serien kann ich kaum mehr ertragen. In der Bahn, im Supermarkt und bei der Arbeit kommt es mir so vor, als wären viele Menschen intolleranter und gewaltbereiter geworden. Oft bin ich dadurch verunsichert und niedergeschlagen. Und dann kommen auch noch die längsten und dunkelsten und kältesten Tage des Jahres auf mich zu.

Doch nun beginnt die Adventszeit. Wir feiern die Ankunft Jesu. Menschen stellen Kerzen ins Fenster und überlegen sich achtsam Überraschungen für ihre Liebsten. Und auf einmal geht es wieder! Ich kann die Liebe wieder spüren, mich wieder öffnen und komme aus meinem Schneckenhaus.

You give me faith
To believe there’s a way
[…]
You give me strength,
During these dark times,
When I’m blind,
You are my light
When faith is hard to find.

Ich habe wieder Hoffnung und freue mich auf die Geburt meines großen Vorbilds Jesus – der, der oft unbequem war, aber immer aufrecht für Liebe und Gerechtigkeit stand.

Marion Bukowski, Salvator

Adventskalender: 8. Dezember “Sich öffnen”

Grenzpunkt

In der Straße, in der ich hier in Weilimdorf wohne, gibt es lange Reihen von Garagen mit Stellplätzen davor. Kürzlich fiel mir direkt neben dem Hinterrad unseres Autos ein GRENZPUNKT auf, der die Grenze zwischen zwei Grundstücken markiert. Da wanderten meine Gedanken zu anderen Grenzen, die in letzter Zeit für viel Auseinandersetzung gesorgt haben:

Außengrenzen und Obergrenzen, der Wunsch nach Abgrenzung aus ganz unterschiedlichen Gründen und die persönlichen Grenzen, die jeder von uns hat.

Wo verlaufen diese Grenzen? Wann machen wir sie auf, die Türen hoch und die Tore weit? Wann bleiben sie geschlossen?

Gerade haben wir die Grenze zu einem neuen Kirchenjahr überschritten und sind nun im Advent, der Zeit der Ankunft. Wenn meins Herzens Tür zu ist, kann niemand bei mir ankommen. Darum möchte ich versuchen, mein Herz aufzuschließen statt andere auszuschließen. Ich möchte es weit öffnen für meine Mitmenschen und voller Freude zu einem Tempel bereiten, damit Gott gerne darin einzieht und es füllt – mit seiner Sanftmütigkeit, Barmherzigkeit und Freundlichkeit.

Julia Häßler, Kirchenchor Salvator, Familiengottesdienstteam Salvator

.

Adventskalender: 7. Dezember “Sich öffnen”

 

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller  Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich.
Der Heil und Leben mit sich bringt,
der halben jauchzt mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich an Tat.“

 

 

 

Welch großer Wunsch schwingt in diesen Liedzeilen mit, eine geöffnete Tür vorzufinden, wenn der „hohe Gast“ kommt. Ja, Jesus will ankommen, auch bei uns, auch bei mir, genau hier und heute. Und genau das ist ADVENT: ANKUNFT. Doch nur, wenn die Tür offen ist, kann Licht einfallen, kann ich sehen, wer kommt, und der andere kann eintreten. Erst dann kann ich hören vom Leben des anderen, von seiner Freude oder Traurigkeit. Erst dann kann Begegnung stattfinden.

Heißt nicht Tür-öffnen auch Herz-öffnen?! Das Licht, d.h. meine kleine Tat der Liebe, mein Dasein, mein Zuhören, mein Geduld-haben … können so ausstrahlen und im anderen neues Feuer entfachen. Genau dieses Ausstrahlen wirft Strahlen zu mir selbst zurück, bereichert mich, macht mich froh – auch heute!

Wir wünschen allen einen schönen Adventstag!
Fokolar Stuttgart

Adventskalender: 6. Dezember “sich öffnen”

Das Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ betont die Bewegung von außen nach innen, wenn es zum Beispiel heißt: „Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein.“ „Sich öffnen“ beinhaltet aber auch die umgekehrte Bewegung, von innen nach außen. Das bedeutet für mich, mich Gott und anderen Menschen zuzumuten, und zwar mit allem, was zu mir gehört und wie ich nun mal bin. Nur so kann ich Bestätigung und Korrektur erfahren und damit letztlich an Sicherheit gewinnen.

Der Beichtstuhl ist ein Ort, an dem Menschen sich in besonders intensiver Weise Gott und einem anderen Menschen zumuten. Er soll hier aber nur symbolisch für alle Orte stehen, an denen größere oder kleinere Zumutungen möglich sind, zum Beispiel im Gebet oder bei einem über das Alltägliche hinausgehenden Gespräch in der Mittagspause. Vielleicht finden wir ja heute einen solchen Ort!


Sabine Andrä
St. Theresia, Mitglied im Gesamtkirchengemeinderat

Adventskalender: 5. Dezember “Sich öffnen”

Adventskranz 2017 in St. Josef
Adventskranz 2017 St. Monika

Die Ungeduld seiner Schützlinge auf das Weihnachtsfest brachte den evangelischen Theologen und Pädagogen Johann Wichern 1839 auf die Idee, die Wartezeit mit der Symbolkraft des Lichtes zu verkürzen.

Dafür befestigte er auf einem hölzernen Wagenrad vier dicke weiße Kerzen für die Sonntage mit sechs kleinen roten Kerzen dazwischen für die Werktage. Täglich wurde eine Kerze mehr angezündet. Jahre später wurde der Kranz mit Tannengrün als Symbol für Hoffnung und Leben geschmückt.

Langsam verbreitete sich der Adventskranz mit dann nur noch 4 Kerzen in Deutschland und wurde zu einem überkonfessionellen Brauch. 1925 hing erstmals in einer katholischen Kirche in Köln ein Adventskranz.

Mittlerweile hat sich die Tradition aus Deutschland auf der ganzen Welt verbreitet und entwickelt. Unterschiedliche Farben und Anzahl der Kerzen geben der Symbolik des Adventskranzes inspirierende Varianten (z.B. www.katholisch.de: „lila, grün, rosa, weiß“).

Santa Flora, das Blumenschmuckteam von St. Josef und St. Monika: v.li n.re: Jutta Gollmer, Veronika Hettich, Susanne Kempf, Ute von Laufenberg, Maria Liparoti, Birgit Möser, Hildegard Zürn-Müller, Eva Thomas

 

Adventskalender 4. Dezember 2017: “Sich öffnen”

Immer,
wenn sie sich öffnet,
die alte Tür
zu den alten Geschichten
von dem noch älteren Geschehen,
dann wünsche ich mir, wie ein Kind zu sein –
es kann durch den schmalsten Spalt schlüpfen,
sich hinstellen und staunen –
einfach nur staunen.                        (Peter Klever)

Möchte ich die alte Tür öffnen, die mich einlässt in die Adventszeit, die Zeit des Nachdenkens, Besinnens, sich Öffnens für den Zauber der Weihnachtszeit? Oder bin ich viel zu sehr in der Hektik und dem Trubel gefangen, der mir so oft den Blick verstellt für das, was hinter der alten Türe auf mich wartet?

Ich möchte die alte Tür öffnen, um zu sehen, ob mich die alten Geschichten noch genauso ergreifen, berühren und staunen lassen wie ein Kind.

Gerade in der Adventszeit erfüllt es mich so sehr, meinen Kindern die alten Geschichten zu erzählen, ihnen das weiterzugeben und mitzugeben für ihr Leben, was mich als Kind hat staunen lassen. Es sind aber gerade die Kinder, die uns an die Hand nehmen und uns Erwachsene durch die alte Tür hineinführen zu den alten Geschichten vom Geheimnis der Geburt Jesu Christi, dem Wunder der Heiligen Nacht. Wenn wir uns von ihnen durch die alte Tür führen lassen, uns wirklich öffnen wollen, dann kann uns Weihnachten wieder neu berühren, dann können wir unsere Herzen öffnen und staunen – einfach nur staunen.

Sandra Fischer,
Familiengottesdienstteam der Salvatorgemeinde

Adventskalender, 3. Dezember 2017: “sich öffnen”

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich an Rat.

Er ist gerecht ein Helfer wert.
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all unsre Not zum End er bringt;
derhalben jauchzt mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland groß von Tat.

O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
mein Tröster früh und spat.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
eur Herz zum Tempel zubereit‘.
Die Zweiglein der Gottseligkeit
Steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;
So kommt der König auch zu euch,
ja Heil und Leben mit zugleich.
Gelobet sei mein Gott,
voll Rat, voll Tat, voll Gnad.

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein,
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heil‘ger Geist uns führ und leit,
den Weg zur ewg‘en Seligkeit.
Dem Namen dein o Herr,
sei ewig Preis und Ehr.

 

Wie bitte soll man eine Türe „hoch“ machen?

Die Formulierung dieses Liedverses erschien mir schon immer etwas seltsam. Aber vielleicht wird es deutlicher, wenn wir an ein Garagentor, ein Scheunentor oder ein großes Rolltor vor einer Tiefgarage denken. Diese Tore fahren hoch und machen einen breiten Zugang zu einem Ziel frei.

Tore und Türe haben die Funktion zu schließen und zu trennen oder auch um offen zu sein und dadurch einzuladen.

Die Einladung soll Gott gelten, der in Jesus zu uns kommt. Und da Gott nicht nur äußerlich wahrgenommen werden will, sondern immer in unserem Herzen, unserem Innersten andocken und einziehen möchte, gilt es sich weit zu öffnen.

Öffnen durch Präferenz und Zeit: Präferenz, dass wir Gott sehr wichtig nehmen und uns deshalb viel Zeit für sein Ankommen bei uns nehmen. Dazu hat die Kirche den Advent erfunden und ihn uns geschenkt. Und wie Sie auf dem Bild nur bei intensivem Hinsehen das Kreuz in der Kirche erkennen können, so ist es auch im Advent. Wir sollen ihn suchen, zu ihm durchdringen und bei ihm ankommen.

Laden wir Gott ein, bitten wir um das Kommen und Wirken des Hl. Geistes für unsere Gemeinden und in unserem persönlichen Leben – nicht nur zu Pfingsten sondern an jedem Tag.

Andreas Wellner, Diakon

 

 

 

Gebet zum Start der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest, Dezember 2017

Du Gott mit uns

Du Gott mit uns, du Immanuel – im Advent ersehnt und an Weihnachten besungen –,
du trittst immer wieder neu in Zeit und Geschichte ein,
nicht nur vor 2000 Jahren, sondern auch heute.

Du bist vertraut
mit der Situation unserer neuen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest.
Du weißt:
Jede bisherige Gemeinde musste Vertrautes loslassen und auf Liebgewordenes verzichten.
Dies schmerzt.
Jede wird zugleich beschenkt und bereichert durch das,
was die anderen einbringen in das Gesamte, das im Wachsen ist.
Dafür danken wir Dir!

Und wir danken Dir,
dass Du uns als Einzelne und uns als Gemeinde, als Kirche vor Ort,
führst und begleitest, dass Du mit uns auf dem Weg bist.
Wir danken Dir für alles Engagement und alle Ideen,
die eingebracht wurden und eingebracht werden,
und alle Schritte, die bereits aufeinander zu und miteinander getan wurden –
vom Pastoralteam und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen,
von den Verantwortlichen und Gremien und von allen Gemeindemitgliedern.

Und im Vertrauen auf Deine Treue und Hilfe bitten wir Dich:
Erfülle alle, die zum Pastoralteam gehören, mit Deinem Geist,
gib ihnen ein hörendes und offenes Herz für Dich und für die Menschen
und schenke ihnen Freude in ihrem Dienst.
Gib allen Verantwortlichen und allen, die sich haupt- und ehrenamtlich einbringen,
Kraft, Ausdauer und Zuversicht und lass sie die nächsten Schritte erkennen und gehen.
Schenke allen Gemeindemitgliedern Beheimatung in unserer Gemeinde,
persönliche Beziehungen zu anderen und auch die Bereitschaft,
sich weiterhin auf Veränderungen einzulassen.
Segne unsere Gemeinde, und lass uns ein Segen sein;
lass uns deine Gegenwart in der Welt und deine Liebe zu allen Menschen bezeugen!