Am 22. September starten wir im Gemeindesaal St. Josef mit einer weiteren Runde unseres Klimafrühstücks. Ab 9:00 Uhr kamen die ersten Gäste und bedienten sich an unserem reichhaltigen, nachhaltigen und regionalem Frühstücksbuffet. Mehr als 30 Personen dürften wir als Gäste und Vortragsinteressierte begrüßen. Da gab es leckere selbstgemachte Marmeladen, Stollen, Aufstriche und veganes Mett u.v.a.m. Um 9:45 Uhr starteten wie geplant die Vorträge von Frau Papajewski, Ecocarrots, zum Handel mit fair hergestellten Textilien und Herrn Artelt zum Thema Label-Wirrwarr in der Textilindustirie. Anbei eine Zusammenfassung der Vorträge und die Folien zum Nachlesen.
Liebe Grüße AK Gesellschaft, Ökumene, Religionen
1. Frau Papajewski: Faire Textilien und fairer Kaffee
(EcoCarrots finden Sie in Feuerbach: Lager/Verkaufsraum: Burgenlandstraße 102 A. Öffnungszeiten ab Mitte Oktober jeden Samstag wieder von 10 bis 13 Uhr.)
Fairtrade Factsheet Kaffee 2022
Dieses Dokument beschreibt die Bedeutung von Kaffee im globalen Handel, wobei Deutschland 2021 über 1,2 Millionen Tonnen Kaffee im Wert von 3,5 Milliarden Euro importierte. Kaffeeproduzent*innen stehen vor Herausforderungen wie schwankenden Weltmarktpreisen und klimatischen Ernteausfällen. Fairtrade unterstützt Kleinbäuer*innen durch stabile Mindestpreise, Prämien und Schulungen. Fairtrade-Kaffee ist physisch rückverfolgbar, was die Transparenz der Lieferkette gewährleistet. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Professionalisierung der Kooperativen und der Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken. Die „Fairtrade Coffee School“ bietet Schulungen an, um den Kaffeebäuer*innen zu helfen, ihre Marktposition zu verbessern und Risiken besser zu managen. [Fairtrade Factsheet Kaffee 2022]
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Fairtrade Factsheet Klima 2023
Dieses Factsheet fokussiert sich auf die Auswirkungen des Klimawandels auf Kleinbäuer*innen im globalen Süden. Trockenheit, Hitze und Überschwemmungen bedrohen ihre Existenzgrundlage, da sie von der Landwirtschaft abhängig sind. Fairtrade setzt auf Handelsgerechtigkeit, um Klimagerechtigkeit zu fördern. Dazu zählen stabile Mindestpreise und Investitionen in klimaresiliente landwirtschaftliche Methoden. Schulungen und Weiterbildungen zu Klima- und Umweltthemen werden von Fairtrade-Netzwerken vor Ort angeboten, um Produzent*innen zu unterstützen. Zudem gibt es spezielle Klimaprojekte, die von Fairtrade organisiert und finanziert werden, wie etwa die Fairtrade-Klima-Akademie in Afrika. [Fairtrade Factsheet Klima 2023]
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Fair in den Tag – Kaffee & Klima Factsheet 2023
Dieses Dokument stellt sieben zentrale Fakten über Kaffee und Klima vor. Der Klimawandel bedroht weltweit 60 % der Kaffeevarietäten, einschließlich der empfindlichen Arabica-Pflanzen. Bereits geringe Temperaturerhöhungen von 1-2 °C begünstigen die Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen, was zu erheblichen Ernteverlusten führen kann. In den nächsten 30 Jahren könnten 75 % der Arabica-Anbauflächen und 63 % der Robusta-Anbauflächen durch den Klimawandel verloren gehen. Die Verlagerung der Kaffeeproduktion in höher gelegene Gebiete wird vermutlich nicht ausreichen, um diese Verluste auszugleichen, was die Lebensgrundlagen vieler Bäuer*innen gefährden könnte. [Fair in den Tag – Kaffee & Klima Factsheet 2023]
2. Herr Philipp Artelt: Label-Wirrwarr in der Textilindustrie (Vortragsfolien)
Die Präsentation mit dem Titel “Label-Wirrwarr in der Textilindustrie” beschäftigt sich mit der komplexen Welt der Textilsiegel, Labels und Zertifizierungen, die sowohl Verbraucher als auch Hersteller betreffen. In der Textilindustrie gibt es zahlreiche Labels und Zertifikate, die Nachhaltigkeit, soziale Standards und Umweltschutz kennzeichnen sollen. Diese Vielfalt kann jedoch verwirrend sein, besonders für Verbraucher, die nicht immer genau wissen, welche Bedeutung die verschiedenen Labels haben. Die Präsentation erklärt diese Themen ausführlich und gibt hilfreiche Tipps für den Alltag.
### Was sind Labels, Siegel und Zertifizierungen?
– **Labels**: Diese können von Unternehmen selbst erstellt werden und haben nicht immer eine klare Aussagekraft. Manchmal dienen sie sogar dem sogenannten **Greenwashing**, also dem Versuch, ein Produkt umweltfreundlicher erscheinen zu lassen, als es tatsächlich ist. Es gibt aber auch Labels, die durch Dritte geprüft und zertifiziert werden. Diese Labels machen Angaben über bestimmte Eigenschaften oder die Herkunft eines Produkts, wie beispielsweise den ökologischen Anbau von Baumwolle oder den Verzicht auf gefährliche Chemikalien.
– **Siegel**: Siegel werden im Gegensatz zu Labels immer von unabhängigen Dritten vergeben. Sie garantieren, dass ein Produkt bestimmte Standards erfüllt, beispielsweise im Hinblick auf Umweltverträglichkeit oder faire Arbeitsbedingungen. Ein bekanntes Beispiel für ein vertrauenswürdiges Siegel ist der **Grüne Knopf**, das staatliche Siegel für nachhaltige Textilien in Deutschland.
– **Zertifizierungen**: Diese werden durch unabhängige, akkreditierte Institutionen durchgeführt. Sie überprüfen, ob ein Produkt oder eine Produktionskette den festgelegten Standards entspricht. Zertifizierungen sind in der Regel sehr streng und garantieren eine hohe Verlässlichkeit für Verbraucher.
### Wichtige Labels und Siegel in der Textilindustrie
1. **OEKO-TEX® MADE IN GREEN**:
Dieses Label garantiert, dass ein Produkt in umweltfreundlichen Betrieben hergestellt wurde und keine schädlichen Chemikalien enthält. Zudem sorgt es dafür, dass faire Arbeitsbedingungen herrschen. Ein wichtiges Merkmal ist die **Rückverfolgbarkeit der Lieferkette**: Mit einem QR-Code auf dem Produkt können Verbraucher genau nachvollziehen, woher die verwendeten Materialien stammen und unter welchen Bedingungen das Produkt hergestellt wurde. Das Label ist für Textilien und Lederartikel relevant und wird durch unabhängige Institute zertifiziert. Wichtig zu wissen: Produkte, die dieses Label tragen, müssen nicht zwingend biologisch sein, allerdings wird auf Nachhaltigkeit und soziale Standards großer Wert gelegt.
2. **Global Organic Textile Standard (GOTS)**:
Dieses weltweit anerkannte Label legt den Fokus auf biologische Materialien. Textilien, die dieses Siegel tragen, müssen zu mindestens 70 % aus **Biofasern** bestehen, wie Baumwolle oder Wolle. Darüber hinaus legt GOTS großen Wert auf soziale Standards, wie faire Löhne und keine Kinderarbeit. Ein Produkt mit dem GOTS-Label ist also sowohl ökologisch als auch sozial verantwortungsvoll produziert.
3. **Grüner Knopf**:
Der Grüne Knopf ist ein **staatliches Siegel**, das in Deutschland eingeführt wurde. Es bewertet nicht nur die Produkte selbst, sondern auch die Unternehmen, die sie herstellen. Das heißt, neben der Produktqualität werden auch die Arbeitsbedingungen, der Umweltschutz und die Unternehmensführung überprüft. Es ist eines der umfassendsten Siegel, die sowohl Nachhaltigkeit als auch soziale Verantwortung abdecken.
### Was können Verbraucher tun?
Für Verbraucher ist es nicht immer leicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen, da es so viele verschiedene Labels und Siegel gibt. Die Präsentation gibt hilfreiche Tipps:
– **Greenwashing vermeiden**: Achten Sie darauf, dass Labels und Siegel von unabhängigen, vertrauenswürdigen Dritten vergeben wurden. Eigenkreationen von Herstellern sind oft nicht aussagekräftig.
– **Fast Fashion meiden**: Schnell produzierte und billige Mode hat oft negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Arbeitsbedingungen der Menschen, die sie herstellen. Stattdessen sollten langlebige und nachhaltige Produkte bevorzugt werden.
– **Pflegehinweise beachten**: Indem man Kleidung richtig wäscht und pflegt, kann man ihre Lebensdauer verlängern und so Ressourcen schonen.
– **Second-Hand kaufen**: Der Kauf von Second-Hand-Kleidung ist eine gute Möglichkeit, den ökologischen Fußabdruck zu verringern und Ressourcen zu sparen.
– **Labels überprüfen**: Lassen Sie sich Zeit beim Einkauf und informieren Sie sich über die Bedeutung der Labels auf den Produkten.
### Ausblick auf die Zukunft der Textilindustrie
Zum Abschluss der Präsentation wird ein Blick auf mögliche zukünftige Entwicklungen in der Textilindustrie geworfen. Eine davon ist die Verlagerung der Produktion aus Asien nach Nordafrika, wo Arbeitskräfte günstiger und näher an Europa sind. Eine andere, eher ungewöhnliche Idee ist die Herstellung von Kleidung aus **Menschenhaar** – ein Konzept, das derzeit in der Forschung diskutiert wird.
Insgesamt zeigt die Präsentation, dass der bewusste Umgang mit Kleidung und das Verständnis der verschiedenen Labels und Siegel ein wichtiger Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Modebranche sind. Verbraucher haben durch ihre Kaufentscheidungen die Möglichkeit, positive Veränderungen zu bewirken.