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70469 Stuttgart

Baugeschichte

Oratorium

Im Jahre 1895 wurde der vom Regierungsbaumeister Pohlhammer errichtete Bau der ersten katholischen Kirche eingeweiht. Die wegen ihrer geringen Größe das „Oratorium“ (also eine Hauskapelle) genannte Kirche diente zur Seelsorge sowohl für die aus vielen zugezogenen Katholiken vergrößerte Gemeinde in Feuerbach, wo es im Jahre 1902 bereits 252 Katholiken gab, als auch bis 1902 für die katholische Gemeinde in Zuffenhausen. Am 15. April 1898 wird St. Josef zur Pfarrverweserei ernannt. Am 16. Juli 1944 zerstört eine Sprengbombe das kleine Oratorium.

St.-Josefs-Kirche

1912 wurde die Feuerbacher Gemeinde zur ordentlichen Stadtpfarrei erhoben. Im Jahre 1933 wird die Stadtpfarrei dem Stadtdekanat Stuttgart zugeteilt, vorher gehörte sie zu Neuhausen a.F. Bedingt durch das Wachstum der Kirchengemeinde, im Jahre 1930 gab es bereits 2300 Katholiken in Feuerbach, reichte das Oratorium für die Seelsorge nicht mehr aus, und so wurde beschlossen, eine größere Kirche vom Architekten Hans Herkommer bauen zu lassen.

Der erste Spatenstich für die neue Kirche St. Josef war am 10. September 1933.

Die Grundsteinlegungsfeier folgt am 17. November 1933.

Die Kirchweihe war am 4. November 1934 durch Weihbischof Dr. Franz Joseph Fischer, der der 2. Expositurvikar der Gemeinde gewesen war. Am 16. Juli 1944 zerstört eine Sprengbombe die alte Kirche, und auch das Pfarrhaus wird stark beschädigt. Bei einem Luftangriff am 21. September 1944 fielen außerdem die katholische Schule und das Schwesternheim zum Opfer. Die inzwischen 10 Jahre alte Kirche St. Josef blieb unbehelligt.

Der neuromanische Hallenkirchenbau verzichtet aufgrund der Grundstücklage auf eine Ausrichtung nach Osten, richtet die Gläubigen aber konsequent und ohne trennende Säulen auf den erhöhten Altarbereich mit dem Hochaltar, mit dem Tabernakel und dem großen Apsisfresko aus. Hauptbild: die göttl. Familie von Ewigkeit (Vater, Hl. Geist und Christus am Kreuz auf dem Altar) – dann die hl. Familie von Nazareth: Maria – Josef – Jesus am Kreuz; dann die Familie der männlichen und weiblichen Heiligen.

Aus einem Zeitungsartikel zur Kirchweihe 1934

Kirche des Volkes

… Die neue Kirche, die am 4. November [1934] auf den Namen des hl. Josephs geweiht werden soll, wird zweifellos eines der schönsten katholischen Gotteshäuser Groß-Stuttgarts werden. Mit ihr hat Herkommer den vollgültigen Beweis erbracht, dass die moderne Bauweise nicht nur nicht in einem Gegensatz zur Seelenhaltung des gläubigen Menschen steht, sondern darüber hinaus auch  allen Gestaltwerden gerecht zu werden vermag, die in der Landschaft und im Volkstum begründet sind. Entscheidend ist immer nur, wie die materialen und konstruktiven Gesetzlichkeiten dem höheren Gesetzt des Liturgisch-Sakralen untergeordnet und dem Sinngefüge von Landschaft und Volkstum eingeordnet werden. Diese Unter- und Einordnung ist Herkommer prächtig gelungen. Infolgedessen ist seine Feuerbacher Kirche ganz das geworden, was sie werden sollte, ein Gotteshaus.

Köstliche Überraschung sind die Fenster rechts und links, die nach einer Idee Herkommers von zwei Stuttgarter Künstlern, Auer und Walz, gefertigt wurden. Sie bestehen aus gelblich durchfärbten Glasplatten, in die symbolische Darstellungen eingeschnitten sind. Die ersten beiden Fenster (vom Altar aus) sind dem Symbolbereich „Gott und Kirche“, die mittleren dem Bereich „Kirche und Mensch“, die beiden letzten dem Bereich „Natur und Übernatur“ gewidmet. Unter anderem werden auch die zehn Gebote Gottes dargestellt… Aber nicht nur die zehn Gebote sind auf den Fenstern zu finden. Dort findet sich sozusagen alles, was die Glaubenslehre enthält mit einem Wort: eine summa theologia in Bildern und Zeichen. Stundenlang kann man sich in betrachtendem Gebet mit ihnen beschäftigen. Und immer wieder entdeckt man Neues, vor sich und in sich. Denn diese Bilder und Zeichen sind transparent, durchsichtig. Man blickt durch sie „hindurch“, in eine andere, tiefere Wirklichkeit.

Stadtpfarrer Josef Waibel in der Pfarrchronik:

Im Januar 1934 war der Rohbau fertig. Nun wurde das Innen (?) geschmückt, besonders die Ausmalung machte viel Kopfzerbrechen. Hauptbild: die göttl. Familie von Ewigkeit (Vater, Hl. Geist und Christus um Kreuz auf dem Altar) – dann die hl. Familie von Nazareth: Maria – Josef – Jesus um Kreuz. dann die Familie der Heiligen / männlich und weiblich.

1. Renovierung, 1965

Architekt: Hans Werner Merkle, Stuttgart-Möhringen

Altarweihe am 12. Juni 1965 durch Prälat Singer

Erneuerung im Geist des II. Vatikanischen Konzils: der Hochaltar wird als Volksaltar in Richtung der Gläubigen gerückt, um den diese nun versammelt sind. Zwei Ambonen betonen biblische Evangelien- und Epistel-Lesungen. Die große Priestersitz-Bank, auf der verschiedene liturgische Dienste gemeinsam Platz finden, schließt als große ausladende Betonschale den Raum hinter dem Altar ab und gibt dem Priester mit Assistenz eine gut sichtbare Präsenz. Die als Ausdruck der vergangen Zeit empfundenen Apis-Fresken sind überputzt. In die Rundgewölbe eingezogene Balken und die flächige Gestaltung der Seitenfenster kappen die Dynamik in Richtung der Apsis und nehmen Höhe weg zugunsten einer kommunitären Versammlung der Gläubigen. Der Kirchenboden wurde zum Eingang hin angehoben, dass alle Gläubigen aktiv an der Liturgie teilhaben können.

Stadtpfarrer Hermann Kerscher in der Pfarrchronik:

Die Erneuerung der Pfarrkirche St. Josef

Der Bau der St. Josefskirche in den Jahren 1933/34 war für die damals noch kleine Gemeinde eine große Leistung. Architekt Hans Herkommer hatte für die damalige Zeit einen ungewöhnlichen Raum geschaffen, der stützenlos 600 Personen aufnehmen konnte und für alle die Sicht auf den Altarraum gestattete. Während des Zweiten Weltkrieges hatte die Kirche stark gelitten, war aber durch den tatkräftigen Einsatz des Pfarrers und der Gemeinde doch verhältnismäßig bald wieder voll benützbar. Eine Reihe von Schäden blieben allerdings unbehoben.

Mit der Zeit entsprach die Kirche, besonders was ihre Innenausstattung betraf, nicht mehr unserem Empfinden. Allzusehr atmeten die Bilder an den Wänden, die Altäre, die Kanzel und die Statuen den Geist der vergangenen Zeit. Die Wände hatten eine schmutzig-braune Farbe angenommen, die Bänke waren abgenützt: der ganze Bau machte einen ärmlichen, unfestlichen Eindruck.

Als unser Hochwürdigster Bischof im Jahre 1960 zum ersten Mal auf einem kurzen Besuch die Kirche betrat, sagte er zu mir [Stadtpfarrer Kerscher]: die hat aber eine Renovation dringend nötig!

Am 4. Dezember 1963 war vom II. Vatikanischen Konzil die Konstitution über die heilige Liturgie verkündet worden. In ihrem Sinne sollte das Gotteshaus nicht nur handwerklich und technisch verbessert werden, sondern auch eine tiefgreifende wesensmäßige Veränderung erfahren.

In einem Wettbewerb forderten wir zwei. Architekten für die Ausarbeitung eines Vorentwurfs auf: Architekt Hans Werner Merkle aus Stuttgart-Möhringen und den Sohn des Erbauers der Kirche, Architekt Jörg Herkommer aus Stuttgart-Botnang. Am 5. Februar 1964 trat die Jury im kleinen Saal des Gemeindehauses zusammen. Ihr gehörten an: die Herren Pfarrer Breucha und Endrich; die Herren freien Architekten Zinsmeister aus Stuttgart-Degerloch und Vogt aus Schorndorf; der Pfarrer der Gemeinde und Herr Dr. Dannecker als Vertreter des Kirchenstiftungsrates. Die Anwesenden entschieden sich einstimmig für den Plan von Architekt Merkle. Er hatte sein Können schon öfters unter Beweis gestellt, vor allem durch den Bau der Kirche in Stuttgart-Mönchfeld, für welche er den Bonatz-Preis der Stadt Stuttgart erhalten hatte. Nunmehr konnten mit dem Architekten die Einzelfragen besprochen werden, die man in häufigen Sitzungen des Kirchenstiftungsrates und der Ortskirchensteuervertretung, meist unter Hinzuziehung weiterer Baufachleute zu lösen suchte. Die Sitzungen dauerten oft bis Mitternacht, verliefen aber durchweg in harmonischer Weise der Kostenvoranschlag betrug 365.000,-DM. Zu seiner Deckung musste der Bausparvertrag für die Föhrichkirche in Höhe von 200.000,- DM herangezogen werden und das Restdarlehen für das Gerneindehaus in Höhe von 70.000,- DM, welches für den Gemeindehausbau nicht mehr benötigt wurde. Der Rest sollte aus laufenden Haushaltsmitteln und Spenden gedeckt werden. Ein Zuschuss von Seiten des Bischöflichen Ordinariates stand nicht in Aussicht.

Besonders eingehend beschäftigten wir uns mit der Frage der Lüftung und Beheizung. Die Fachleute rieten für eine Fußbodenbeheizung. Da diese leicht an die bestehende Heizzentrale im Gemeindehaus angeschlossen werden konnte, stimmten beide Gremien dem Einbau zu. Die Lufterneuerung sollte durch zwei Turbinen in der Dachzone erreicht werden.

Da der Architekt auf einen Ausbau im Winter drängte, wurde Ende Oktober den Bauarbeiten begonnen. Eine Planierraupe  der Firma Fahrion machte, nachdem die Kirche ausgeräumt worden war, den Anfang. Der Architekt und sein Mitarbeiter, Herr Knos, sorgten für einen zügigen Ablauf. Schon im November begann d.ie Firma Stumpf & Müller mit der Montage der Fußbodenheizung. Am Tag ihrer Inbetriebnahme setzte starker Frost ein und obgleich die Fenster unverglast waren, konnten die Arbeiten ohne Aufschub weitergeführt werden. Differenzen im Kirchenstiftungsrat gab es nur bei der Frage der Gestaltung der Deckenzone. Da es sich als unmöglich erwies, eine Decke einzuziehen, suchte der Architekt die Decke mit drei Andreaskreuzen quer zu überspannen. Dadurch sollte das alte Tonnengewölbe aufgegliedert werden und den Rhythmus der Bänke aufnehmen. Zwei Kirchenstiftungsräte ließen sich nicht von den Argumenten für eine solche Lösung überzeugten und glaubten, dass der Raum verunstaltet würde. Erst der Hochwürdigste Weihbischof gab durch sein Urteil die Entscheidung zugunsten der Deckenbalken.

Im Mai 1965 war die Kirche eingerüstet. Da nun die Zeit der Neubauten begann, drängten und trieben sich die Firmen, was dem zügigen Ablauf der Bauarbeiten sehr zustatten kam. Durch die Vergrößerung der Orgelempöre, die sich als schwieriger erwies als vorgesehen und durch das Belegen des gesamten Kirchenbodens mit Steinplatten, was ursprünglich nicht beabsichtigt war, kamen die Termine etwas in Verzug.

In der künstlerischen Ausgestaltung sollte die Kirche einfach werden, aber vornehm. Herr Merkle wählte für die wenigen künstlerischen Arbeiten besonders gute Kräfte aus, Der Auftrag für die Glasfenster wurde Kunstrnaler Kies aus Trossingen ohne Abänderungswünsche erteilt. Fräulein Bär aus Pforzheim schuf das Altarkreuz, die Altarleuchter und den Kreuzweg, sowie die Statue des heiligen Antonius. Herr Lechler aus Stuttgart-Feuerbach entwarf die Türgriffe und wirkte als Farbberater mit. Herr Schlegel von der Kunstakademie in Stuttgart gestaltete den Tabernakel mit Rückwand. Altar, Ambo und Kanzel entwarf Architekt Merkle selbst. Ein erster Altarentwurf fand nicht die Zustimmung des Weihbischofs und musste geändert werden. Besonders lange beschäftigte uns die Gestaltung des Priestersitzes, des sogenannten Präsidiums. Es solle hinter dem Altar sein und zwar so, dass der Priester mit Assistenz gut sichtbar ist, aber doch andererseits nicht als „Bischofsthron“ erscheint. AIso Rückwand oder nicht. Erst die Attrappe und die davon angefertigten Fotos gaben die Entscheidung für eine Rückwand.

Pressestimmen:

Stuttgarter Zeitungen: „Der heutigen Liturgie angepasst“; „Liturgie architektonisch gesehen“; „Gotteshaus mit neuen Akzenten“

Deutsches Volksblatt: „Die Würde dieses Raumes steigert sich durch das Steinkreuz. Befestigt an zwei Drahtseilen, hängt es mit dem Bildnis der Muttergottes über dem Altar.“

Christliche Kunstblätter 3/1966, Hrsg. Diözesan-Kunstverein, Linz: stellt die „Neugestaltung St. Josef in Stuttgart-Feuerbach“ als markantes Beispiel aus dem europäischen Raum neben die Neuordnung des Domes zu Münster, St. Stefano Rotondo zu Rom und die Neuordnung der Abteikirche Mehrerau bei Bregenz.

Ausstattung

Altar, 2 Ambonen, Taufstein: Hans Werner Merkle, Stuttgart-Möhringen

Glasfenster: Emil Kiess (* 1930), Trossingen

Altarkreuz, 6 Altarleuchter, Statue des heiligen Antonius: Gisela Bär, Pforzheim

Tabernakel mit Rückwand: Hans K. Schlegel (* 1923), Obertürkheim

Kreuzweg: Gisela Bär, Pforzheim, Weihe am 5. März 1967

Madonna: süddeutsch, aus dem 18. Jahrhundert, Ankauf 1980

Josefsstatue: ?

Wandbehang in Seide, Batikarbeit, Benediktinerinnen Orselina

2. Renovierung, 1980

Architekt: Gauß

Neuer Anstrich. Neue Beleuchtung. Taufstein nach vorne versetzt.
Außerdem wurde eine neue barocke Madonna angekauft.

Nordstuttgarter Rundschau, 14. Mai 1980

Schmuckstück für die Kirche
Barock-Madonna für St. Josef, Feuerbach

Nach der Kirchenrenovierung zeigt sich die katholische Kirche St. Josef in Feuerbach in neuem Glanz. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn der ,,bisher etwas dürftige Mutter-Gottes-Altar”, so Pfarrer Alban Schad, erhielt eine süddeutsche Madonna aus dem 18. Jahrhundert; ein wahres Schmuckstück für die Kirche.

„Überwiegend positive Stimmen“ konnte Pfarrer Schad befriedigt vermerken, als er die Barock-Madonna kürzlich seinen Gemeindemitgliedern vorstellte. Dass dem so ist, zeigt nicht zuletzt das Spenden-Barometer, das die Achttausend-Mark-Grenze bereits erreicht hat, jedoch noch ein wenig klettern muss, um den wahren Wert zu erreichen.

Die Madonna mit dem Kind wurde als Rundplastik aus Lindenholz gefertigt, ist weitgehend in der Originalfassung erhalten und wird als „ein bedeutendes Werk eines guten Meisters“ bezeichnet. Wer wirklich dieser Meister war, ist nicht mehr festzustellen. Ursprünglich hatten die Feuerbacher Kirchenväter ihr Augenmerk auf eine Laupheimer Madonna gerichtet, doch die war, schlicht gesagt, zu teuer. AIs von einem Kunsthändler in Bamberg die Madonna mit dein wallenden blau-goldenen Gewand, dem roten Kleid, den langen Haaren und der lebensechten Gebärde angeboten wurde, für die eine Expertise vorlag, die die Echtheit bescheinigt, da gaben sich die Feuerbacher noch längst nicht damit zufrieden. Schließlich wollten sie für solch einmaliges Werk einen entsprechen- den Gegenwert. Von seiten des Landesdenkmalamts wurde dieser Kauf begrüßt, als „günstige Gelegenheit“, wenngleich in den nächsten Jahren an eine Überholung des Werkes gedacht ist.

In den Monaten Februar und März dieses Jahres wurde die ganze St.-Josef-Kirche renoviert. Erstmals bei der Palmprozession konnte sie wieder benützt werden. Mit Mineralfarbe wurden Wände und Decke dreimal gestrichen. Altarsteine und Ambo aus Muschelkalk wurden durch Behauen aufgefrischt und ein dreistufiger Stein des gleichen Natursteins für die ,,neue alte Madonna” erworben. Die Lautsprecheranlage ist erneuert; die Empore erhielt einen Teppichboden und die Brüstung eine Teppich-Verkleidung. Durch die neue Beleuchtung hat das Gotteshaus ungemein gewonnen. Auch der Kreuzweg wie die Buntglasfenster kommen wieder richtig zur Geltung.

Die Kirchenrenovierung unter Architekt Gauß belief sich auf etwa 160.000 Mark, die aus Mitteln des Haushalts stammten. Vom Keller geholt wurden auch wieder die Gedenktafeln der Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkriegs. Sie haben in der [früheren] Taufkapelle ihren Platz gefunden.

Blickfang dieser Kirche ist die Barock-Madonna, die einen reizvollen Kontrast zum modernen Gebäude von St. Josef bildet. Auf der obersten Stufe steht Maria mit dem Kind, Königin und Mutter der Menschen, auf der Erdkugel, um die sich die Schlange schlingt. Dazwischen das Symbol Halbmond als Zeichen der Wandlung und Vergänglichkeit.

Erste Glocken

Mit dem Kirchenneubau wurden 4 Glocken gegossen und eingebaut.
Sie wurden von der Glockengießerei Petit und Edelbrock in Gescher, Westfalen gefertigt.
Die Glockenweihe fand am 9. Dezember 1934 statt.

1942 wurden die 3 großen Glocken für die Rüstungsindustrie abgebaut.
Übrig blieb nur die kleinste, die Schutzengelglocke.

Artikel in der Feuerbacher Zeitung / Weil im Dorfer Zeitung

Neue Glocken

Wird man von Weihnachten ab in Feuerbach zu hören bekommen: das Geläute der kath. Kirche. Lange genug haben zwei kleine Glöcklein die Kirchengemeinde zum Gottesdienst gerufen. Jetzt hat sie die Freude, daß vier neue Glocken in dem neuen Turm ihre metallenen Stimmen erschallen lassen werden. Dadurch bekommt der Turm seine eigentliche Bedeutung.

Das neue Geläute ist melodisch, d.h. die vier Töne der vier Glocken geben die Anfangstöne der Melodie: Salve regina! Ein getragenes Glockengeläute hört wohl jeder gerne. Es schlummern in den Glocken eine Unmenge von Tönen, Ober- und Untertöne. Sie können im Menschenherzen fast alle Stimmungen wachrufen. Es ist doch wunderbar: die gleichen Glocken sind es, die immer wieder anders das Herz des Hörers ansprechen. Man spricht von Weihnachtsglocken, Silvesterglocken, Osterglocken, Sonntagsglocken, Grabgeläute, Festgeläute. Je nachdem sie den Menschen in einer Stimmung antreffen, schwingen sie mit ihrem Ton mit. Sie locke den Zuhörer in eine Andacht hinein, wie wenn sie Geisterstimmen aus einer anderen Welt wären. Selbst den Philosophen Nitsche beruhigten auf seinem Sterbebette eigenartig die läutenden Kirchenglocken. Schiller hat in seinem unübertrefflichen „Lied von der Glocke“ für alle Zeiten die Glocken verherrlicht. Fast alle Ereignisse im Menschenleben begleitet die Glocke mit ihren Stimmen: „Was unten tief dem Erdensohne das wechselnde Verhängnis bringt, das schlägt an die metallne Krone, die es erbaulich weiter singt“. Schon das geliebte Kind begrüßt sie mit der Freude Feierklange. Sie versammelt die liebende Gemeinde zur Eintracht zu herzinnigem Vereine. Das ist ihr Beruf: „Zu rühren vieler Menschen Ohr, sie wird mit dem Betrübten klagen und stimmen zu der Andacht Chor“. Ernst begleiten ihre „Trauerschläge einen Wanderer auf dem letzten Wege“. Wenn aber an der Glocke Strängen der Aufruhr zerret, dass sie heulend schallt, das ist ungern ihr Beruf; denn sie wird „geweiht zu Friedensklängen“.

Die Glocken der kath. Kirche wurden hergestellt in der Glockengießerei Petit und Edelbrock in Gescher (Westfalen). Das Gießen dieser Glocken wurde verfilmt zu dem Filme: Deutsche Glocken über deutsches Land! Provisorisch aufmontiert standen sie schon den ganzen Sommer in Westfalen und haben bereits dort durch ihr herrliches Tongeläute den Besuchern Bewunderung abgenötigt. Das Urteil der Experten lautet sehr günstig, sodaß keine Angst wegen der Übernahme der Glocken bestehen kann.

Die kleinste Glocke ist die Schutzengelglocke, gewidmet der Jugend, und trägt die Inschrift: St. Schutzengel! Schützer der Kinder. Mahner der Sünder. Freunden-Verkünder. Tod-Überwinder.

Die zweite Glocke ist die Josefsglocke. Daß eine solche ausgesprochene Arbeitergemeinde wie Feuerbach eine Glocke dem Heiligen Josef weiht, der das Vorbild eines guten Arbeiters ist, liegt auf der Hand. Die Inschrift lautet: St. Josef! Zeig uns die Wege himmelwärts! Leg uns dein Gotteskind ins Herz!

Die dritte Glocke ist die Marienglocke. Sie hat die besondere Aufgabe, an den Mittagen das Ave zu läuten: Verkündung der Menschwerdung Christi. Die den Frauen gewidmete Glocke trägt die Inschrift:

Gaude, Virgo gloriosa, super omnes speciosa. Vale, o valde decora, et pro nobis Christum erora! (Freue dich, glorreiche Jungfrau, du über alles Schöne; sei gegrüßt, o du Ruhmreiche, und bitte für uns bei Christus!)

Die große Glocke hat die Aufgabe, den Menschen an die Ewigkeit zu erinnern. Wenn unten tief bei den Menschen das Getöne des Verkehrs und der Industrie die überirdische Besinnung hindert, dann soll diese Glocke mit ihren wuchtigen Schlägen dem Menschen den Schritt zur Ewigkeit diktieren. Ihr Name heißt „Aeterna“ – die Ewige. Sie begleitet den Toten zum Grabe. Damit der todgeweihte Mensch sein letztes Ziel nie aus dem Auge verliert, erinnert diese Glocke, der heiligsten Dreifaltigkeit geweiht, jeden Abend beim Gebetsläuten den müden Erdenmenschen, er möge in sich gehen! Dem zermürbenden Getöse der Welt gebietet sie abendliche Ruhe. Ihre vielsagende Inschrift lautet:

Ich bin der Gong der Ewigkeit,
„Aeterna“ wurde ich gegossen.
O Mensch – ehr Gott! – haß Sünd und Streit!
Wie bald ist deine Zeit verflossen.

Die Glocken tragen auch entsprechende Bilder.

Die Glockenweihe ist am kommenden Sonntag, den 9. Dezember. Um 10 Uhr ist das Amt und hernach die Glockenweihe. Im Auftrag des Bischofs wird der Herr Dekan Spohn, Stuttgart die Weihe vornehmen. Sie dauert mit der Ansprache über eine Stunde und besteht in der Reinigung mit besonders geweihtem Wasser und in der Salbung mit Chrisam. Am Schluss der Weihe werden die Glocken in Weihrauchwolken gehüllt. Das „Großer Gott“ beendet die Feier. Der Kirchenchor wird die Festtagslieder der Kirchweihe wieder singen.

Von Weihnachten an werden die Glocken täglich ihren Dienst tun. Und nun, kath. Gemeinde: „Schließt die Reihen, dass wir die Glocke tausend weihen!“ (Schiller) Möge nie der Kriegssturm den Mund der Glocken schließen! Möge der Glockenmund nur Frieden läuten! Die Kirchengemeinde wird gerne den Einladungen der Glocken folgen: „Wenn die hellen Kirchenglocken laden zu des Festes Glanz.“

Neue Glocken, 1951

Stadtpfarrer Waibel schreibt in der Pfarrchronik:

Am Rosenkranzfest, 7. Oktober 1951, durch unseren Weihbischof Dr. Franz Josef Fischer – vorausging seine Predigt. Nachher zogen wir in Prozession in den hinteren Hof hinter der Kirche. Die Glocken wurden herrlich geschmückt. Der Weihbischof betete die Segens- und Weihgebete. Der Stadtpfarrer erklärte die Gebete und die Weihehandlungen. Die Gläubigen hatten etwa 300 Exemplare „Glockenweihe“. Tagsüber kamen viele Besucher zu den Glocken, auch viele Evangelische. Der schönste Tag des Jahres 1951. Anderntags wurden die drei Glocken auf den Turm gezogen und montiert. Am Sonntag, 14. Oktober, wurden die sämtlichen Glocken einzeln und zusammen geläutet. Seitdem läuten unsere Glocken. Jeden Sonntag, nach dem Gebetläuten werden alle Glocken zusammengeläutet: „Der Sonntag wird eingeläutet.” Katholiken und Evangelische loben immer wieder unsere schön läutenden Glocken: Die Herolde Gottes!

1951 wurden von der Glockengießerei in Erding, Oberbayern, drei neue Glocken gegossen und von Weihbischof Franz Josef Fischer geweiht:

1 Dreifaltigkeitsglocke, 52 Zentner

1 Marienglocke, 24 Zentner

1 Josefsglocke, 16 Zentner

vereint mit der vorhandenen

1 Schutzengelglocke, 11 Zentner

Die Töne der vier Glocken wurden nach der Melodie des Salve Regina gestimmt.

Orgel

Von H.T. Vleugels-Mund, Hardheim; eingeweiht am 20. Oktober 1968

Die abstrakten sakralen Kirchenfester von St. Josef

Mit der letzten großen Kirchenrenovierung 1965 wurden auch die Kirchenfenster erneuert, die der Kunstmaler Emil Kiess aus Trossingen entworfen hat. Die Gruppe „Zeitlupe“, die regelmäßig Gottesdienste in der Gemeinde gestaltet, hat während einer Messfeier eine Meditation über die Kirchenfenster gehalten. Der Bilderkreis beginnt am ersten Fenster bei der Marienstatue.

Fenster 1:         Erschaffung der Welt

Gen 1 3-5         Da sprach Gott: „Es werde Licht!“ Und es ward Licht. Gott sah, dass das Licht gut war und Gott schied zwischen dem Licht und der Finsternis. Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es ward Abend und es ward Morgen: erster Tag.

Schon ahnt man, wie aus den Urnebeln die Sonne aufsteigt und zu kreisen beginnt. Erkennbar ist die Erde im mittleren Ring, Hell und Dunkel trennen sich. Der äußere Kreis lässt weitere Sonnenstrahlen und eine helle Korona erkennen. Das Licht erleuchtet den blauen Himmel über der Erde. Das Wort erschafft die Welt und damit beginnt der Glaubens- und auch Bilderzyklus ausgehend von diesem positiven, friedlichen Moment mit einer spürbaren Lebensfreude, einfach göttlich!

Fenster 2:         Sündenfall

Gen 3 22-24      Gott sagt: „Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns. So dass er Gutes und Böses erkennt. Dass er nun aber nicht seine Hand ausstrecke und auch von dem Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe!“  Darum entferne ihn Gott aus dem Garten Eden, damit er den Erdboden bebaue, von dem er genommen ist. Und als er den Menschen vertrieben hatte, stellte er östlich von dem Garten Eden die Kerube auf und das zuckende Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachen.

Das Bild ist in angenehmen Farben gehalten, die an fruchtbare Landschaften und Wälder erinnern – wir blicken zurück auf das Paradies. In der Mitte leuchtet hell der Eingang zum Paradies, der aber nun nach dem Sündenfall den Menschen durch das rote Flammenschwert verschlossen ist, bis uns die Erlösung durch den Retter Jesus angeboten wird. Der Weg zum Baum des Lebens ist durch den wachenden Engel versperrt.

Fenster 3:         Maria Verkündigung

Luk 1 38           Maria aber sprach: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.“ Und der Engel schied von ihr.

Nach dem Sündenfall warten die Menschen auf Rettung. Das Bild zeigt im unteren Teil ein Zimmer, in dem der Engel Maria die Geburt Jesu ankündigt. Die hellblauen Lichtstreifen von oben unterstützen die von Gott beauftragte Verkündigung. Die Rettung ist in Sicht.

Fenster 4:         Dornenkrone

Mat 27 27-31     Darauf nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus in das Prätorium (Sitz des Oberbefehlshabers) mit und versammelten die ganze Kohorte um ihn. Dann zogen sie ihn aus, legten ihm einen scharlachroten Mantel um, flochten eine Krone aus Dornen, setzten sie ihm auf das Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine Rechte. Und die Knie vor ihm beugend, verspotteten sie ihn und sagten: „Heil dir, König der Juden!“ Und sie spieen ihn an, nahmen das Rohr und schlugen ihn auf das Haupt. Und nachdem sie ihn verspottet hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab und zogen ihm seine Kleider an, und führten ihn ab zur Kreuzigung.

Das Dunkel am Rand des Fensters kündet das Leiden und Sterben Jesu an. Die Dornenkrone als Sinnbild. Doch die Helligkeit und Farben in der Mitte zeigen uns schon jetzt die Allmächtigkeit Jesu und geben Hoffnung für die Zukunft. Christus stirbt für uns am Kreuz.

Fenster 5:         Ostermorgen

Luk 24 1-8        Am ersten Tag der Woche aber kamen sie im ersten Morgengrauen zum Grabe und brachten den Balsam, den sie bereitet hatten. Da fanden sie den Stein vom Grabe weggewälzt und gingen hinein, fanden aber den Leib des Herrn Jesus nicht mehr. Da geschah es, während sie noch darüber ratlos waren, siehe, da traten zwei Männer in strahlendem Gewande zu ihnen. Sie aber erschraken und senkten den Blick zu Boden. Jene sprachen zu ihnen: „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten. Er ist nicht hier, sondern er ist auferweckt worden“.

Das Grab bricht auf, Jesus ist auferstanden. Das Dunkel des Todes ist besiegt. Die erste leise Hoffnung wird durch den hellen Bruch dargestellt. Aber es bleibt weiterhin eine Unsicherheit: Wo ist Jesus? Die Prophezeiung gibt Hoffnung.

Fenster 6:         Pfingstgeist

Apg 2 1-15       Als der Pfingsttag angebrochen war, waren alle an einem Ort beisammen. Da entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie von einem daher fahrenden gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten, und es ließ sich auf jeden von ihnen nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen mit anderen Zungen zu reden, wie der Geist ihnen zu sprechen verlieh.

Übersetzt heißt Pfingsten „der fünfzigste Tag“ und bedeutet, seit Pessach, dem Opferfest, das an den Auszug des jüdischen Volkes aus der ägyptischen Knechtschaft und damit die besondere Erwählung des jüdischen Volkes durch Gott erinnert, waren 50 Tage vergangen.

Im jüdischen Festkalender steht der Pfingstfeiertag (Schawout) als Erinnerung an die Offenbarung der Tora, also die Übergabe der zehn Gebote von Gott an Moses und er ist gleichzeitig ein Erntedanktag zum Abschluss der Weizenernte. (Þ Man beachte die Nähe zum Tabernakel, dem Aufbewahrungsort der geweihten Hostien, die nur aus mit Wasser angerührtem Weizenmehl hergestellt werden).

Jesus war vor 50 Tagen hingerichtet worden. Am Ostermorgen fanden seine Freunde und Wegbegleiter das leere Grab. Unter dem Schock dieser beiden unfassbaren Ereignisse standen die Jünger da, nicht wissend, wie es mit ihnen weitergehen sollte. Das Geschehen an Pfingsten gilt als die Geburtsstunde der Kirche (griech: kyriakon), was übersetzt bedeutet: Versammlung des Herrn, oder: dem Herrn gehörig. Alle, die sich in Gottes Namen versammeln, sind somit Kirche. Mit Pfingsten beginnt Kirche zu wirken. Die mosaischen Gesetzestafeln waren die alte göttliche Ordnung des auserwählten Volkes; durch Jesus wurden Gottes Gebote ein Geschenk an alle Menschen, die guten Willens sind und an ihn glauben.

Fenster 7:         Zeichen des Menschensohnes am Himmel

Mat 24  30-31 Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Und dann werden alle Völker der Erde wehklagen, und sie werden den Menschensohn sehen mit großer Macht und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel aussenden mit lautem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden her, vom einen Ende des Himmels bis zum andern.

Das siebente und letzte Fenster hebt sich in zweifacher Weise von den anderen besprochenen ab. Es ist ohne direktes Gegenüber, zeigt sich sozusagen als Solitär. Und es besteht nur aus einem einfachen Fenster ohne die Fünfergliederung der anderen, ist quasi unvollständig. Wo sind die anderen vier abgeblieben? Weist ihr Fehlen sozusagen auf das Künftige, das Neue hin, das erst noch entstehen muss?

Die Abstraktion lässt eine Posaune vermuten, mit der der Menschensohn angekündigt wird. Die Zahl Sieben ist vielfältig besetzt und benutzt und wurde in allen großen Kulturen und in allen Religionen verwendet. Im jüdisch-christlichen Kontext steht sie beispielsweise bereits in der Schöpfungsgeschichte, in der Gott an sechs Tagen Himmel, Erde und den Menschen geschaffen hat, am siebenten Tag sein Werk betrachtete und den Tag heiligte. Oder in den sieben Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe, Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung) sowie den sieben Lastern (Stolz, Geiz, Wollust, Neid, Völlerei, Zorn und Trägheit).  Auch die berühmten sieben letzten Worte von Jesus seien aufgezählt.

In der Offenbarung des Johannes wird in visionären Bildern beschrieben: Nachdem das letzte, siebente Siegel geöffnet ist tritt eine Stille ein und wenn am Ende die siebente Posaune erklingt, werden die Toten auferweckt und gerichtet und der Tempel Gottes im Himmel tut sich auf und die Lade seines Bundes wird sichtbar.

Wir Christen gehen davon aus, dass das irdische Leben unvollständig, beklagenswert ist. Nur im Himmel, das heißt in der Geborgenheit Gottes, dem eigentlichen Ziel unseres Weges, herrscht die Vollkommenheit, die wir uns wünschen. Die Sieben steht symbolisch für die Unendlichkeit und damit für Gott. Im vorletzten biblischen Kapitel steht zum künftigen himmlische Jerusalem: Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen…

Für uns – die wir an Jesus Christus und seine Botschaft glauben – gibt es kein stärkeres Bild, als das der Tischgemeinschaft, an der alle Menschen teilnehmen. Die Posaune im Bild ruft uns an diesen Tisch des Herrn im neuen Jerusalem.