Trauung

Mit Ihnen freuen wir uns, dass Sie „sich trauen“

Wenn Sie katholisch heiraten wollen oder wünschen, dass die katholische Kirche Ihre nicht-katholische Trauung (evangelisch, standesamtlich, andere religiöse Form) anerkennt, wenden Sie sich spätestens sechs Monate vor dem geplanten Termin an das Pfarrbüro Ihres derzeitigen Wohnsitzes (bitte bevor Sie den Termin für die Feier festlegen!). Dies gilt unabhängig davon, wo, von wem und in welcher Form sie später getraut werden. Katholiken müssen dann ein aktuelles (!) Taufzeugnis Ihres Taufpfarramtes vorlegen. Weitere evtl. benötigte Papiere (insbes. wenn einer der Partner bereits verheiratet war oder bereits ein Kind hat) werden dann individuell mit Ihnen besprochen. Erst nach Vorlage der notwendigen Dokumente wird ein Termin für ein Ehevorbereitungsgespräch mit dem Pfarrer vereinbart.

Wer kann hier heiraten?
Wir trauen vorrangig Paare, die zur Gemeinde gehören.

Wo kann die Trauung stattfinden?
Pfarrer und Diakone aus unserem Pastoralteam trauen vorrangig in unseren Kirchen in Feuerbach, Giebel und Weilimdorf; wir gehen auch innerhalb Stuttgarts gerne mit. Möchten Sie eine Trauung allerdings weiter weg an einem anderen Ort, müssen sie sich dort nach einem Pfarrer umschauen.

Ist eine „ökumenische Trauung möglich“?
Eine „ökumenische Trauung“, d.h. eine katholische Trauung mit Beteiligung eines evangelischen Geistlichen in der katholischen Kirche oder eine evangelische Trauung mit Beteiligung eines katholische Geistlichen in einer evangelischen Kirche ist gerne möglich. Dazu nehmen Sie bitte Kontakt mit beiden für Sie zuständigen Pfarrbüros auf.

Verbindliche Zusagen für Trautermine erfolgen grundsätzlich erst nach Abschluss aller Formalitäten.

Nehmen Sie spätestens ein halbes Jahr vor der geplanten Trauung Kontakt zum Pfarrbüro auf – falls ein Partner bereits verheiratet war oder bereits ein Kind hat, melden Sie sich bitte so früh wie irgend möglich.

Einen Gesprächstermin können Sie gerne über die Pfarrbüros vereinbaren.

Segnung

In tiefer Liebe verbunden und in auf Dauer angelegter gegenseitiger Verantwortung und Treue – z.T. auch für gemeinsame Kinder – leben Menschen auch dort, wo eine kirchliche Trauung nicht möglich ist: z.B. in einer standesamtlichen Ehe wiederverheirateter Geschiedener oder auch bei Ehepaaren von Mann und Mann und Frau und Frau. In der Tiefe derer Beziehung erkennen wir göttliche Liebe und Gottes Segen. Mitgliedern unserer Kirchengemeinden wollen wir gerne eine Segnung in einem feierlichen öffentlichen Gottesdienst in unseren Kirchen ermöglichen.

Nehmen Sie spätestens ein halbes Jahr vor der geplanten Segnung Kontakt zum Pfarrbüro auf. Einen Gesprächstermin können Sie gerne über die Pfarrbüros vereinbaren.

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Die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest steht hinter der von Stadtdekan Dr. Monsignore Christan Hermes in einem Essay veröffentlichten Stellungnahme und macht sich diese zu eigen: „Wo Menschen einander Freundschaft, Liebe, Verantwortung und Treue versprechen und um Gottes Segen bitten, sollen sie diesen Segen auch weiterhin bekommen.“ Hier gehts zum Artikel des Stadtdekans

Segnung homosexueller Paare, Stadtdekan Dr. Monsignore Christan Hermes von 24.03.2021

„Eine autoritäre Verbotsmoral, die nicht auf Einsicht setzt, findet kein Gehör“

Die Glaubenskongregation im Vatikan hat ein Segnungsverbot für homosexuelle Paare verfügt. Das Verbot stößt bei vielen Katholikinnen und Katholiken, auch bei vielen Theologinnen und Theologen in Deutschland auf Unverständnis. Wer sich in Stuttgarts Kirchen und in den Sozialen Medien umschaut, findet auch hier viele Regenbogenfahnen als Zeichen des Unmuts. Auch der katholische Stadtdekan Christian Hermes zeigt sich empört über das Verbot und irritiert ob der autoritären Vorgehensweise. In einem Essay erläutert er warum, zeigt aber auch die Argumentationslinien des Vatikans auf. Sein Fazit: „Wo Menschen einander Freundschaft, Liebe, Verantwortung und Treue versprechen und um Gottes Segen bitten, sollen sie diesen Segen auch weiterhin bekommen.“

Zurecht sind viele Menschen über das Verbot irritiert

Zurecht sind viele Menschen in und außerhalb unserer Kirche empört über das Verbot eines kirchlichen Segens für Menschen, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben. Sehr viele, nicht nur homosexuell empfindende, Kirchenmitglieder, Seelsorgerinnen und Seelsorger, Theologinnen und Theologen, auch ich selbst, sind über die autoritäre Vorgehensweise und die Argumentation der römischen Stellungnahme irritiert.

Wie kommt die Glaubenskongregation zu ihrer Position?

Es kann hilfreich sein, kurz zu verdeutlichen, wie die Kongregation zu ihrer Positionierung kommt. Wesentlich sind dafür drei Argumente:

1. Die Glaubenskongregation geht davon aus, dass sie theologisch-wissenschaftliche, pastorale, ethische und humanwissenschaftliche Entwicklungen nicht zu beachten hat, sondern die „überlieferte Lehre“ autoritativ zu bekräftigen und zu verteidigen hat und dafür von der ganzen Kirche Gehorsam verlangen kann. 2. Der Stellungnahme liegt die traditionelle Morallehre zugrunde, dass alle Formen von Sexualität außerhalb einer kirchenrechtlich gültigen Ehe nicht „in Ordnung“ und insbesondere Homosexualität per se „naturwidrig“ sei und den „Plänen Gottes“ widerspreche. Deshalb sei jede außereheliche Verbindung auch per se als „sündig“ abzulehnen. 3. Wird davon ausgegangen, dass die Segnung einer nichtehelichen Beziehung „eine gewisse Nachahmung“ des Ehesakramentes und des Brautsegens darstelle, welche ausgeschlossen bleiben müsse.

Gründe für den Widerstand vieler Katholikinnen und Katholiken

1. Die Kirche, zumal eine Weltkirche mit 1,3 Milliarden Mitgliedern und einer zweitausendjährigen Geschichte, braucht Traditionen und verbindliche Dogmen. In dieser lebendigen Überlieferungsgeschichte muss jedoch nicht der Buchstabe einer Doktrin, sondern das Wesentliche der Botschaft bewahrt und in jede Zeit neu übersetzt werden. Wenn die Glaubenskongregation den „Glaubenssinn“ der Kirchenmitglieder und Erkenntnisse der Humanwissenschaften, der Ethik, der Theologie und der Bibelwissenschaft übergeht, sich deren Argumenten verschließt und autoritär doktrinären Gehorsam einfordert, läuft sie Gefahr, bei mündigen Christinnen und Christen kein Gehör und keinen Gehorsam zu finden, auch wenn das päpstliche Lehramt sich dogmatisch und kirchenrechtlich dazu autorisiert sieht. Papst Franziskus fordert immer wieder die Orientierung am Evangelium Jesu ein und plädiert für eine synodale Kultur des Dialogs in der Kirche. Dem versucht der „Synodale Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland zu entsprechen, damit das katholische Dogma lebendiges Zeugnis des Evangeliums bleibt und durch die Macht der Argumente und nicht bloß durch die Macht der Autorität überzeugt.

Raum für ein respektvolles Gespräch wird von Rom einseitig verschlossen

Durch die neuerliche Intervention der Glaubenskongregation wird, wie schon an anderen Punkten, der Raum eines respektvollen und theologisch angemessenen differenzierten Gesprächs über ein schwieriges Thema einseitig verschlossen. Diese Vorgehensweise ist in mehrfacher Hinsicht unklug und schädlich. Unsere Kirche hat nach all dem schwerwiegenden und systemischen Versagen in den Augen vieler Menschen die moralische Legitimation und Glaubwürdigkeit verloren, Menschen Anweisungen zu Glauben und Leben gerade auch in Fragen der Sexualmoral zu geben oder sich zum Richter über Personen und ihre Beziehungen zu erheben. Es muss deshalb darum gehen, im Rahmen des „Synodalen Weges“ in der Kirche Deutschlands und der Welt einen respektvollen und bedrohungsfreien Diskurs zu ermöglichen, der die Lehre der Kirche unter Würdigung heutiger Einsichten glaubwürdig und authentisch erschließt und überliefert.

Kirche würdigt Bedeutung der Sexualität für Identität des Menschen

2. Die Verurteilung der Homosexualität stützt sich traditionell auf biblische Positionen, die im kulturellen Kontext des Alten und Neuen Testaments Praktiken verurteilen, die mit sexualisierter Gewalt, Ausbeutung oder sexualisierten heidnischen Kulten in Verbindung stehen. Die zweite Argumentationslinie greift die antike Idee des sogenannten „Naturrechts“ auf. Zusammen mit einer Dämonisierung der Sexualität sei eine sexuelle Praxis nur „naturgemäß“, wenn sie der Fortpflanzung diene. Allerdings ist dieses naturrechtliche Denken inzwischen nicht nur philosophisch überholt, vielmehr hat die Kirche selbst diese Lehre weiterentwickelt, in dem sie die Bedeutung der Sexualität für die Identität des Menschen und die Liebe in einer Beziehung würdigt und achtet. Schon immer ermöglicht die Kirche heterosexuellen Paaren, die zum Beispiel aufgrund ihres Alters oder aufgrund von Infertilität objektiv keine Kinder bekommen können, die Eheschließung. Das kirchliche Lehramt selbst nimmt inzwischen auch Erkenntnisse der Humanwissenschaften ernst, wonach die sexuelle Veranlagung nicht Ergebnis einer beliebigen Willensentscheidung, sondern eine naturale Gegebenheit ist, die anzuerkennen und als mit der Würde der Person verbunden zu respektieren ist. Deshalb gebührt nicht-heterosexuellen Menschen auch nach kirchlicher Lehre Respekt und Achtung.

Eine autoritäre Verbotsmoral, die nicht auf Einsicht setzt, findet kein Gehör

Zu diskutieren ist − wie dies beim „Synodalen Weg“ auch geschieht, ob anstelle körperlicher Funktionen und sexueller Akte nicht die humanen Werte von Freiheit, Verantwortung, Treue, gegenseitiger Unterstützung die zentralen Werte zur Beurteilung von Beziehungen sein müssen. Auch hier gilt: eine autoritäre Verurteilungs- und Verbotsmoral, die nicht auf Einsicht setzt, findet kein Gehör, und dies erst recht, wenn sie Personen verurteilt, die um eine kirchliche Begleitung und Gottes Segen bitten für eine Beziehung, die jene personalen Werte zu verwirklichen sucht, die die Kirche bezüglich der Ehe zurecht hochhält. Christinnen und Christen suchen, das zeigen Umfragen, bei ihrer Kirche Begleitung und Hilfe bei der verantwortlichen Gestaltung ihrer Beziehungen und ihrer Sexualität. Sie lehnen aber Versuche ab, durch Diffamierung, Dämonisierung und Schuldgefühle pastorale Macht auszuüben.

Es ist traurig, wenn die Kirche sich die Chance verstellt, ihre − gerade im Kontext einer durchaus ethisch problematischen konsumistischen und relativistischen Beziehungskultur − buchstäblich „wertvollen“ Werte zu vermitteln.

Segnungen bezeugen liebende Sorge Gottes um den Menschen

3. Zwar bringt das Zweite Vatikanische Konzil Segnungen, die sakramententheologisch zu den „Sakramentalien“ gehören, in eine Verbindung mit den Sakramenten. Diese Analogie bezieht sich jedoch allgemein darauf, dass Sakramentalien und Segnungen Zusagen und Zeichen der Heilszuwendung Gottes sind. Die Segnungen „bezeugen die liebende Sorge Gottes um den Menschen und seine Welt“ (Benediktionale, Past. Einf., 7). Personen Segnen bedeutet, die Heilsmacht und den gnadenhaften Heilswillen Menschen zuzusprechen, um sie zu einem Leben der Nachfolge des Evangeliums zu stärken und zu ermutigen.

Werte, die in Beziehungen gelebt werden, sind entscheidend

Die Stellungnahme der Glaubenskongregation unterstellt ein Verständnis der Segnung einer nichtehelichen (hetero- oder homosexuellen) Verbindung als Nachahmung oder Simulation einer sakramentalen Ehe. Nach katholischem Verständnis ist eine Eheschließung von Personen des gleichen Geschlechtes nicht möglich. Zu diskutieren ist aber, warum umgekehrt alle anderen Beziehungsformen, eben weil sie keiner sakramentalen Ehe entsprechen, nicht „segensfähig“ sein sollten. Dies muss als Fehlschluss erscheinen. Wenn die Verengung der Wahrnehmung von Beziehungen auf die Ausübung von Sexualakten überwunden werden kann, können die personalen Werte, die in Beziehungen gelebt werden, in den Blick kommen.

Wenn erwachsene Menschen in Freiheit einander Treue, Liebe, Verantwortung und Beistand versprechen, dann hat dies einen hohen moralischen Wert und dann entspricht dies dem Heilswillen Gottes. Es ist theologisch insofern nicht nachvollziehbar, warum dieses Versprechen und diese Lebenshaltung nicht im Namen des liebenden Gottes gesegnet werden können sollte.

Kirche soll den Menschen beistehen anstatt ihnen Lasten aufzuerlegen

Die Kirche soll Menschen beistehen und zum Leben helfen und nicht ihnen Lasten auferlegen. Deshalb sollen Menschen, die einander Freundschaft und Liebe, Verantwortung und Treue versprechen und um den Segen Gottes bitten, diesen Segen auch weiterhin bekommen!

Die Vertuschung von geistlichem Missbrauch und sexualisierter Gewalt, derer sich viel zu viele Geistliche und das System Kirche schuldig gemacht haben, hat die Glaubwürdigkeit der Kirche schwer belastet. Auf diese Krise der Institution durch doktrinäre Abschottung und Gesprächsverweigerung zu antworten, heißt sie verschärfen. Es erscheint deshalb als ungangbarer Weg, den menschlichen, geistlichen und theologischen Herausforderungen der Gegenwart durch Autoritarismus begegnen oder vielmehr ausweichen zu wollen. Sollte die in der Öffentlichkeit wahrgenommene Diskriminierung von Frauen und sexuellen Minderheiten, die Ablehnung demokratischer Reformen und Kontrollen in den durchaus weltlichen und geschichtlichen Strukturen der Kirche als Markenkern der Katholischen Kirche inszeniert werden, wird diese Kirche nur nur noch für eine identitäre Minderheit akzeptabel, für sehr viele derzeitige Mitglieder jedoch, ebenso wie auch für eine gesellschaftliche Öffentlichkeit, nicht mehr als akzeptable religiöse beziehungsweise gesellschaftliche Institution erscheinen.