Wie viele würden an einem wolken-verhangenen Sonntagnachmittag wohl zu dieser Veranstaltung kommen?
20 oder 30? Es wurden mehr – über 90 Interessierte kamen, um auf Spurensuche der Christen in Feuerbach zu gehen.
Die Ersterwähnung Feuerbachs ist ja eng mit der Mauritiuskirche (Stadtkirche) verbunden. Wer war dieser Mauritius? Von Jürgen Kaiser, dem „Büttel“ von Feuerbach konnte man erfahren, dass Mauritius – auf deutsch Moritz – ein Offizier der sogenannten Thebanischen Legion war, die in Nordafrika stationiert war. Um 300 n.Chr. sollte diese Legion die Alpen überqueren, um für das röm. Reich zu kämpfen. Doch Mauritius verweigerte – wie viele seiner Mitsoldaten auch – den Befehl, denn sie waren Christen und hätten dort gegen Christen kämpfen müssen. Darauf ließ der Kaiser sie alle töten.
Bei den Alamannen, die ab dem 3. Jhd. in die Gegend um Feuerbach einsickerten, war Mauritius als christlicher Märtyrer sehr „ in Mode“, so dass sie ihm um etwa 700 n.Chr. eine Kirche widmeten. 1075 wurde diese Kirche dann von Graf Adalbert II. zur Hälfte dem Kloster Hirsau vermacht, was bekanntlich zur ältesten Erwähnung von Feuerbach führte, das damals noch Biberbach hieß. Im Zuge der Reformation wurde die Kirche dann evangelisch und in Folge lernten die Kinder in der Kirche mit Hilfe des Gesangbuchs lesen und schreiben.
Pfarrer Keil erläuterte dann die Entstehungs- und Baugeschichte der jetzigen Stadtkirche, die 1789 im klassizistischen Stil als echte evangelische Kirche errichtet wurde: schlicht und ganz auf das Wort Gottes ausgerichtet. Erst viel später, nämlich 1934 kamen die wunderbaren Glasfenster von Kohler dazu, in denen das Leben Jesu in leuchtenden Farben aufscheint. Schon sein Vater hatte übrigens die älteren Fenster unter der Eingangsempore gestaltet.
Danach ging es weiter in Richtung katholische Kirche. Die Katholiken kamen erst im 19. Jahrhundert durch die Industrialisierung Feuerbachs als Arbeiter nach Feuerbach. Zu Beginn gab es für sie nur ein Oratorium – also eine Hauskapelle. 1933 wurde dann mit dem Bau von St. Josef im Stil einer neogotischen Hallenkirche begonnen, deren Chorraum mit Bildern geschmückt war. Zum Glück wurde die neue Kirche nicht beschädigt, als 1944 eine Fliegerbombe das alte Oratorium in der Nachbarschaft zerstörte.
1965 wurde St. Josef renoviert und dabei im Geist des 2. Vatikanischen Konzils grundlegend umgestaltet. Seither prägt das Kreuz der Pforzheimer Künstlerin Gisela Bär den Altarraum. Es zeigt nicht den gekreuzigten sondern den auferstandenen Christus, der den Menschen entgegenkommt und sie zur Gemeinschaft mit Gott einlädt, wie Mechthild Alber, Kirchengemeinderätin von St. Josef, erläuterte. Mit dem alten Osterlied „Christ ist erstanden“, das um 1150 zum ersten Mal erwähnt wurde, wurde dann noch einmal die Brücke zu den Anfängen der Christen in Feuerbach geschlagen.
Jürgen Kaiser erwähnte auch die Feuerbacher Kirchen, die auf diesem Rundgang nicht berücksichtigt werden konnten – die Föhrichkirche, die inzwischen von der russisch-orthodoxen Gemeinde benutzt wird, die Kirche der Piusbrüder, die Christuskirche der Baptisten sowie das Gospelforum. So ging es schließlich in die Burgenlandstraße zur evangelisch-methodistischen Kirche, die ihren Ursprung in England hat. Der anglikanische Priester John Wesley (1703 bis 1791) sah das Elend der Arbeiterschaft und wollte das soziale Engagement in seiner Kirche stärken. Dafür gründete er in Oxford einen „Holy Club“, der sich mit straffem Tagesablauf und wirksamen Methoden für benachteiligte Menschen einsetze – daher der Name „Methodisten“. 1914 entstand in Feuerbach die methodistische Gemeinde in einer alten Jugendstilvilla, im Volksmund „Schmalzkirche“ genannt, weil es nach dem Krieg Esspakete von amerikanischen Partnergemeinden gab. Mit dem aktuellen Pastor Matthew Burnett aus Texas schließt sich so ein Kreis. Er zeigte Bilder von der früheren Kirche, wo heute die neu gebaute Kirche samt Begegnungszentrum, Kita und Wohnungen stehen. Und hier bewirteten Gemeindemitglieder alle Besucher mit köstlichem Fingerfood und Getränken. Gemeinsam stießen alle auf 950 Jahre Christen in Feuerbach an mit dem Kanon: „Viel Glück und viel Segen auf all unsren Wegen, der Friede und Freude sein auch mit dabei.“
Zum Ausklang spielte Hartmut Finkbeiner noch mehrere Stücke auf der Orgel – zuletzt eine Improvisation zu dem vielfarbigen Fenster des Gottesdienstraumes, was mit viel Applaus bedacht wurde.
Fazit: ein gelungener Beitrag der Ökumene zum Jubiläum von 950 Jahren Feuerbach, aus denen die Christen nicht wegzudenken sind – und hoffentlich auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag leisten werden.
Mechtild Alber